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Wächter über eine Gesellschaft, die ihre christlichen Wurzeln vergisst „Viele von uns sind Scheidungskinder. Wir haben selbst erlebt, was es heißt, ohne Vater und Mutter aufzuwachsen“, sagt Carol. „Wir wollen nicht, dass es zur Norm wird, ohne Vater und Mutter groß zu werden.“ Carol zählt zu den 45 Redakteuren von „Le Rouge et le Noir“, dem Internetauftritt der jungen Homosexuellenehe-Gegner. Aus: Michaela Wiegel, Jung, konservativ, dagegen, in der FAZ vom 23. April 2013. Wiegel schreibt über die Wächter (Les veilleurs), einer Jugendbewegung, die aus der Bürgerbewegung Demo für alle (La Manif pour tous) gegen die Einführung der “Homoehe” in Frankreich hervorgegangen ist.
Manif pour tous Die Bewegung “Manif pour tous” (Demo für alle), in Anlehnung an das Gleichstellungsgesetz “Ehe für alle”, das wenige Tage vorher in Kraft getreten war, war der konkrete Auslöser, wobei die Demonstration ein millionenfaches Plädoyer für die klassische Ehe und Familie war. Nicht am Rande, sondern nach der Veranstaltung gab es Krawalle in der Stadt. Nach offiziellen Angaben wurde 293 Personen festgenommen. Weit ab von der Demonstration hatte eine Gruppe der “Generation Identitaire”, die am Rand der Legalität mit Aktionen von sich Reden macht, vom Dach der sozialistischen Parteizentrale eine Banderole entrollt: “Hollande Demission” (Hollande, tritt zurück), eine Aufforderung, die in der Partei und in vielen Medien aufgeregt kommentiert wurde. Aus dem Artikel von Jürgen Liminski Frankreich: Protest weitet sich aus, in der Tagespost vom 28. Mai 2013, über die Großdemonstration in Paris am Sonntag, den 26. Mai. Seit über vier Monaten halten die Massendemonstrationen an. Von interessierten Medien und Regierungsstellen werden die Teilnehmerzahlen massiv heruntergespielt, obwohl Luftaufnahmen die wahre Teilnehmerzahlen von etwa 1,7 Millionen am 24. März belegen. Doch man schreckt, wie Liminski schreibt, nicht einmal davor zurück, die Fotos zu fälschen. “Die Manipulation der Teilnehmerzahlen hat wohl mit der Angst der Regierung vor der anschwellenden Unpopularität zu tun. Man will die Bewegung verharmlosen und diskreditieren, indem man ihr den Stempel des Rechtsextremismus aufdrückt.” Dieses Spiel treibt nun auch die FAZ mit einem Artikel von Nils Minkmar, der die Proteste mit einer Ablehnung der Rationalität durch militante Rechte in Verbindung bringt. Dagegen stellt Liminski klar, dass sich in Paris die “bürgerliche Mittelklasse” versammelte und die politische Parole von einem Gewerkschafter ausgegangen war, der in Anlehnung an die Solidarinosc zum friedlichen Widerstand gegen die Regierung aufgerufen hatte. Der Widerstand richtet sich, wie ein Staatsrechtler darlegte, gegen die “Ideologen des Genderismus”. Falschmeldungen Selbst die angeblich konservativen überregionalen Zeitungen wie WELT und FAZ ignorierten den Familienaufstand. Die WELT brachte keine Zeile, die FAZ eine kleine Meldung unter ferner liefen irgendwo versteckt im Blatt mit der Falschmeldung, es handele sich um mehrere zehntausend Demonstranten. Das mag der eher linksorientierten Korrespondentin und den Agenturen zuzurechnen sein, die für Ehe und Familie nicht viel übrig haben. Wären nur ein paar zehntausend für die gleichgeschlechtlichen Partnerschaften auf die Straße gegangen, die Meldung wäre auf der Seite eins gelandet und im Fernsehen hätte es einen Brennpunkt gegeben. Jürgen Liminski, in seinem Artikel Der Aufstand der Familien (Tagespost vom 26. März 2013) über die „größte nationale Kundgebung zu einem gesellschaftlichen Thema der 5. Republik in den vergangenen 20 Jahren“ (TF1, das Erste Programm Frankreichs), die am 24. März 2013 in Paris stattfand. Über eine Million Menschen protestierten gegen die Einführung der Homo-Ehe. Manipulation von oben Die Regierung und die Präfektur von Paris sprachen von 300.000 Teilnehmern bei der Demonstration [gegen die gesetzliche Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe] am 24. März. Luftaufnahmen aber zeigen die vier Kilometer lange breite Avenue de la Grande-Armée und die Seitenstraßen voller Menschen. Sachgerechte Schätzungen sprechen von 1,8 Millionen, es war auf jeden Fall die größte Demonstration in der Geschichte Frankreichs. Die Fotos wurden von Hubschraubern gemacht und von der Polizei auf Befehl „von oben“ unter Verschluss gehalten. Einige sickerten durch und zirkulieren derzeit im Internet. Elysee und Matignon waren genau informiert und wollten über die Medien das Volk manipulieren, um “ihre Wahrheit” und ihre Wahrnehmung der Wirklichkeit durchzusetzen. Das ist Machart von Ideologen und Diktatoren. Das steigert die Wut im Volk. Aus: Jürgen Liminski, “Sire, die Zukunft gehört Gott”. Frankreichs Katholiken und der Kampf um Ehe, Familie, Freiheit und Identität, FELS Mai 2013, S.152. Der geistige Hintergrund Inzwischen versammeln sich in Paris abwechselnd jeden Abend einige Hundert Jugendliche. Die Initiative fand in zahlreichen anderen französischen Städten Nachahmung, aber auch im Ausland, etwa in Mailand und Madrid. Die Idee ging von zwei Freunden, Alix und Axel aus. Mehr weiß man über sie nicht. Medieninterviews lehnen sie ab. Aus einer Reportage von Antonio Righi über die Bewegung der Wächter (Veilleurs), die aus der Manif pour tous hervorgegangen ist. Was als krasser Gegensatz zu jener Homosexuellenbewegung, wie sie sich etwa im CSD (Christopher Street Day) manifestiert, in die Augen fällt, ist der anspruchsvolle geistige Hintergrund der Wächter. Die Millionen Demonstranten mobilisierende Bewegung Manif pour tous (Demo für alle) zur Rettung der Familie betreibt eine eigene Website, die aktuelle Informationen auch in deutscher Sprache anbietet. Wer auf Facebook ist, kann dort sowohl die Wächter wie auch Manif pour tous unterstützen. Gegen die gesetzespraktische Nivellierung der Familie Offenbar ist es genau dies, was uns Deutsche so sprachlos macht dass die linksrheinischen Cousins so unverblümt lautstark eben diese Idee von Mitte und Norm verteidigen, gegen die Ansprüche der vereinigten Minderheiten, alles müsse relativiert und gleichgemacht werden. Trauen wir uns nicht mehr, für das einzustehen, was wir doch sind? Das kann nicht sein. Es ist nicht verboten, gegen die ideologische und gesetzespraktische Nivellierung der Familie zu sein. Nie war Schwarmbildung leichter als im Zeitalter sozialer Netzwerke. Aber ein Schwarm zur Verteidigung der Familie bildet sich in Deutschland nicht. Wolfgang Büscher in seinem Kommentar Die grenzenlose Emanzipation einer Minderheit zu den französischen Demonstrationen Manif pour tous, in der Welt vom 13. Juni 2013. Nicht überraschend Ende April 2013 hat eine Stellungnahme des Generalsekretärs der Deutschen Bischofskonferenz, P. Hans Langendörfers, für Aufregung gesorgt. Darin distanzierte er sich von den französischen Massenkundgebungen gegen die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen und meinte, dass die Kirchen in Deutschland solche Proteste in Deutschland nicht wollten. Verwunderung kann diese Stellungnahme eigentlich nur dann auslösen, wenn man vergisst, dass seit mindestens zwei Jahrzehnten von Gruppen wie dem BDKJ die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften durch die Kirche gefordert wird. Als Beispiel