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Unterwegs zu Gott Von Eduard Kamenicky Ein Christ ist - unter anderem - ein Mensch, der alles mit Gott zusammensieht: was geschieht, ist ihm Enthüllung oder Andeutung göttlicher Absicht, obgleich sie im einzelnen schwer begreiflich sein mag; was ihn beglückt, ist Gottes Geschenk, was ihn schmerzt, Gottes heilsame Prüfung. Wer sich einmal darin geübt hat, bei allem zu denken: es hat seinen festen Ort in Gottes Plan, dem wird immer mehr bewußt, daß es zuletzt gar nichts gibt, das nicht erträg1ich und sinnvoll wäre. Wir müssen diese hohe Kunst wohl erst lernen. Aber es lohnt sich. Und so wollen wir gleich den Versuch machen, etwas von dem, was wir erleben, in jenen Lichtkegel zu rücken, der von Gott her in die Welt fällt, um staunend wahrzunehmen wie es sich vor unseren Augen verwandelt. Wir leben in einer hektischen Zeit. Jeder läuft seiner Arbeit nach - und die Arbeit ihm. Fast jeder ist mehr oder weniger außer Atem, und wer ist heute nicht unterwegs? Schon viele der Kleinen müssen es auf sich nehmen, täglich eine kleine Reise zu tun, sobald für sie der Ernst der Schule beginnt. Das Streben nach höherer Bildung und nach einem guten Start in der Welt des Berufes setzt die Jugend noch mehr in Bewegung. Die Suche nach besseren Möglichkeiten des Erwerbes und das Verlangen nach Wohlstand lassen heute viele Tausende ein Arbeitsfeld fern der Heimat wählen und machen sie zu unsteten Wanderern zwischen den Völkern. Aber sogar die Seßhaften, die jeden Gedanken an ein Leben in fremden Ländern und Erdteilen weit von sich weisen, sind durch die Aufgaben ihres Berufes, die Pflichten gegenüber den ihnen verbundenen Menschen oder einfach durch die Bedingungen des modernen Daseins gezwungen, zwischen der Stadt und dem flachen Lande, zwischen einzelnen Punkten der gewaltigen Ballungsräume oder auch nur zwischen der Stätte ihrer Tätigkeit und dem Ort ersehnter Entspannung unablässig hin- und herzupendeln - in einer Unruhe, die den Menschen unserer Tage bis ins Innerste prägt. Es möchte scheinen, als müßten wir darin eher ein Übel denn einen Vorzug unseres Lebensstils erblicken. Aber als Christen sollte uns klar sein, daß diese äußeren Umstände unseres Lebens nicht nur auch irgend etwas mit Gottes Vorsehung zu tun haben, sondern daß sie sogar eine entscheidende Wahrheit sehr deutlich zum Ausdruck bringen, die Wahrheit, daß wir alle ohne Ausnahme und ohne Unterbrechung immerfort unterwegs sind - unterwegs zu Gott. Das sagt sich so leicht und wird doch so selten als Wirklichkeit ergriffen und gelebt. Wir haben es vermutlich schon hundertmal mit diesen oder jenen Worten gehört, aber es drang nicht in unser Wesen ein, es hat unser Daseinsgefühl nicht nachhaltig geformt. Und doch gibt diese eine Wahrheit, wenn wir sie fassen, unserem Leben ein anderes Gesicht. In ihrem Licht gehört mit einem Mal alles zusammen, was uns sonst oft widersprüchlich, zum Teil leer, zum andern Teil vertan oder mißglückt erscheint: es bildet eine einzige, große Einheit, denn es reiht sich auf in der Erstreckung dieses einen Weges, den wir gehen, unseres unentrinnbar zielgerichteten Weges - zu Gott. Selbst wenn wir Gott leugneten, wenn wir ihn lästerten und verrieten, wenn wir uns um keines seiner Worte und um keine seiner Verheißungen kümmerten, so daß wir nicht nach seinem Leben auslangten, wären wir dennoch auf dem Wege zu ihm, freilich nur in dem Sinn, daß wir Gottes Gericht zu gewärtigen hätten. Denn wir könnten Gott nicht entfliehen, wir vermöchten durch nichts zu erreichen, daß jene Stunde ausbleibt, in der wir Gott für unser Leben Rede und Antwort zu stehen haben. Mögen wir aber auch guten Willens sein, unser Leben als Ruf Gottes zu verstehen, verläuft unser Pfad zuweilen doch krumm und kraus, im Dunkel und ohne Sicht. Dann wieder schnurgerade, besonnt, unter erfrischenden Winden. Das wechselt. Wir alle kennen höchst merkwürdige Abschnitte dieses Weges; wem wäre die bestürzende Vielgestalt der Landschaft, durch die Gott uns führt, nicht vertraut? Kaum, daß je ein Stück der riesigen Strecke dem anderen gleicht, unmöglich, alle einzelnen