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Über die Grundsätze bei der Verwaltung des Pfarramtes Ein Brief von P. Franz Maria Paul Libermann Franz Libermann wurde am 12. April 1802 als Sohn des jüdischen Rabbiners Lazarus Libermann im Elsaß geboren. Durch die Lektüre des Neuen Testaments und inständiges Beten um die Erleuchtung über den wahren Glauben kam er zum Entschluss, katholisch zu werden. Weihnachten 1826 wurde er getauft. Er wurde Priester und gründete die Kongregation vom Heiligen Geist und vom hl. Herzen Mariens und starb am 2. Februar 1852 in Paris. Der Seligsprechungsprozeß ist eingeleitet. Mein Lieber! Sie wünschen von mir die Mitteilung der Grundsätze, welche Sie bei der Verwaltung Ihres Pfarramtes zu befolgen haben. Sie haben dabei zwei Ziele zu erstreben: Ihre eigene Heiligung und die Heiligung der Seelen, die Ihnen anvertraut sind. Beide Aufgaben sind unzertrennlich verbunden und bedingen sich gegenseitig. Sie können sich nicht selbst heiligen, ohne mit aller Kraft an der Heiligung der Seelen zu arbeiten, für deren Rettung Sie angestellt sind, und es ist ebenso unmöglich, die Seelen zu heiligen, wenn Sie sich selbst vernachlässigen. Diese Erwägung ist von großer Bedeutung, denn manchmal denken die Priester nur an ihre eigene Heiligung, und die Seelen werden ein wenig vernachlässigt, sie besitzen mehr Eifer für die Ausübung der Tugenden, die auf die eigene Heiligung hinzielen, als für die Rettung der Seelen. Das ist ein großer Fehler. Wenn man einmal Priester ist, gehört man sich nicht mehr selbst an, sondern infolge des göttlichen Willens den Seelen, deren Leitung uns durch die Vorsehung anvertraut wurde. Andere dagegen gehen unter dem Vorwand des Eifers für die Seelen ganz in ihrem Amt auf, ohne sich viel um ihre eigene Heiligung zu kümmern. Diese handeln noch schlimmer als die erstern. Sie müssen zuerst die Ehre Gottes in ihrer eigenen Seele zu fördern trachten. Wenn sie heilig sind, werden sie viel mehr Seelen retten und mit viel weniger Mühe, als wenn sie es nicht sind. Man soll also das eine tun und das andere nicht unterlassen. Was Ihre eigene Heiligung anbelangt, so müssen Sie Vorsichtsmaßregeln treffen, um treu auszuharren in den Übungen der Frömmigkeit, im Gebet, in der Gewissenserforschung, in der geistlichen Lesung und in der beständigen Sammlung. Seltene Fälle abgerechnet, müssen Sie darin pünktlich sein. Die Andachten zum heiligsten Sakrament und zur allerseligsten Jungfrau sind die eigentlichen Andachten des Priesters. Wenn Sie sich durch eine andere Andacht angezogen fühlen, so mögen Sie dieselbe üben, aber die beiden genannten müssen Sie regelmäßig üben, indem Sie den Heiland im Sakrament besuchen und den Rosenkranz beten. Treffen Sie Maßregeln gegen die Lauheit! Man unterläßt nach und nach zuweilen diese Übungen, und wie man sich einredet aus guten Gründen; jedoch sind diese Gründe nicht immer so triftig, als man denkt. Schließlich ist man durch die Vernachlässigung ein anderer Mensch geworden. Verkehren Sie nicht mit vielen Menschen, besorgen Sie die Pflichten Ihres Amtes. Sie haben keine Zeit zu verlieren und werden finden, dass sie kaum zur Erfüllung Ihrer Pflichten ausreicht. Schließen Sie nur Freundschaft mit frommen und tugendhaften Menschen. Seien Sie milde und zuvorkommend gegen alle, seien Sie demütig, aber immer ohne Verstellung und Schwäche; seien Sie freundlich und offen, aber mit einer gewissen Zurückhaltung, ohne geschwätzig zu sein, damit Sie nie etwas sagen, was nicht passend und vernünftig ist. Vermeiden Sie die Schwäche, halten Sie fest an Ihren Entschlüssen und gehen Sie nicht davon ab, wenn es sich um die Ehre Gottes und das Heil Ihrer Seele handelt. Dieses alles soll aber mit Sanftmut und Bescheidenheit