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Ratzingers Gotteshypothese

Von P. Engelbert Recktenwald

Als Joseph Kardinal Ratzinger am 1. April 2005 in einem tiefschürfenden Vortrag über die Errungenschaften und Grenzen der Aufklärung “unseren Freunden, die nicht glauben”, den Vorschlag machte, so zu leben, “etsi Deus daretur” (“so als ob es Gott gäbe”) [1], fehlte es nicht an Kritikern, die diesen Vorschlag wie einen schlechten Aprilscherz behandelten. Und es war ausgerechnet ein Theologe, der von einem “Taschenspielertrick” sprach [2].

Natürlich sieht der Vorschlag zunächst wie ein solcher Trick aus, dreht er doch einfach den Spieß um, den der aufklärerische Slogan “etsi Deus non daretur” (“so als ob es Gott nicht gäbe”) darstellt. So leben, als ob es Gott nicht gäbe? Der biblisch geschulte Leser denkt bei diesem Slogan an den Wunsch der in den Psalmen so oft beklagten Gottesleugner, mit dem Wegfall Gottes auch von seinen Geboten befreit zu sein, die ihrem gott- und sittenlosen Treiben im Wege stehen. Doch so war und ist der Slogan von vielen Aufklärern gerade nicht gemeint. Der Atheismus soll nicht den Weg für die ersehnte Sittenlosigkeit frei machen, sondern im Gegenteil die Moral von ihrem metaphysischen Ballast befreien, damit sie auch der nachmetaphysischen Vernunft plausibel bleibt. Die Moral soll auf ein Fundament gestellt werden, das nicht auf den Gottesglauben angewiesen ist und deshalb von den einschlägigen Kontroversen unberührt bleibt. Die Aufklärer wollten eine Moral, die den Tod Gottes überlebt. Das ist an sich ein ehrenwertes Unterfangen.

Doch ist dieses Projekt nicht gescheitert? Ratzinger verweist auf ... bitte weiterlesen in meinem Buch Wirklichkeitserschließendes Sollen, das neben diesem Text acht weitere Aufsätze von mir enthält.

Dieser Aufsatz erschien zuerst in den Mitteilungen Institut Papst Benedikt XVI., Jahrgang 2013, 2020, S. 54-58.

Man kann ihn auch hören.


Haben wir einen Zugang zur Wirklichkeit?

Am 19. Oktober 2023 brachte die Tagespost aus der Feder von Franz Prosinger eine ausführliche Rezension meines Buches Wirklichkeitserschließendes Sollen. Einige Tage später erschien sie auch online.


Himmlische Rechenkunst

Und Gott liebt die „leeren Hände“, die sich ihm entgegenstrecken, selbst in hoffnungslosen Zeiten, in düsterer Einsamkeit, in Not und Elend. Gott liebt nicht die starken, erhobenen Fäuste, sondern die Herzensgüte jener, die sich ganz auf ihn hin ausrichten, die ihre Hoffnung nicht auf Menschen und Mächte setzen, sondern sich dem dreifaltigen Gott zuwenden, der die Welt so sehr geliebt hat.

Thorsten Paprotny in einer Betrachtung über das Gedicht Werner Bergengruens “Die himmlische Rechenkunst”


Robert Spaemann: Rationalität und Gottesglaube

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