Bilder, die sie uns öffnet, zugleich gegenwärtig zu halten. Trotzdem fügt sich hier eins ins andere, wie Glied an Glied in der Kette, es wächst - auch in meinem Leben - zusammen mit der gewaltigen Einheit von Sinn und Segen, ein Strom, der zutiefst im Herzen Gottes entspringt und zuletzt darein mündet. Indes, wir gingen fehl in der Annahme, die hier erwogene Wahrheit bescherte uns bloß die Einsicht, daß unser Leben ein Ganzes von göttlicher Bestimmung sei; sie erschließt uns darüber hinaus auf besondere Weise die eigentümliche Schönheit jenes Ganzen, das wir unser Leben heißen, und macht uns seiner Würde und seiner Weihe gewiß. Dabei verhält es sich ähnlich wie mit der Wirkung, die ein nahe und sicher Bevorstehendes auf unser Gemüt nimmt. Wenn wir etwa aufbrechen, um ein Fest zu besuchen, so fällt schon etwas vom Glanz jenes Ereignisses auf unseren Weg dahin. Wir gehen ihn anders als den Weg zur täglichen Arbeit: hohen Gefühls, beschwingt, in froher Erwartung. Wie müßte erst unser Sinn gefestigt sein in der Klarheit des Kommenden, unser Geist emporgerichtet im Wissen um das Erhoffte, wie unser Herz zutiefst verankert in Glück, wenn wir uns bewußt blieben und nicht ständig aufs neue vergäßen, daß wir auf dem Wege zu Gott sind, unterwegs zu jenem Fest, das uns Christus im Hause des Vaters bereitet! Menschen großer Tugend und Gnade lassen an sich die Wirkung solchen Bewußtseins erkennen; sie leben ganz in Gott, ganz auf Gott hin, im Lichte seiner alles übertreffenden Wirklichkeit. Darum spiegeln sie in der Würde und Güte ihres Wesens etwas vom Glanz einer in sich beruhigten und unerschütterlich gegründeten Welt, so daß uns in ihrer Gegenwart eigenartig wohl und feierlich ums Herz wird. Wir aber müssen die Quelle ihrer Freude erst entdecken in uns. Neben Schönheit und Größe des Lebens macht unsere Wahrheit noch ein weiteres klar: seinen Ernst und seine Bedeutung. Auf diesem unübersehbar langen und so ereignisreichen Weg zu Gott, den wir gehen, läßt sich kein Schritt zweimal tun, keine Minute zurückspulen, um noch einmal abzulaufen. Es ist zwar möglich, daß wir abweichen von der vorgezeichneten Richtung, daß wir zuweilen in die Irre gehen oder vielleicht sogar lange Zeit hindurch große Umwege machen. Dennoch können wir nie an einen früher berührten Punkt zurück. Aber Gott gibt jeder Lage unseres Lebens die tiefe Eignung, Ansatz für ein neues Voran zu sein. Jede Verirrung, jedes Versäumnis, jeder Zeitverlust darf durch doppelte Eile oder mutige Bewältigung eines schroffen Steilstückes wettgemacht werden. Wer die Mühe solcher ‘Abschneider’ nicht scheut, kommt rasch vorwärts. Es wird aber, wer sich auf dem Wege zu Gott weiß, auch keine Angst davor empfinden; wohl aber die Verantwortung dafür, wie er seine Wanderung durch diese Welt hinter sich bringt. Die Besinnung auf den genannten Grundzug des menschlichen Lebens wirkt weit über ein tieferes Verstehen des eigenen Geschickes hinaus; gewährt sie doch einen neuen Ausblick auf jede Begegnung mit anderen Menschen. Was von uns selber gilt, hat immer auch für jenen Bedeutung, der unsere Lebensbahn kreuzt: auch dieser Andere ist ja von Gott auf seinen Lebensweg gestellt, allein Gott ist sein wahres Ziel, und Gott muß er eines Augenblicks von seinem Leben Rechenschaft geben. Vielleicht ist er sich dessen gar nicht bewußt; vielleicht hat er diese Einsicht schon lange verdrängt und aus seinem geistigen Gesichtsfeld entschwinden lassen. Mag sein, daß er nur irdische Ziele vor sich sieht, die er mit leidenschaftlicher Bemühung verfolgt. Wie immer das sei, wir dürfen sicher sein, daß unsere Begegnung mit ihm nicht von ungefähr zustande kommt, daß dieses tausendfache Übereinanderlaufen der einzelnen Lebenswege in der Welt ebenfalls von Gott gewollt, gewußt und gefügt ist. Der Gedanke daran, was jede, selbst die flüchtigste Begegnung dem Anderen und mir selber bedeuten könnte, gibt dem täglichen Geschehen, das viele Menschen für eintönig halten, voll quälenden Leerlaufs und bedrückender Langeweile, einen Tiefgang und einen Hintergrund, die in der Tat geeignet sind, die Weise, wie wir unser Leben erfahren, von Grund auf zu