geschehen, ohne Launenhaftigkeit und Verwirrung. Treten Sie immer frei auf und vermeiden Sie die Schüchternheit, ohne die Bescheidenheit zu verletzen. Was den zweiten Punkt, die Rettung der Seelen, anbelangt, so müssen Sie von Seeleneifer erfüllt sein, aber mit einem Eifer voll Liebe. Dieser Eifer darf Sie indessen nicht aufregen, weil Sie sich sonst immer in Verwirrung befänden. Ob der Eifer echt und gut ist, können Sie daraus erkennen, dass Sie mehr Sammlung und Verlangen, Gott zu gefallen, in sich verspüren, wenn Sie sich den Arbeiten des Seeleneifers widmen, als wenn Sie es nicht tun. So müssen Sie z.B. nach der Predigt, wenn sie mit wahrem apostolischem Eifer gehalten wurde, von größerer Liebe zu Gott erfüllt sein, als vorher. Wenn der wahre Eifer fehlte, so sind Sie nach derselben mehr mit der Sorge beschäftigt, was die Menschen denken und sagen, als mit Gott. Beim wahren Eifer verspürt man vor und nach der Tätigkeit einen süßen Frieden, während man bei mangelhaftem Eifer sowohl vor als auch nach der Tätigkeit aufgeregt ist. Haben Sie deshalb einen heiligen, reinen, demütigen, glühenden Eifer, der von der Liebe zu Gott und dem Verlangen nach seiner Ehre belebt wird. Um diesen Eifer zu entfalten, müssen Sie in einer würdigen Weise die Funktionen des Priestertums verrichten, große Hochachtung, Sammlung und einen lebendigen Glauben bei der Spendung der Sakramente und der Darbringung des hl. Meßopfers an den Tag legen. Die Predigt muß apostolisch sein nach dem Vorbild des göttlichen Meisters und des hl. Paulus. Predigen Sie nicht, um zu reden, sondern um Seelen zu retten. Die, welche nur predigen, weil es ihre Pflicht ist, sind zufrieden, wenn die Predigt zu Ende ist, und noch mehr, wenn sie Beifall gefunden haben. Sie denken mehr daran, geistreiche Gedanken in schönen Worten wiederzugeben, als Wahrheiten zu verkünden, die die Heiligung der Seelen bewirken. Streben Sie also nicht danach, schöne Reden, sondern apostolische Reden zu halten. Bewahren Sie die Sammlung, wenn Sie sich auf die Predigt vorbereiten. Halten Sie dieselbe in derselben Fassung, wie Sie dieselbe vorbereitet haben. Bevor Sie die Kanzel besteigen, beten Sie eine halbe Stunde. Wenn Sie auf der Kanzel stehen, setzen Sie jede Rücksicht auf die Geschöpfe beiseite, betrachten Sie sich wie einen Gesandten Gottes, der beauftragt ist, seinen heiligen Willen den Menschen zu verkünden, und als Stellvertreter Jesu Christi. Vertreten Sie ihn in würdiger Weise, nicht mir Furcht und Schüchternheit, aber auch ohne Eigenliebe. Verkündigen Sie das Wort Gottes mit Eifer und Begeisterung, fassen Sie den Entschluss, sich für die göttlichen Wahrheiten, die Sie zu verkünden sich anschicken, zum Opfer zu bringen. Deklamieren Sie nicht, sondern reden Sie wie bei einer guten Unterhaltung. Denken Sie nicht daran, dass Sie eine Rede halten wollen, sondern dass Sie sich inmitten der Kinder Gottes befinden, denen Sie den Willen ihres himmlischen Vaters erklären und die Sie mit Liebe zu ihm erfüllen wollen. Ist die Predigt zu Ende, so bitten Sie Jesus und Maria, dass sie die Seelen segnen, und dass das Saatkörnlein des göttlichen Wortes, das Sie ausgestreut haben, in ihnen Frucht bringen möge. Denken Sie in Ruhe über die Fehler nach, die Sie etwa in der Predigt gemacht haben, um sie in Zukunft zu vermeiden. Ist dieses geschehen, so denken Sie nicht weiter mehr daran. Der Religionsunterricht muß mit geringer Veränderung in derselben Weise gehalten werden. Bedenken Sie dabei, zu wem Sie sprechen, versetzen Sie sich in die geistige Verfassung der lieben Kinder, suchen Sie die Gegenstände nach ihrer Weise zu betrachten, um sie nach ihrer Fassungskraft vorzutragen und sie ihnen verständlich zu machen. Die wesentlichen Eigenschaften des Unterrichts