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Wir haben an die Liebe geglaubt
Von P. Engelbert Recktenwald “Credidimus Caritati” - “Wir haben an die Liebe geglaubt”. So lautete der Wahlspruch im Wappen von Erzbischof Marcel Lefebvre. Ausgerechnet von ihm? “Der hatte es doch mehr mit dem Glauben als mit der Liebe!” So könnte der verwunderte Ausruf eines Katholiken lauten, der dem heute weitverbreiteten Narrativ aufgesessen ist, das einen Gegensatz zwischen Glaube und Liebe konstruiert, genauer gesagt: zwischen Rechtgläubigkeit einerseits und “großzügiger” Liebe andererseits. Rechtgläubigkeit wird mit Einengung und Bevormundung assoziiert, Liebe mit Befreiung davon. Auf der einen Seite haben wir demnach den engstirnigen Fundamentalisten, auf der anderen Seite den menschenfreundlichen Seelsorger, hier den lieblosen Pharisäer, dem der wahre Glaube wichtig ist, dort den modernen Barmherzigkeitsprediger, dem die Menschen wichtiger sind. Er nimmt es deshalb mit den Dogmen nicht so genau. Das ist ein Ausweis seiner Menschenliebe. Liebe als Gegeninstanz zum Glauben, Wahrheit als Einschränkung der Freiheit: Diese Konstruktion hat sich in den Köpfen vieler Zeitgenossen festgesetzt. Dass Erzbischof Lefebvre, mein Weihebischof, Fehler machte und ich mich deshalb von ihm distanzierte, habe ich häufig - in den Augen mancher meiner Kritiker zu häufig - bekundet und begründet. Aber gegen den Vorwurf der Lieblosigkeit muss ich ihn in Schutz nehmen. Dabei geht es mir in diesen Überlegungen gar nicht in erster Linie um ihn persönlich, sondern vielmehr um die beschriebene Strategie der Verdächtigung von Glaubenstreue als liebesfeindlich. Auch Kardinal Ratzinger/Papst Benedikt wurde ein Opfer dieser Strategie. “Panzerkardinal” wurde er genannt, sobald er hier oder dort seine Pflicht erfüllte, die unverfälschte Glaubensweitergabe in der Kirche sicherzustellen. Angesichts des nahenden Todes bekannte Erzbischof Lefebvre einmal, was ihn all die Jahre hindurch bewegte: Er wollte das katholische Priestertum weitergeben “in der ungetrübten Reinheit der Lehre, in seiner grenzenlosen missionarischen Liebe.” Missionarische Liebe! Dass sie ihn bewegte, glaube ich ihm aufs Wort. Das spürte man. Die Liebe zu den Seelen, zur Kirche und zu unserem Herrn trieb ihn an. Er war ein liebender und liebenswürdiger Mensch. “Missionarische Liebe” und “ungetrübte Reinheit der Lehre”: Beides gehört zusammen. Beides bedingt einander. Wir sehen es beim heiligen Paulus. Auf der einen Seite schreibt er: “Die Liebe Christi drängt uns!” (2 Kor 5,14). Und auf der anderen Seite besteht er kompromisslos auf der Reinheit der Lehre: “Doch wenn selbst wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündeten, als wir euch verkündet haben, so sei er verflucht!” (Gal 1,8). Dabei will ich gar nicht leugnen, dass es Pharisäertum und engstirnige Rechthaberei gibt - übrigens nicht nur bei den sog. Konservativen, sondern in allen Lagern. Und ja, man kann auch mit der Rechtgläubigkeit Schindluder und geistlichen Missbrauch treiben, so dass das Beharren auf ihr nicht aus Liebe kommt, sondern dem eigenen Ego dient. Und woher soll ich wissen, dass es sich bei der Haltung von Erzbischof Lefebvre und Kardinal Ratzinger nicht doch um getarnten Egoismus