seien hier nur die Ergebnisse des Kleinen Diözesanjugendforums des Bistums Würzburg aus dem Jahr 1995 erwähnt. In dem vom Bischöflichen Ordinariat herausgegebenen Heft, das diese Ergebnisse präsentiert, heißt es: “Die Arbeitsgruppe ‘Sexualität’ ist zu der Auffassung gekommen, daß homosexuelle Beziehungen sofern die Betroffenen unumkehrbar homosexuell sind und partnerschaftlich leben wertvoll sind und deshalb gesellschaftlich und kirchlich entsprechend zu akzeptieren sind. Vom kirchlichen Lehramt wird praktizierte Homosexualität nach wie vor pauschal verurteilt. Eine erste Aufgabe für die Jugendarbeit ist, hier auf der Basis moderner humanwissenschaftlicher Erkenntnisse Bewußtseinsbildung zu leisten, um endlich Fehlinformationen und Vorurteile abzubauen. Die Bistumsleitung ist gefordert, ihre Position zu überdenken, ebenso Bewußtseinsbildung zu leisten und darüber hinaus deutlich zu machen, daß Homosexuelle einen Platz in der Kirche haben (auch im kirchlichen Dienst). Es ist zu diskutieren, ob die Form einer kirchlichen Segnung homosexueller Paare ein geeignetes Zeichen wäre.” Kann man von Hirten, die nicht einmal innerhalb ihres kirchlichen Verantwortungsbereiches effektiv für eine Anerkennung der katholischen Morallehre sorgen, erwarten, dass sie sich mit dem Staat anlegen, um christliche Wertvorstellungen zu verteidigen? Manif pour tous Das deutschsprachige Blog der Bewegung Manif pour tous dokumentiert das willkürliche Vorgehen der französischen Polizei gegen Demonstranten. Besonders großes Aufsehen hat die Verurteilung des 23jährigen Studenten Nicolas Bernard Busse erregt. Aufschlussreich und informativ ist auch dieses Video über Manif pour tous.
Verfolgung Tatsächlich zeichnet sich der französische Staat in der Auseinandersetzung mit den Gegnern der “Ehe für alle” durch eine besonders unnachgiebige Härte aus. Normale Kriminelle, die einen Vorstadtzug angehalten und ausgeraubt haben, werden auf Bewährung verurteilt und freigelassen. Fußballfans und Rowdies verwüsten das Viertel rund um den Eiffelturm, um die Meisterschaft dess Hauptstadtvereins Paris Saint Germain zu feiern. Dabei kam es zu elf Verhaftungen. Nach der letzten großen Demonstration gegen die “Homo-Ehe” wurden knapp zweihundert Teilnehmer verhaftet und in Gewahrsam genommen. Kriminalität und Gewalt scheinen straffrei auszugehen, abweichende politische Meinung wird verfolgt. Aus: Austritt aus dem Abendland, von Markus Werz, der in Lyon Politikwissenschaften studiert und über Manif pour tous schreibt, in der Tagespost vom 6. Juli 2013, S. 24. Die Veilleurs: Opfer der Polizeitaktik Vor dem Justizpalast oder der Nationalversammlung stellen sich die Veilleurs in Zehnmeterabständen auf, um kein Motiv für eine Festnahme zu geben. Aber die Polizisten erhalten Befehle, sie so zu drängen, bis sie eine Gruppe bilden. Dann stellt man die Zusammenrottung fest und verlädt sie. Man könnte darüber lachen, wenn nicht in den Vorstädten zur gleichen Zeit ungezählte Gaunerbanden unbehelligt Terror verbreiten würden. Aus dem Artikel »Es ist leichter, betende Jugendliche festzunehmen, als solche, die Schrecken verbreiten«, veröffentlicht in der Internetzeitung Die freie Welt am 8. Juli 2013. Ein fast surrealistischer Anblick Eine Wächterin berichtet Viele von Euch waren gestern bei dieser großen Kundgebung [vom 26. Mai 2013], zu der sich mehr als eine Million eingefunden hatten: Wie wunderbar! Obwohl einige, entmutigt, der Ansicht waren, dass sich diese Bewegung im Sand verlaufen würde, geschah genau das Gegenteil: Ein Volk ist erwacht, um nicht mehr locker zu lassen, nicht mehr zu schweigen, um keinen Preis was auch immer