sind Klarheit und Einfachheit. Der Unterricht muß sorgfältig, aber im Geiste des Gebetes, vorbereitet werden, damit man mit Salbung reden kann. Es genügt nicht, dass die Kinder die heiligen Wahrheiten der Religion kennen, man muß sie dieselben auch verkosten lassen. Man darf indessen nicht viele Worte machen; jedes Wort muß dazu dienen, die Gegenstände zu erklären; aber diese einfachen und belehrenden Erklärungen müssen mit Salbung vorgetragen werden. Zum Schluß muß eine kleine Ermahnung an die Kinder gerichtet werden, um sie zu rühren und zu guten Vorsätzen aufzumuntern. Alles soll, wie Sie sehen, im Geiste Gottes geschehen. Hat man kleine Kinder zu unterrichten, so muß man sie anleiten, selbst das Richtige zu finden. Wenn man den Katechismus abgehört hat, muß man Fragen an sie stellen, die auf die Erklärung des Gelernten hinzielen. Wenn sie hierbei ungefährt das Richtige treffen, soll man ihnen mit einigen Worten zu Hilfe kommen. Lange Erklärungen muß man vermeiden, weil sie diese nicht verstehen und darum nicht darauf achten. Man soll ihre Teilnahme am Unterricht wach halten und sie zu rühren suchen. Ihr Wille ist gut, ihr Verstand geneigt, jede Belehrung anzunehmen, die man ihnen erteilt, und die Gnade stößte bei ihnen nur selten auf Hindernisse. Die einzige Schwierigkeit besteht in ihrer Leichtfertigkeit, Schwäche und Flatterhaftigkeit; man muß sie deshalb zu fesseln trachten. Kann man dieses erreichen, so findet man weiter keine Schwierigkeit. Man muß sie mit Milde, Sanftmut und Festigkeit behandeln, die Festigkeit darf aber der Milde keinen Eintrag tun. Vertraulichkeiten mit ihnen müssen vermieden werden. Man muß ihnen Hochachtung und zugleich Zuneigung einflößen. Es muß nicht so sehr unser Bestreben sein, ihre Anhänglichkeit zu erwerben, als sie zur Liebe Gottes anzuleiten. Dass Gott geliebt werde, nicht wir, soll in allen Beschäftigungen das Ziel unseres Bestrebens sein. Über die Beichte habe ich nur wenig zu sagen. Seien Sie immer mit dem Heiland vereint und setzen Sie Ihr ganzes Vertrauen auf ihn. Behandeln Sie die Sünder mit der größten Milde und Sanftmut, niemals mit Härte und Bitterkeit. Lassen Sie dieselben das Unrecht fühlen, das sie getan haben, ohne sie zu verletzen, tadeln Sie nie mit Strenge! Flehen Sie zu Gott und nehmen Sie Ihre Zuflucht zu Maria, damit sie die Herzen der Sünder rühre. Befolgen Sie nie in der Moral eine strenge Richtung. Da ich kein großer Theologe bin, sollte ich darüber nicht reden. Ich kann Ihnen indessen die Versicherung geben, dass die strengen Grundsätze in der Moral den Seelen Verderben bringen. Folgen Sie kühn dem hl. Alphons von Liguori [Mit den strengen Grundsätzen ist natürlich nicht die kirchliche Morallehre gemeint, sondern der Jansenismus. Der hl. Alphons führte in der Moraltheologie einen "Zweifrontenkrieg": einerseits gegen den Laxismus, andererseits gegen den Jansenismus. Das kirchliche Lehramt hat entschieden, dass man in allen moralischen Zweifelsfällen dem hl. Alphons folgen darf. Inzwischen haben sich die Verhältnisse so verschoben, dass der einst für mild angesehene Alphons heute als streng gilt]. Mit den Kindern dieser Welt seien Sie einfältig, milde, sanft, zuvorkommend, bescheiden, ohne sich jemals ihre Gewohnheiten und Sitten anzueignen. Werden Sie allen alles, indem Sie sich so viel wie möglich zu ihnen herablassen. Gehen Sie auf ihre Wünsche ein, aber weichen Sie nicht vom Geist und der Richtschnur des Evangeliums ab, vermeiden Sie in Ihrem Auftreten und Benehmen alles, was den Schein der Eitelkeit und des Weltgeistes an sich trägt, denn in dieser Weise soll man nicht allen alles werden. Mit den Personen des anderen Geschlechts seien Sie äußerst zurückhaltend. Beobachten Sie im Verkehr mit ihnen noch größere