ändern. Jedem, der diesen Überlegungen wachen und bereiten Geistes folgt, wird klar sein, daß es hier nicht darum geht, bloß etwas zu wissen oder zu bedenken, sondern daß es gilt, eine erfaßte Wahrheit zu vollziehen, eine gewonnene Einsicht im eigenen Verhalten immer neu zu betätigen. Nur wer das beherzt versucht, kann an sich erleben, wie die wunderbare Wirklichkeit des Gehens zu Gott das Herz befreit, wie die Tatsache, daß alle Menschen zu dem gleichen Ziel unterwegs sind, der Seele strahlende Weiten erschließt. Nur der wird spüren, wie es das Leben reich macht. Oft wird es nötig sein, den Anderen zu ermutigen, ihm den Blick für das Wesentliche zu schärfen, ihm das Auge zu öffnen für des Daseins beglückenden Sinn, der ihm bisher verborgen war. Oft wird der geforderte Dienst in nichts anderem bestehen als in Geduld, einer Geduld, die der Andere nicht mehr begreift und durch die hindurch er die größere Welt Gottes zu ahnen beginnt. Welches Meer von Möglichkeiten, eisfrei und offen Tag für Tag! Welche unzähligen Augenblicke eines uns gewährten Hinweises, eines gütigen Reichens der Hand, das den Anderen einen wichtigen Schritt, vielleicht sogar einen mutigen Sprung tun läßt! Kein Zweifel: das Leben kann uns nur dann wie leer und öde zu verrinnen scheinen, wenn wir weder sehen noch nützen, was es an Gelegenheiten zu lebendigem Tun in sich birgt, das Bedeutung hat für die Ewigkeit. Die unausgesetzte Berührung mit anderen, nicht selten als fremd und schwierig empfundenen Menschen, wie sie der Alltag mit sich bringt, bleibt nur so lange ermüdend und lästig, als wir in unserer unerleuchteten Teilnahmslosigkeit verharren. Sobald wir aber beginnen, diese Menschen in das eigene Leben und Gehen einzubeziehen, sie hineinzunehmen in unser Herz, in unser Beten und unser Bereiten der kommenden Welt, wird alles anders. Welcher Dank gegen Gott, der uns alle erschaffen und auf den Weg zu unserer bleibenden Stätte gestellt hat, wird unsere Seele bewegen! Welche Vorfreude auf unser künftiges schattenloses Beisammensein unser Inneres durchdringt! Welch erregendes Wissen, im Blick auf eine noch fremd durcheinanderwogende Menge zu erwägen, daß diese alle zu einem gemeinsamen, ewigen Glück an Gott und in Gott berufen sind! Welcher Trost, das Entzücken des Einander-Wiedererkennens in jener Welt im Geiste vorwegzunehmen, während in der gegenwärtigen Sekunde der Hast kaum ein Gruß gelingt. Selbst der Tod eines geliebten Menschen, den wir mit einem heidnischen Begriff »Schicksalsschlag« zu nennen pflegen, erhält im Licht unserer Wahrheit ein Vorzeichen anderer Art. Von Gott herausgehoben zu werden aus Kampf und Bewährung, ans Ziel versetzt zu sein, von jeder weiteren Leistung im irdischen Bereiche befreit, dürfte keinem wie immer von solchem Geschehen Betroffenen, der an Christus glaubt und auf seine erlösende Liebe hofft, Anlaß zu Kummer und lichtloser Trauer sein. »Nicht der Tod wird mich holen, sondern Gott«, sagte einmal Thérèse von Lisieux in strahlendem Wissen um das, was das Leben des Menschen zutiefst bestimmt. Aber auch damit sind wir noch lange nicht zu Ende im Bedenken dessen, was uns diese eine Wahrheit zugänglich macht. Es kann hier gar keinen Abschluß geben; dafür ist die Wahrheit zu reich und, wie die Vielfalt des unbegrenzbaren Lebens, von Gott her unendlich. Jeder trete selbst in sie ein und mache sich mit ihr vertraut in tapferem Tun des Erkannten, das die Seele stärkt und das Blickfeld des Geistes im Lichte Gottes erweitert. Jeder gebe sich selbst darein mit dem Mut, das heilige Abenteuer christlichen Lebens zu suchen und zu bestehen. Nur diese Gewißheit begleite uns noch: nichts vermag zu ändern, daß es sich so verhält mit uns, mit der Welt, mit allem, was Gott je geschaffen; und: niemand kann es hindern, daß wir, alles andere geringachtend, uns eines Augenblicks aufmachen, um ganz bewußt jenen herrlichen Weg zu gehen, den uns Jesus mit seiner Gnade erleuchtet. Der Artikel erschien im FELS, Mai 1974. Eduard Kamenicky: In Christo Jesu Wie Gott alles verwandelt Ein Weihnachtspredigt von mir. Mit Pater Rupert Mayer.
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