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Zwölf Gründe, warum das progressive Christentum aussterben wird

Von Dwight Longenecker

Die jüngsten Furore in der Anglikanischen Gemeinschaft haben wieder einmal die wahre Trennung innerhalb des Weltchristentums aufgezeigt. Die Trennung verläuft zwischen den Christen, die man, um einen besseren Begriff zu verwenden, „historische“ Christen nennen könnte, und den „progressiven“ Christen.

Die historischen Christen glauben, dass ihre Religion von Gott, in der Person seines Sohnes Jesus Christus, offenbart wurde und dass die Heilige Schrift die primäre Zeugin dieser Offenbarung ist. Sie glauben, dass die Kirche die Verkörperung des auferstandenen Herrn in der Welt ist und dass seine Sendung, jene zu suchen und zu retten, die verloren sind, immer noch gültig und unerlässlich ist. Historische Christen glauben an das übernatürliche Leben der Kirche und erwarten, dass Gott in der Welt und in ihrem Leben wirkt

Progressive Christen glauben, dass ihre Religion ein historischer Zufall von Umständen und Personen ist, dass Jesus Christus bestenfalls ein göttlich inspirierter Lehrer ist, dass die Heilige Schrift ein fehlerhaftes und menschliches Dokument heidnischen Einflusses ist und dass die Kirche ein Körper spirituell geneigter Menschen ist, die allen Frieden und Gerechtigkeit bringen und die Welt zu einem „besseren Ort“ machen möchten.

Mir ist bewusst, dass ich in groben Zügen zeichne, aber im wesentlichen ist die Trennung zu erkennen, und Gläubige beider Seiten müssen zugeben, dass es „historische“ und „progressive“ Christen in allen Denominationen gibt. Die wahre Trennung innerhalb des Christentums liegt nicht mehr zwischen Protestanten und Katholiken, sondern zwischen progressiv und historisch.

Wenn ich von „Trennung“ spreche, sollte ich eigentlich „Kampf“ sagen, denn beide Seiten sind in einem unaufhörlichen und unlösbaren Kampf gefangen. Unaufhörlich, weil keine der beiden Seiten nachgeben wird, und unlösbar, weil die Trennung sich bis zu den theologischen und philosophischen Wurzeln beider Standpunkte erstreckt.

Dennoch, wenn man sich die Dynamik des progressiven Christentums genau anschaut, wird man sehen, dass es bis zum Ende dieses Jahrhunderts entweder ausgestorben sein oder aufgehört haben wird Christentum zu sein.

Die ganze Zeit trug der Modernismus in den etablierten protestantischen Kirchen christliche Kleider. Das kann nicht mehr lange so weiter gehen, aus zwölf sehr einfachen Gründen:

1. Modernisten leugnen die Übernatürlichkeit und sind deshalb nicht wirklich religiös. Mit „Religion“ meine ich eine Interaktion mit dem Übernatürlichen. Bei Religion (sei es ein primitives Volk, dass um ein Lagerfeuer hüpft, oder ein feierliches Hochamt in einer katholischen Kathedrale) geht es um Austausch mit der anderen Welt. Es geht um die Rettung der Seelen, die Erlösung von der Sünde, den Himmel, die Verdammnis, das Jenseits, Engel und Dämonen und all dieses Zeug.

Progressive haben mit all dem nichts zu tun. Für sie geht es bei Religion darum, für Gleichberechtigung zu kämpfen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, immer freundlich zu sein und um „Spiritualität“. Es dauert nicht lang, bis den Leuten bewusst wird, dass man dafür nicht zur Kirche gehen muss. Also hören sie auf damit und dies bedeutet letzten Endes den Tod des progressiven Christentums. Die erste Generation der progressiven Christen wird regelmäßig zur Kirche gehen. Die zweite wird manchmal zur Kirche gehen. Die dritte fast nie. Die vierte und fünfte wird keinen Grund mehr für Anbetung sehen. Sie werden folgern, dass, wenn Religion nichts anderes ist als gute Werke, das religiöse Ritual überflüssig ist... und sie hätten recht.

2. Progressive Religion ist wesentlich individualistisch und nicht gemeinschaftlich. Jeder Einzelne bildet sich seine eigene Meinung über die Sache. Daher neigt die progressive Religion zu Spaltungen, die sich immer weiter fortsetzen werden. Individuen mit festen Ansichten werden immer kleinere Gruppen mit Gleichgesinnten gründen, und je kleiner die Gruppen sind, desto eher werden sie sich wieder auflösen.