uns die Regierung einreden möge, indem sie unser Gewissen einschläfert… Da war ein Volk versammelt, das jenseits aller Verbitterung eine nie gekannte Hartnäckigkeit und Entschlossenheit an den Tag gelegt hat, um das zu verteidigen, was am tiefsten in ihm verankert ist: seine kulturellen Werte. Inmitten der unfassbaren Gewalt meiner Ansicht nach fiel da der Teufel über unsere bereits in Trümmern liegende Welt her hat unsere Gruppe von Wächtern zusammengefunden. Wir saßen dicht gedrängt, um eine feste Einheit zu bilden und lauschten herrlichen Texten, Zeugnissen (wie das eines Mannes der schon die dritte Woche im Hungerstreik war) und ließen die Worte tief in uns eindringen… Schreie, Rauchschwaden, Tränengas, ein Regen von Geschoßen, heulende Sirenen, Unmengen von Spezialkräften der Polizei (CRS) und der Gendarmerie, unzählige Polizeifahrzeuge, darunter auch leere, bereit, mit Festgenommenen gefüllt zu werden… Und wir, die Wächter, in totaler Stille… In einer Wolke von Tränengas blieben wir dennoch eng aneinander gedrängt sitzen Man glaubt nicht, welche Stärke man entwickelt, wenn man sich für einen gemeinsamen Kampf rüstet! Den Kopf steckten wir in unsere Schals, um uns vor dem Gas zu schützen, mit roten, tränenden Augen, immer stärker hustend hat sich unsere Gruppe etwas fortbewegt aber immer in derselben Ruhe und Stille. Kurz darauf waren wir von einer Horde enorm angespannter CRS umringt, die jederzeit zum Einschreiten bereit war… Wir bewegten uns nicht mehr, in tiefem Frieden verbunden, der uns in dem Maß erfüllte, als wir uns fest aneinander drängten. Wir waren mehr als 1.000, vielleicht auch viel zahlreicher. Und immer wieder dieser Kontrast: Rund um uns das Chaos und wir: eine unbeweglich, stille, friedliche Gruppe (…) Um 1 Uhr 30 wir waren noch etwa 500 ein fast surrealistischer Anblick: Wir waren allein, die CRS waren verschwunden, nirgends mehr ein Polizeiwagen, kein Blaulicht, nichts als Schweigen auf der Esplanade des Invalides. Ruhe nach dem Sturm. Einige waren eingeschlafen… Plötzlich sagte jemand: Seid Ihr bereit eine starkes Zeichen zu setzen? Mit einem Ruck aufzustehen, in vollkommener Stille mitzukommen? Wir sind also alle aufgestanden und haben mit Handzeichen ein Ja gewunken. (…) In wenigen Minuten waren wir beim Elysée, diesem total bewachten „Heiligtum“, eine Verbotszone. Da waren wir nun, um den Regierenden symbolisch zu vermitteln, dass das Volk nicht nachgeben würde, niemals! (…) Vor den vor Staunen erstarrten CRS sind wir ganz eng aneinander gerückt, um nicht den Mut in deren Angesicht zu verlieren. Dann haben wir uns zum Schlafen eingerichtet, so dass wir nur eine Masse bildeten, die man nicht so leicht auseinandernehmen konnte. Plötzlich sind von überall her Geschoße auf uns herabgefallen. Es waren Brötchen und Croissants, um unseren Hunger zu stillen. Die CRS haben nur so gestaunt. Die Veranstalter hatten an alles gedacht. (…) Man muss sich vorstellen: von den bis auf die Zähne bewaffneten Sicherheitskräften bewacht, haben wir vor dem Elysée geschlafen. Zu Beginn sehr angespannt und bereit einzugreifen, hatten sich diese mittlerweile entspannt. Einige Kameraden haben ihnen Croissants angeboten… Ein Priester hat einigen CRS zu unserem großen Erstaunen die Beichte abgenommen. Der Tag brach an und eine neue Seite im Buch unserer Geschichte war aufgeschlagen worden… Delphine Das französische Original wurde am 29. Mai 2013 auf der Facebook-Seite der Gruppe Les Veilleurs de Touraine veröffentlicht. Die deutsche Übersetzung erschien in der österreichischen Zeitschrift Vision 2000, 4/2013, S. 25. |
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