Bescheidenheit als beim Umgang mit anderen. Reden Sie mit ihnen, was ihnen zum Heile gereicht, aber niemals oder selten über gleichgültige Dinge. Führen Sie mit ihnen nie Unterredungen, die eine gewisse Vertraulichkeit bekunden. Wenn Sie auch noch so oft mit ihnen reden müssen, bewahren Sie immer in Ihrem Benehmen und in der Unterhaltung dieselbe Zurückhaltung wie bei der ersten Begegnung. Seien Sie würdevoll und ernst in Ihrem Auftreten, ohne sich jedoch zur Übertreibung verleiten zu lassen. Behandeln Sie dieselben nicht abstoßend und kalt, legen Sie keine Gleichgültigkeit an den Tag und erwecken Sie nicht den Eindruck, als wenn Sie sich wenig aus ihnen machten. Durch ein solches Benehmen würden Sie dieselben von Gott entfremden. Sie sind für ihre Seelen ebenso verantwortlich wie für die anderen. Sie müssen gegen dieselben jene Sanftmut, Liebe und Güte an den Tag legen, die Jesus gegen die hl. Magdalena und die Samariterin bekundete. Zeigen Sie Interesse für ihre Seelen und behandeln Sie dieselben nach dem Bedürfnis ihrer Schwächen und Unvollkommenheiten, die Sie an ihnen entdecken, aber zeigen Sie nie Interesse für ihre Person als solche, wegen ihres Benehmens, ihres Charakters und anderer guten Eigenschaften; das wäre immer gefährlich. Ihr Interesse soll sich im allgemeinen nur auf ihre Seele erstrecken. Bei frommen und selbst heiligen Personen müssen Sie noch größere Vorsicht gebrauchen. Man schätzt anfänglich ihre Tugend, dann die göttliche Gnade, die sich an ihnen offenbart; man bewundert ferner ihre schönen geistigen Eigenschaften, alsdann nach und nach den Charakter, die Anmut des Geistes und Benehmens, und schließlich wird das Herz von einer menschlichen Zuneigung erfaßt, die sogar in Leidenschaft ausarten kann. Bewahren Sie Ihre Seele rein und makellos, Ihr Herz frei und ungebunden, damit Jesus allein alle Neigungen Ihres Herzens bewege. Suchen Sie diese Personen nicht an sich, sondern an Jesus Christus zu ketten. Aus: Brief an einen Geistlichen aus dem Jahr 1842, veröffentlicht in: Das Ideal des Priestertums. Briefe des ehrwürdigen P. Libermann, nach dem Französischen bearbeitet von Joseph Heilgers, Pfarrer in Roisdorf, Paderborn 1893. Heiligung der Priester Eine Neuerscheinung Von Alfred Betschart “Uns beschäftigt vor allem die eine Sorge: Die Priester möchten sich in ihrem ganzen Lebenswandel ihrer Berufspflicht wirklich würdig erweisen ... Wir beginnen also Unsere Ermahnung, geliebte Söhne, mit der Aufforderung zu einem heiligen Lebenswandel, wie ihn eure hohe Würde verlangt.“ Dies schrieb Papst Pius X. anlässlich seines fünfzigsten Priesterjubiläums in seinem an den Klerus gerichtete Apostolischen Mahnwort Haerent Animo vom 4. August 1908. Mit einer bescheidenen privaten Neuausgabe zum 100. Jahrestag soll dieses bedeutenden päpstlichen Schreibens gedacht werden, dessen Thematik auch in unserer Zeit nichts an Aktualität eingebüßt hat, im Gegenteil! Denn wenn schon jeder Getaufte zur Heiligkeit berufen ist - “seid heilig, denn ICH bin heilig” (vgl. 3 Mos 11,44), um wieviel mehr dann der Priester auf Grund seiner Berufung zur besonderen Freundschaft mit Jesus Christus “ich nenne euch nicht mehr Knechte ... euch nenne ich Freunde” (vgl. Joh 15,15) und auf Grund seiner Sendung, Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi zu wandeln und die Sünder im Namen Gottes von ihren Sünden loszusprechen. Der Priester darf dies tun in persona Christi. “Wenn es in menschlichen Angelegenheiten etwas ganz Göttliches gibt, worum uns die Himmelsbürger, falls sie des Neides fähig wären, beneiden könnten, so ist dies gewiss das Opfer der heiligen Messe. Dieses Gottesgeschenk bewirkt, dass Menschen den Himmel wie in einer Art Vorgeschmack schon auf Erden besitzen, da sie ja