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Von Ulrich Nersinger

Die Feier des Allerseelentages am 2. November geht auf Abt Odilo von Cluny zurück, der im Jahre 998 für die seinem Kloster unterstellten Ordensgemeinschaften das Gedächtnis aller verstorbenen Gläubigen anordnete. An diesem Tag gedenkt die Kirche noch heute der Verstorbenen. Sie tut dies in zeitlicher und innerlicher Bindung an das vorausgegangene Allerheiligenfest. An Allerheiligen und Allerseelen besuchen die Christen die Gräber ihrer Verstorbenen, sie schmücken sie mit Blumen und entzünden auf ihnen Wachs- und Öllichter. Besonders aber betet man in diesen Tagen für die Armen Seelen, die im Fegefeuer verharren, bis ihre Schuld restlos getilgt ist.

In Rom kam dem Totengedenken immer große Bedeutung zu, in der heidnischen Antike ebenso, wie in den vom Christentum geprägten Jahrhunderten. Viele Orte in der Ewigen Stadt - Tempel, Kirchen, Katakomben und Gottesäcker - geben beredtes Zeugnis von der cura (Sorge) der Römer für die Verstorbenen. Ein bemerkenswerter unterirdischer Friedhof befindet sich auf der Tiberinsel. Zu ihm findet man Zugang, wenn man sich in die Kirche des heiligen Bartholomäus begibt, die gegen Ende des 10. Jahrhunderts an der Stelle eines uralten Äskulaptempels errichtet worden ist.

In der Kirche führt eine Treppe den Besucher tief hinunter, bis er sich auf der Höhe des Tibers befindet. Hier sind all jene Unglücklichen beigesetzt, deren Namen niemand außer Gott kennt, Männer und Frauen, die in vergangenen Zeiten den Briganten (Wegelagerer, Räuber) des römischen Umlandes zum Opfer fielen, in den Fluten des Tibers ertranken oder durch Seuchen hinweggerafft wurden. Die Begräbnisstätte, die bei den Überschwemmungen des Tibers immer wieder unter Wasser gesetzt wurde, musste im Jahre 1836 auf Befehl Papst Gregors XVI. (Bartolomeo Alberto Mauro Cappellari, 1831-1846) geschlossen werden. Der Papst hatte diese Maßnahme aufgrund der großen Choleraseuche, die Rom heimgesucht hatte, ergriffen - Verstorbene sollten nun ausschließlich auf dem Campo Verano nahe der Basilika San Lorenzo fuori le mura beigesetzt werden.

Die Bruderschaft, der einst die Sorge um den unterirdischen Friedhof der Tiberinsel anvertraut wurde, existiert noch immer. 1760 hatten die Gebrüder Michele und Giovanni Scolari gemeinsam mit Giuseppe Denzi eine Sodalität begründet, die sich die Aufgabe gesetzt hatte „über das Leiden des Erlösers zu meditieren“. 1776 erhob Papst Pius VI. (Giannangelo Braschi, 1775-1799) die Gemeinschaft zu einer Bruderschaft, zur Confraternità dei Devoti di Gesù al Calvario e di Maria Santissima Addolorata in sollievo delle Anime Sante del Purgatorio. Wegen der roten Kapuzengewänder, die bei den religiösen Zeremonien getragen werden, heißen die Mitglieder der frommen Vereinigung auch Sacconi Rossi.

Zu den der Bruderschaft aufgetragenen geistlichen Verrichtungen gehört neben der Betrachtung und der Begehung des Kreuzweges besonders das Gebet für die Armen Seelen im Fegefeuer. Aus dieser Haltung heraus übernahmen sie auch die Sorge für die dem Tod Geweihten, die ohne Familie und Anverwandte dastanden. Deren sterbliche Überreste setzten sie in den Räumen unterhalb ihres Oratoriums in der Kirche des heiligen Bartholomäus bei. Die Leichname der an Cholera Erkrankten wurden von den Mitgliedern der Bruderschaft in Barken den Tiber hinaufgebracht; an menschenleeren Orten verbrannte man dann - durch päpstliches Indult ermächtigt - die Toten. Die moralische Verpflichtung, jeden Toten in Rom und Umgebung würdig beizusetzen und für seine unsterbliche Seele Gebete zu sprechen, teilte man sich mit anderen frommen Vereinigungen der Ewigen Stadt.

Am frühen Abend eines jeden 2. November finden sich die Mitglieder der Bruderschaft und zahlreiche Gläubige auf dem Vorplatz der Kirche des heiligen Bartholomäus ein. Mit frommen Gesängen ziehen sie zu dem Gotteshaus. Im Schein von Fackeln und Wachskerzen steigen sie zu dem kleinen Gottesacker hinunter. Die mit Schädeln und Knochen geschmückten Grabstätten werden von dem Priester mit geweihtem Wasser gesegnet und mit Weihrauch inzensiert. Stille Gebete folgen. Dann begibt sich die Prozession wieder hinauf zur Kirche und zieht über den Vorplatz zum äußersten Ende der Tiberinsel an der Ponte Rotto. Hier bildet man mit den Fackeln und Kerzen einen Halbkreis um den Priester.

Auf den Fluss ruft der Geistliche den Segen herab; mit Weihrauch wird er feierlich für Gott eingenommen. In Gebeten und Litaneien erfleht man von der Gottesmutter, den Engeln und den Heiligen ihr Eintreten für die Armen Seelen. Schließlich - und es ist nunmehr fast Nacht - wird in das Wasser des Tibers eine prachtvoll geschmückte Blumenkrone hinabgelassen, zum Gedächtnis jener, die in dem Fluss ihr Leben verloren. „Rom ist eine Stadt, die das Leben bejaht, aber den Tod nicht leugnet“, hebt der Kaplan der Bruderschaft in seiner kurzen Ansprache hervor. „Gerade deshalb werden die Verstorbenen nicht vergessen, sie sind hier genauso beheimatet wie wir. Deshalb gilt auch ihnen unsere Verantwortung, unsere Sorge. Mit ihnen leben wir und glauben an den, der Herr über Leben und Tod ist“.

Es handelt sich bei diesem Text um ein Kapitel aus dem empfehlenswerten Buch von Ulrich Nersinger Dem Glauben auf der Spur, Verlag Petra Kehl, 2015, 126 Seiten.


Ulrich Nersinger: Was wir sind, werdet ihr sein. Die Kapuzinergruft der Via Veneto

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