handelte, schließlich habe ich ja nicht die Seelenschau? Abgesehen davon, dass ich das trotz fehlender Seelenschau für völlig ausgeschlossen halte, kenne ich einen weiteren Vertreter dieser Haltung tatsächlich von innen, nämlich mich selbst. Warum bin ich Priester geworden und warum verkünde ich das Evangelium? Weil ich Christus liebe. Und warum liebe ich ihn? Weil er mir so viel verziehen hat. Wenn ich den Menschen den Glauben verkünde, dann nicht, weil ich mich für etwas Besseres halte oder weil ich sie bevormunden will, sondern weil ich ihnen dasselbe Glück gönne. Es besteht darin, die Liebe Christi kennenzulernen. Nur in dieser Liebe ist das Heil zu finden. Ich selber bin jemand, der ganz und gar auf diese Liebe angewiesen ist. Ich bin der verlorene Sohn, der gesündigt hat und wieder reuevoll zurückkehrt. Ich will so viele Menschen wie möglich mitnehmen auf diese Rückreise zum Vaterherzen Gottes. Ich predige, was ich lebe. Wenn Christus sagt: “Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder” (Mt 9, 13), geht mir das Herz auf. Jetzt verstehe ich, warum er mich gerufen hat! Dieses Glück will ich mit möglichst vielen Menschen teilen. Ich will ihnen zurufen: “Habt keine Angst, euch dem Herrn zuzuwenden! Ihr könnt die Güte seines Herzens nicht überschätzen. Glaubt an Seine Güte! Glaubt an Seine Liebe!” Wer Ihn sieht, sieht den Vater. Das Vaterherz Gottes wird in Seiner Liebe sichtbar. Und warum ist die Reinheit der Lehre so wichtig? Weil alles darauf ankommt, das Ziel der Reise zu kennen. Es ist die Liebe des Herrn. Glaubenstreue Verkünder wie Kardinal Ratzinger weisen den Weg dorthin, Modernisten versperren ihn. Das habe ich selber erlebt. Ich habe es erlebt, wie man mir “in missione canonica”, also in kirchlichem Namen, weismachen wollte, dass es diese Liebe gar nicht gibt. Christus sei ein Mensch wie du und ich gewesen: Er kannte mich nicht, er starb nicht für mich, er liebte mich nicht. Natürlich sei er von einer allgemeinen Menschenliebe erfüllt gewesen, er war ein großes Vorbild, ein Wohltäter: Aber mich hat er nicht geliebt, weil er mich gar nicht kannte. Jesus war nicht der menschgewordene Gott, sondern ein jüdischer Wanderprediger. Er wusste nicht, dass er uns durch seinen Tod erlösen sollte. Das seien alles nachösterliche Konstruktionen. Und deshalb lag es außerhalb seines Horizonts, eine Kirche zu gründen, deshalb gibt es kein von ihm gestiftetes Priestertum, deshalb haben die Sakramente keine göttliche Kraft, deshalb gibt es in der Beichte keine sakramentale Sündenvergebung und in der Eucharistie keinen wahren Leib des Herrn. Deshalb können Priester heiraten, Frauen Priester werden, Kirchenstrukturen geändert, Bastionen geschleift und Dogmen aufgegeben werden. Das alles lernte ich im katholischen Religionsunterricht vor über vierzig Jahren, und das alles begegnet mir bis heute auf Schritt und Tritt. Durch die Irrlehren werden die Menschen von der realen Liebe Christi abgeschnitten. Man reicht den Gläubigen Steine statt Brot. Das ist kein Zeichen von Liebe, sondern ein Verbrechen an den Seelen. Deshalb hat Paulus, wie oben zitiert, das Anathema über die Irrlehrer ausgerufen (Gal 1,8). Deshalb gehören Liebe und Glaube, missionarische Liebe zu den Seelen und Reinheit