3. Progressives Christentum ist außerdem subjektiv und sentimentalistisch. Es scheut sich vor Doktrin, bevorzugt individuelle Spiritualität und sentimentale Reaktionen auf Glaubenssätze und moralische Angelegenheiten. Es wird deshalb nicht lange dauern, bis die individualistischen und schwärmerischen Neigungen jemanden von einer Kirche wegtreiben wird, die dogmatisch und fordernd ist. Modernisten werden ihre eigene Spiritualität und emotionalen Erfahrungen über jegliche Art von formaler und gemeinschaftlicher religiöser Bindung bevorzugen. Daher rührt das modernistische Bekenntnis: „Ich interessiere mich für Spiritualität, aber nicht für Religion.“ Wenn diese Einstellung vorherrscht, stirbt die modernistische Religion, denn ihre Anhänger verstehen nichts von Zugehörigkeit und Glauben.

4. Progressives Christentum ist historisch revisionistisch. Sie schreiben Geschichte um, wie es mit ihren Vorurteilen gerade zusammenpasst. Religiös gesprochen bedeutet dies, dass sie von der Tradition abgeschnitten sind. Sie sind abgeschnitten vom Lebensfluss echter Religion. Und so wie sie sich von der Tradition abschneiden, werden sie nur den neusten Gag, die neuste Modeerscheinung oder Adaptation zeitgenössischer Kultur haben. Eine solch vergängliche Einstellung kann kein Nährboden für dauerhafte religiöse Langlebigkeit sein. Religion gedeiht als Tradition und wird durch die Jahre genährt und erweitert. Eine Religion, die Tradition zerstört, zerstört sich selbst.

5. Progressives Christentum basiert auf veralteter Bibelforschung. Der Hohn, der modische Zweifel und die Verabschiedung von der Glaubwürdigkeit der Bibel basieren auf einer rationalistischen Bibelforschung, die schon lange ihr Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hat. Die archäologischen, textuellen und historischen Entdeckungen des letzten Jahrhunderts lassen die Annahmen der protestantischen Bibelkritiker des zwanzigsten Jahrhunderts bizarr aussehen. Neue, jüngere Bibelforscher benutzen die gleichen textkritischen Methoden, um zu zeigen, dass die Bibel sehr viel historischer ist, als die alten Deutschen dachten. Das Kartenhaus der modernistischen Bibelforschung ist am Purzeln und wird weiter in sich zusammenfallen. Progressive Christen werden dann entweder zum historischen Christentum zurückkehren, oder ohne jeden Rest von Glauben den Ausgang suchen müssen.

6. Progressives Christentum wird aussterben, weil es keine großen Anforderungen an die Religiosität seiner Anhänger stellt. Fragen Sie irgendeinen Modernisten: „Warum sollte ich zur Kirche gehen?“. Was würde er antworten? „Du musst nicht zur Kirche gehen. Sie ist da, wenn du willst. Wenn es dir gut tut und du dich besser damit fühlst, sind wir für Sie da.“ Modernistische katholische Priester ringen ihre Hände und wundern sich, warum niemand mehr zur Messe kommt. Es liegt daran, dass sie vierzig Jahre lang gesagt haben „Es nicht wirklich eine Todsünde die Messe zu versäumen. Ihr solltet kommen, weil ihr Gott liebt, nicht weil ihr ihn fürchtet.“ Wenn auch dieser Gedanke durchaus löblich sein mag, sollten sie sich nicht wundern, wenn niemand mehr zur Messe kommt.

7. Der Progressive versteht selbst nicht wirklich, warum jemand religiös sein sollte. Er begann als religiöser Mensch, der an Sünde, Erlösung und die übernatürliche Geschichte geglaubt hat. Er wurde allmählich modernistisch, setzte seine religiöse Praxis jedoch fort, ohne jemals deren Notwendigkeit zu hinterfragen. Wenn er ehrlich ist und sich diese Frage stellt, wird er bald auch die religiöse Praxis einstellen. Außer, natürlich, er ist ein Kleriker. Wenn er berufsmäßig religiös ist, müsste er sich einen neuen Job suchen, also ist es einfacher für ihn, mit der Show weiter zu machen.

8. Progressive öffnen dem sittlichen Verfall Tür und Tor, was echte Religion ihrer Kraft beraubt. Alle supranaturalistischen Religionen fordern moralische Integrität, Selbstdisziplin und Zurückhaltung. Der Modernist betrachtet Religion nicht als Selbstverleugnung, sondern Selbsterfüllung. Hedonisten werden schnell erkennen, dass Religion – auch in ihrer verwässerten modernistischen Form – der Mühe nicht wert ist.

