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Urlaub

Von P. Gabriel Baumann

Wie unterscheidet man einen in Christus verliebten Christen von einem bloßen Pflicht-Christen oder von einem Christen, der ein verkehrtes Verständnis der christlichen Religion hat?

Man beobachte sie im Urlaub!

Der Pflicht-Christ verabschiedet sich im Urlaub nicht nur von den Plagen der Arbeit und des Alltags, sondern auch von Gott. Nicht daß er beabsichtigt zu sündigen! Aber Beten und ähnliche Sachen sind ihm zu mühsam, und da Urlaub nicht anstrengend sein soll, nimmt er auch von Gott Urlaub.

Der Christ, der ein verkehrtes Verständnis der christlichen Religion hat, neigt dazu, auf alle Veranstaltungen und Unternehmungen systematisch zu verzichten, wenn er merkt, er könnte nicht alle seine üblichen Gebete in Ruhe verrichten, z.B. Bergtouren mit Übernachtung in einer Berghütte, Ausflüge, deren Ziele „irdisch" sind, wie eine Ausgrabungsstätte oder ein Museum oder eine touristische Stadt oder eine Schiffstour, von der man spät und teilweise erschöpft zurückkommt. Der fromme Vorwand dazu lautet: „Gott soll den ersten Platz einnehmen". Solche Leute werden oft als Langweiler oder Störenfriede empfunden. Man kann mit ihnen zusammen nichts unternehmen.

Der Christus liebende Christ weiß, daß die persönliche Beziehung zu Ihm die Qualität der Liebe ausmacht. Er verzichtet im Urlaub nicht auf Gott, sondern gestaltet diese Beziehung zu Ihm neu, in angemessener und angepaßter Weise, ohne Verbissenheit, ohne Angst oder Skrupel. Für den Außenstehenden liegt die Schwierigkeit darin: Wie „zeigt" man die Liebe zu Jesus, ohne ihm die gleiche Zeit, die gleichen Gebete zu schenken, oder ohne in die Illusion zu fallen und sich selbst was vorzumachen? Denn manche meinen, daß die bloße Gesinnung genügt: "Ich liebe Gott in meinem Herzen, und das genügt." Der wahrhaft Liebemde begnügt sich nicht mit der "Gesinnung des Herzens", sondern findet Jesus überall, weil er ihn sucht. Die Schönheit der Natur ist für ihn nicht bloß Gegenstand der Bewunderung, sondern er nützt sie, um sein Herz zu Gott zu erheben. Jedoch sind solche Gelegenheiten für ihn zu wenig, denn der Liebende begnügt sich nicht mit "Erinnerungsmitteln", er "braucht" die Person Jesu selber. Daher findet er auch Zeiten, um allein mit Jesus zu sein, ohne daß man es von außen her merkt. Wenn ich sage, er "finde" solche Zeiten, meine ich nicht, er warte, bis eine solche Zeit von selber kommt, sondern er sucht und nimmt sich Zeit, um an Gott zu denken. Vielleicht ist es während des nicht zu anstrengenden Besteigens eines Berghanges. Meistens bleibt er dann still und "verabschiedet" sich von der Aufmerksamkeit der plaudernden Leute um ihn, ohne daß man es vielleicht merkt. Oder während der eine unter einem Baum ein Schläfchen macht und der andere im Souvenirgeschäft bummelt, findet der Liebhaber den Weg einer nahe gelegenen Kapelle. Seine Spezialität ist die Unauffälligkeit. Aber er kann auch – unter Gleichgesinnten – den Vorschlag machen, man könne ein Gesätzlein des Rosenkranzes beten – unterwegs oder in der Kapelle – oder ein Lied zu Mutter Gottes anstimmen, wenn sie auf dem Weg einem Bildstöcken begegnen. Er zeigt sich sehr oft erfinderisch, ohne daß es künstlich fromm erscheint.

Dieser Liebhaber Gottes fürchtet sich nicht vor dem Urlaub, und seine Gegenwart wirkt angenehm. Er ist ein gern gesehener Freund und Begleiter.


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