der Lehre untrennbar zusammen. Eine gute Mutter achtet darauf, dass sie ihren Kindern keine vergifteten Speisen reicht. Dasselbe tut die Kirche, wenn sie auf die Reinheit der Lehre achtet. Je weniger die Mutter darauf achtet, um so mehr ist dies ein Zeichen von Gleichgültigkeit gegenüber ihren Kindern, von erschreckendem Liebesmangel. “Credidimus Caritati”- Was für ein schöner Wahlspruch aus 1 Joh 4,16! Wir glauben nicht an uns selbst und nicht an unsere eigene Unfehlbarkeit, sondern an die Liebe Christi. Wir gehören nicht zu den Theologen, die immer alles besser wissen als die Kirche. Wir glauben daran, dass Christi Liebe selber Vorsorge getroffen hat, die Seelen durch alle Generationen hindurch zu erreichen, nämlich dadurch, dass Er seine Kirche gründete und mit der nötigen Vollmacht ausstattete, damit sie ihre Mission erfüllen kann: die Kunde von Seiner Liebe unverfälscht durch die Zeiten zu tragen. Das Lehramt ist eine Erfindung seiner Liebe. “Wir haben an die Liebe geglaubt.” Diese Wahrheit macht das Herz weit und erfüllt es mit Dankbarkeit, Freude und Begeisterung. Im Laufe meines Lebens bin ich vielen Menschen begegnet, die die Wahrheit der Liebe Gottes entdecken durften und denen es genau so ergeht. Darunter sind viele Konvertiten. Sie entwickeln ein besonderes Bewusstsein für unsere Dankesschuld gegenüber der Kirche. Der Kirche verdanken wir die immer neue Gegenwart der göttlichen Liebe in den Sakramenten, ihrem Lehramt die unverfälschte Kunde davon. Doch während wir uns von der Kirche beschenken lassen, wollen die Reformer umgekehrt die Kirche mit ihren Verbesserungsvorschlägen beglücken und sind dann beleidigt, wenn die Kirche sie nicht annimmt. Empfangene Liebe erzeugt Dankbarkeit, verhinderter Eigenwille Frustration. Seit 60 Jahren folgt Aufbruch auf Aufbruch: dem Aufbruch des Konzils der Aufbrauch der Würzburger Synode, der Aufbruch des Mannheimer Dialogprozesses, der Aufbruch des Synodalen Wegs... Die bemühte Aufbruchsrhetorik verkleistert nur die wachsende Frustration über den Ungehorsam der Kirche gegenüber den eigenen Reformwünschen. Vor 2000 Jahren ist Gott aufgebrochen, um uns in seinem Sohn seine Liebe zu schenken und jene Reform einzuleiten, auf die allein es ankommt: unsere Bekehrung, Heiligung und Rettung. Ich danke meinem Erlöser, dass er mir verzeiht, dass ich bin, wie ich bin. Der Modernist verzeiht der Kirche nicht, dass sie ist, wie sie ist. Ich bin übervoll von Freude, dass Jesus mich gerettet hat; der Modernist ist frustriert, dass die Kirche sich nicht von ihm retten lässt. Der Synodale Weg sei jetzt die letzte Chance für die Kirche, heißt es schon. Keine Sorge: Die Kirche wird auch diesen letzten Rettungsversuch überleben. Frustration ist das Gegenteil von Begeisterung. Sie macht blind für die Wahrnehmung der wahren Sachverhalte: Aus der Treue des Lehramts, z.B. gegenüber der tradierten Wahrheit der Unmöglichkeit des Frauenpriestertums, wird in ihren Augen die uneinsichtige Sturheit einiger alter Männer in Rom. Die Modernisten wollen sich nicht belehren lassen und beschweren sich über die Unbelehrbarkeit des Lehramts. Sie erkennen nicht mehr die Liebe darin. Ja, ich lege Wert auf die “Reinheit der Lehre”, ich bin “lehramtstreu”. Der Dienst des Lehramts ist