Ein weiterer Aspekt ist, dass progressive Christen künstliche Empfängnisverhütung benutzen und Abtreibung gutheißen. Es ist keine schwarze Kunst zu schließen, dass eine Population, das keine Babys mehr kriegt, in absehbarer Zeit aussterben wird.

9. Die Kirche des Südens ist im Aufstieg begriffen. Das Christentum ist in Afrika, Asien und Südamerika am lebendigsten. Die Christen dort sind sowohl historisch, als auch modern. Sie sind jung, sie sind tatkräftig und sie folgen einem freudigen und dynamischen Evangelium. Das Verfahren der afrikanischen Anglikaner, die Episkopalisten auszuschließen, ist ein Wink aus der Zukunft. Historisches Christentum wird sich erheben und das progressive Christentum besiegen, allein weil das Erste authentisch und das Zweite eine Fälschung ist.

10. Progressive sind langweilig und wohlanständig. Sie dachten einmal, dass sie die Radikalen sind, aber sie sind grau und spießig und Teil des Establishments geworden. Sie schwimmen immer mit dem Strom, besonders wenn der Strom vorgibt, „radikal“ oder „subversiv“ zu sein. Wohlanständigkeit ist der Todeskuss für echte Religion, und spießbürgerlicher Radikalismus ist das absolut Letzte.

11. Historische Christen sind nun die Radikalen. Wenn die ganze Welt liberal wird, dann ist der Konservative nunmehr der Radikale. Wenn die ganze Welt in moralischem Verfall verstrickt ist, dann wird Keuschheit radikal. Wenn die ganze Welt in Maßlosigkeit verzehrt wird, dann ist der, der fastet, ein Radikaler. Wenn die ganze Welt vom Relativismus verschlungen wird, dann ist der Dogmatiker der Radikale. Wenn die ganze Welt vom Materialismus geblendet wird, dann ist es der Supranaturalist, der radikal ist. Christentum ist nur frohe Botschaft, wenn es radikal ist, und deshalb sind es die historischen und heroischen Christen, die obsiegen werden.

12. Alle sind eingeladen... zu gehen. Die Ironie ist, dass „alle sind willkommen“ das letzte, unfehlbare Dogma der Progressiven ist. Sie werden nie realisieren, dass eine Religion nur eine Religion sein kann, wenn sie Grenzen hat. Es ist kein Verein, wenn es keine Mitgliedschafts-Regelungen gibt, und es ist keine Kirche, wenn sie keine Dogmen oder moralischen Anforderungen hat. Folglich wird es, während sie fröhlich rufen: „Dies ist ein Haus des Gebetes für alle Menschen“ zunehmend ein leeres Haus des Gebetes für keinen Menschen werden. Die Türen der progressiven Kirchen mögen weit geöffnet sein... aber nur, damit die Menschen so schnell wie möglich raus kommen.

Es handelt sich bei diesem Text um die freundlich genehmigte Übersetzung des Artikels Twelve Reasons Why Progressive Christianity Will Die Out, der am 19. Januar 2016 auf dem Blog des Autors erschien.


Pius X. und der Modernismus


Synodale Verunglimpfungen der Lehre

Das Credo der Kirche aller Zeiten und Orte scheint durch eine postmoderne Wissenschaftsgläubigkeit ersetzt worden zu sein. Bindend ist nicht mehr die Treue zur Stiftung Jesu Christi und zur lebensfreundlichen Morallehre der Kirche. Amtsträger der Kirche und viele andere huldigen den Weisheitslehren aus dem Fundus der sogenannten „Humanwissenschaften“, inspiriert von Michel Foucault. Das deutschkatholische Sendungsbewusstsein wird deutlich, wenn in der Präambel der Fünften Vollversammlung des Synodalen Weges, die vom 9. bis 11. März stattfinden wird, geringschätzig und hochgemut über „lebensfeindliche Verengungen der kirchlichen Sexualmoral“ räsoniert wird.

Aus: Thorsten Paprotny, Führt der deutsche Synodale Weg ins Schisma?, kath.net von heute.

Weitere Meldungen zum Synodalen Weg


Die doppelte Sendung

Im Galaterbrief spricht der hl. Paulus von der doppelten Sendung: des Sohnes in die Welt und des Geistes in unser Herz. In dieser Predigt erkläre ich das.

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