den Urheber Himmels und der Erde selbst vor Augen haben und in ihren Händen halten.” Dies schrieb Papst Urban VIII. im Missale Romanum vom 2. September 1634 über die Teilhabe des Priesters am Priesteramte Christi. Ist uns Priestern die Größe und Heiligkeit dieses Dienstes bewusst, wenn wir täglich zum Altare schreiten? “Agnoscite, quod agitis Erkennet, was ihr tut!” Der hl. Johannes Chrysostomus sagt, dass die Hand, die konsekriert, reiner sein müsse als das Sonnenlicht. Und wenn das von der Hand gilt, um wieviel mehr sollen dann die Augen reiner sein, die die göttliche Gegenwart betrachten, die wohl vor unseren Augen verschleiert, aber kaum verborgen ist. Und was soll von den Lippen gesagt werden, die sprechen: “Das ist mein Leib”, und was von unseren Ohren, die unsere eigene Stimme hören, wenn wir diese Worte einer neuen Schöpfung Gottes aussprechen? Und wenn unser Leib so geheiligt werden muss, wie soll dann erst die Heiligkeit der priesterlichen Seele sein? Wie muss der Priester heilig in seinem Verstand mit all seinen Fähigkeiten, seinem Gedächtnis und seiner Phantasie, in seinem Herzen mit all seinen Gefühlen und Wünschen; in seinem Gewissen, das in der Moraltheologie mit seiner ganzen Unterscheidungskraft und seiner Herrschaft über das sittliche Leben geformt worden ist; und wie in seinem Willen mit seinen Akten und seiner beständigen Herrschaft über das äußere und innere Leben! Deshalb ist der Priesterstand von seiner Natur, von seinen Anforderungen und Verpflichtungen her der Stand, von dem die höchste Vollkommenheit verlangt wird, ein Stand, der von unserem göttlichen Herrn und Meister selbst eingesetzt ist. “Agnoscite, quod agitis!” Das Apostolische Mahnwort Haerent Animo will den Priestern all dies wieder in Erinnerung rufen. Es fordert, dass priesterliches Leben und Lehren übereinstimmen sollen. Es erinnert, dass der Priester Christus selber vertritt: “Ich habe euch erwählt und euch bestellt, damit ihr hingeht und Frucht bringet” (Joh 15,16). Der Papst erinnert auch an die priesterlichen Tugenden wie Demut, Gehorsam, Opferbereitschaft, Keuschheit, selbstlose Hingabe an Gott und den Nächsten. Er erinnert ebenso an die verschiedenen Hilfsmittel, die dem Priester zur Verfügung stehen, um zur priesterlichen Heiligkeit gelangen zu können: z. B. an die unbedingte Notwendigkeit des Betens, ohne das Heiligkeit unmöglich ist. Er erinnert an die Betrachtung, die Gewissenserforschung, die geistliche Lesung und die Lesung der Heiligen Schrift: “Lege niemals die Heilige Schrift aus der Hand!” (Hieronymus an Nepotian). Zum Schluss schreibt der Heilige: “Die Wünsche, die Wir ... für euch hegen, vertrauen Wir der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria an, der Königin der Apostel, damit sie sich um so schöner erfüllen. Sie hat ja die glücklichen Erstlinge des Priestertums durch ihr Beispiel belehrt, einmütig im Gebet zu verharren, bis die Kraft aus der Höhe über sie kam. Eben diese Kraft hat Maria den Aposteln ... vermittelt und gefestigt, zum gesegneten Erfolg ihres Wirkens.” Die neue Auflage des Schreibens Papst Pius X. ist zugleich der Beginn einer Schriftenreihe für die priesterliche Heiligung, die sich an Priester und Seminaristen richtet. Sie will der Neuevangelisierung dadurch dienen, dass sie Priestern geistliche Hilfe bietet inmitten einer säkular gewordenen Gesellschaft, “Salz der Erde” zu sein. Die Broschüre kann im Priesterseminar St. Petrus, kostenlos bestellt werden. P. Sven Leo Conrad FSSP: Die Weihestufen Mit Jakobus auf der Titanic In dieser Predigt zum 4. Sonntag nach Ostern spreche ich über eine Aussage des hl. Jakobus in der Lesung (Jak 1, 21) und wende sie auf den Untergang der Titanic an. |
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