ein Dienst der Liebe: göttliche Wahrheit statt menschlicher Meinung, Brot statt Steinen - auch wenn es anscheinend Menschen gibt, denen die Steine besser schmecken als das Brot. Schon Paulus warnte Timotheus vor Lehren, die den Ohren schmeicheln. Mein Gehorsam gegenüber dem Lehramt ist die Bedingung dafür, dass auch meine Verkündigung ein Dienst der Liebe ist. Dabei bleibe ich, daran halte ich fest, egal, was für ein schlechtes Beispiel mir von Theologen und kirchlichen Hirten gegeben wird. Ich bin es leid, mir solche Vorwürfe anhören zu müssen wie: der Glaube sei mir wichtiger als die Liebe, die Wahrheit wichtiger als die Freiheit, der Buchstabe wichtiger als der Geist. Das Gegenteil ist der Fall: Um der Liebe willen ist mir die Wahrheit so wichtig. Ich möchte die Menschen mit der göttlichen Liebe anstecken, nicht mit menschlichen Reformvorstellungen. Die Menschen haben ein striktes Recht darauf, aus meinem Mund den befreienden, frohmachenden Glauben der Kirche zu erfahren und nicht meine Privatmeinungen. Dieses Recht achte ich: weil ich die Menschen liebe. Der Aufsatz erschien zuerst im Januar 2020 im Vatican-Magazin. Sie können ihn auch hören. Alles schon mal dagewesen: Recktenwald: Dialog als Heilmittel für die Kirche? Übersehene Selbstsäkularisierung Die Tendenz dieser Instruktion freilich will darauf aufmerksam machen, dass bei dem Prozess der Neugestaltung ein Defizit auftritt, das die Verantwortlichen offensichtlich nicht sehen oder sehen wollen: In einigen Bereichen findet eine Selbstsäkularisierung und eine Funktionalisierung des kirchlichen Handelns statt, die das Sakrale zurückdrängt, die Bedeutung der Weiheämter marginalisiert und damit die Sakramentalität der Kirche verblassen lässt. Der Theologe Prof. Dr. Ludwig Mödl über die Kritik an der Instruktion der Kleruskongregation vom 29. Juni 2020, in: Neue Bildpost vom 29./30. August 2020, S. 8 Ein Schachklub ohne Schach Eine Kirche, die beständig diskursiv um sich selbst kreist, aber die Botschaft, die ihr anvertraut ist, nicht mehr verkündet, ist so unattraktiv und unnütz wie ein Schachklub, in dem der Vorstand über die Satzung streitet, aber das Schachspielen längst eingestellt hat. Aus: Thorsten Paprotny, Die synodale Parallelgesellschaft Geschäftiger Gremienkatholizismus Den Jüngeren sei gesagt, dass mit der Würzburger Synode etwas begann, was die deutsche Amtskirche heute noch im Griff hat: geschäftiger Gremienkatholizismus, Bischöfe und Laien auf herrlicher Augenhöhe, Debatten um Strukturen, Dauerthemen wie Zölibat, klerikale Macht, Laienpredigt, Frauenweihe, neue Sexualmoral, Laien am Altar und ökumenische Gefälligkeiten. Also „Lähmung durch Reformeifer“ (O-Ton Ratzinger, wie sein Biograf Peter Seewald schreibt). Das alles dauert jetzt schon fünfzig Jahre und findet im Synodalen Weg seinen soundsovielten Aufguss. Kirche wie ein Parlament, Progressive gegen Konservative, hohe Politik, die die Menschen mit ihren Alltagssorgen nicht interessiert. Guido Horst im Editorial zum Vatican-Magazin, Januar 2021 Das moderne Schaf Was würde heute das verlorene Schaf aus dem bekannten Gleichnis Jesu tun? In diesem Podcast gibts eine Anpassung dieses Gleichnisses an die heutige Zeit.
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