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Phobien

Von P. Bernward Deneke

Der Mensch und seine Ängste! Die verschiedenen Phobien, d.h. die Arten krankhafter Furcht, von denen man befallen werden kann, bilden eine bizarre Galerie. Man denke hier nicht nur an die vertrauteren Formen, z.B. die Klaustro- und Agoraphobie, also die Angst vor engen oder weiten Räumen. Es gibt unter vielen anderen Phobien auch eine Arachno- und eine Ranidaphobie: vor Spinnen und Fröschen; eine Ophtalmo- und eine Aphesphosmophobie: die Angst davor, angestarrt oder angefasst zu werden; außerdem die Harpaxo-, Pogono- und Phasmophobie, nämlich die Furcht vor Dieben, Bärten oder Gespenstern...

Neuerdings tritt in die illustre Reihe eine weitere Phobie, die nicht recht zu den anderen passen will: die Homophobie. Rein sprachlich wäre sie eine „Furcht vor dem Gleichen“ (griech. homós). Man könnte also vermuten, hier gehe es um Angst von Frauen vor Frauen, von Männern vor Männern, von Schweizern vor Schweizern, von Katholiken vor Katholiken usw. Tatsächlich aber wird etwas ganz anderes damit bezeichnet, nämlich die Aversion gegenüber der Homosexualität. Eine inzwischen verbreitete Definition erklärt Homophobie als „die irrationale, weil sachlich durch nichts zu begründende Angst vor homosexuellen Menschen und ihren Lebensweisen“.

Ginge es tatsächlich um eine solche „irrationale“ Angelegenheit, eine „sachlich durch nichts zu begründende“ Abneigung, so könnte wohl mit Recht von einer Phobie die Rede sein (wobei die Verknüpfung mit „Homo“ sprachlich weiterhin irreführend bliebe). Es wäre dann wohl eine affektive Überreaktion auf homosexuelle Lebensweisen gemeint, vergleichbar dem erregten Gemisch aus Schrecken, Furcht und Ekel, das einen Arachnophoben angesichts einer großen Spinne befällt. In Wirklichkeit aber nennt man keineswegs nur Menschen mit derart neurotischen Zügen „homophob“. Auch verwendet man den Ausdruck selten mit jenem mitleidigen Tonfall, der doch Kranken gegenüber angemessen wäre. Vielmehr ist aus „Homophobie“ ein Feindbild geworden; eine Anklage gegen diejenigen, die sich aus Überzeugung gegen die aufdringliche Propaganda einer moralischen Verkehrung stellen.

Die List dieser Wortwahl liegt in folgendem: Noch bis vor einigen Jahrzehnten galt die auf das eigene Geschlecht gerichtete Sexualität allgemein als widernatürlich und krankhaft (eine Einschätzung, die übrigens auch von Gegnern der christlichen Moral weitgehend geteilt wurde, so z.B. vom Vater der modernen Psychoanalyse, Siegmund Freud, und seinen wichtigsten Schülern), jetzt aber arbeitet eine gut organisierte und einflussreiche Lobby daran, diese Lage in ihr exaktes Gegenteil zu verkehren: Nicht mehr der homosexuelle Mensch ist nun der Kranke, sondern derjenige, der ihn als solchen einstuft! Großzügig geht man dabei über die Frage hinweg, ob der angeblich Homophobe tatsächlich bloß unter einer affektiven Abneigung gegenüber Homosexuellen leidet oder ob er nicht vielmehr ein sachliches sittliches Urteil über deren Ausrichtung und Praxis fällt.

Bezeichnend jedenfalls sind die erregten Reaktionen, die sich wie auf Befehl einstellen, sobald in der Öffentlichkeit auch nur leise Vorbehalte gegenüber der Homosexualität geäußert werden. Ob es sich um Politiker handelt, die den drastischen Mangel an Nachkommenschaft in unseren Ländern beklagen und dabei auch auf die Gefährdung einer massiven Beeinflussung der Kinder und Jugendlichen durch Homosexualisierungsmaßnahmen hinweisen; ob es um Psychotherapeuten geht, die eine Behandlung für Menschen anbieten, die unter ihrer gleichgeschlechtlichen Neigung leiden; oder ob – was insgesamt viel zu selten geschieht – Vertreter der Kirche klar und deutlich das aussprechen, was christlicher Glaube zu der Frage zu sagen hat: Immer dürfen wir sicher sein, dass sich alsbald wie auf Befehl Homosexuellenvereinigungen und ihre Sympathisanten mit scharfen Protesten gegen solche „homophobe Hasspredigt“ zu Wort melden und dabei in den Medien alle nur denkbare Unterstützung finden.

Die zuweilen geradezu hysterische Aufregung, mit der die „Homophobie“ angeprangert wird, wirft die Frage auf, ob sich nicht gerade darin eine tiefsitzende Angst offenbart – eine Angst freilich, die keine Phasmophobie, keine Furcht vor Gespenstern ist, sondern einen sehr realen Gegenstand hat. Begehren hier nicht Gewissen gegen jene gesunde Moral auf, die ihnen trotz aller wissentlich oder unwissentlich betriebenen Verformung eingeschrieben bleibt? Freilich wird, betrachtet man die Angelegenheit tiefer, vielfach eine Christiano- und Ekklesiophobie (Angst vor dem Christentum und der Kirche) im Spiel sein, letztlich sogar eine Theophobie, eine Angst vor Gott selbst, die angesichts seiner Liebe und Güte doch so „irrational, weil durch nichts zu begründen“ ist! Es drängt sich die Deutung auf, man bediene sich des Konstruktes Homophobie mit dem Ziel, sich und andere von der eigenen Theophobie abzulenken. Aber das näher aufzuhellen ist Aufgabe der Psychologen. Und noch eine gute Nachricht am Ende: Theophobie ist glücklicherweise heilbar...

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