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Hatte Jesus Brüder?

Zwar ist im Neuen Testament von "Brüdern" Jesu die Rede, doch läßt sich zeigen, daß es sich hierbei nicht um leibliche Brüder Jesu handelt, sondern, dem aramäischen Sprachgebrauch entsprechend, um Vettern oder andere Verwandten.
Die folgenden Argumente stützen sich auf die Ausführungen des Exegeten Josef Blinzler, der sich eingehend mit der Thematik befaßt hat und auch auf alle Gegenargumente eingeht (1).

1. An der Paschawallfahrt nach Jerusalem, die uns in Lk 2,41-52 überliefert ist, nahmen Maria, Joseph und der zwölfjährige Jesus teil. Für Maria bestand keine gesetzliche Verpflichtung dazu. Wenn Maria trotzdem daran teilnahm, bedeutete dies eine Abwesenheit von mindestens 14 Tagen. Das schließt aus, daß sie zu Hause noch eine Schar von Kleinkindern hatte. Wenn man die neutestamentliche Rede von den Brüdern und Schwestern Jesu im wörtlichen Sinne versteht, müßte Jesus nach Mk 6,3 noch mindestens vier Brüder (Jakobus, Joseph, Judas, Simon) und außerdem noch Schwestern gehabt haben. Eine solche Anzahl von Kindern schließt eine Wallfahrt der Mutter nach Jerusalem aus.

2. Was in Mk 3,31-35 und Joh 7,2-5 von den Herrenbrüdern berichtet wird, zeugt von einer bevormundenden Haltung gegenüber Jesus. Eine solche Haltung von jüngeren Brüdern gegenüber dem Erstgeborenen ist im Orient undenkbar. Daß aber Jesus der Erstgeborene, steht nach Matthäus und Lukas eindeutig fest und wird auch von den Befürwortern der These leiblicher Herrenbrüder zugestanden. Wenn Jesus noch leibliche Brüder hatte, waren es jüngere. Das aber wird durch die genannten Stellen ausgeschlossen.

3. Im Neuen Testament ist nirgends die Rede von "Söhnen Mariens", auch nicht dort, wo sie zusammen genannt werden und sich diese Redeweise nahegelegt hätte (Mk 3,31; Apg 1,14). Auch von "Söhnen Josephs" oder von Töchtern Mariens oder Josephs wird nie gesprochen.

4. In Joh 19,26 f übergibt Jesus vor seinem Tod seine Mutter der Fürsorge seines Lieblingsjüngers mit den Worten: "Siehe da, dein Sohn" - "Siehe da, deine Mutter." Dies wäre aber unverständlich, wenn es noch weitere Söhne Mariens gegeben hätte. Diesen wäre dann jene Aufgabe zugefallen.

5. Unter den Frauen, die auf Golgotha unter dem Kreuz standen, befand sich nach Mk 15,40 eine "Maria, die Mutter des Jakobus des Kleinen und des Joses". Die Söhne werden genannt, um sie von anderen Trägerinnen des Namens Maria zu unterscheiden. Es ist klar, daß es sich nicht um die Mutter Jesu handeln kann, da sie sonst einfach nur, wie üblich, "seine Mutter" genannt worden wäre, da ja im ganzen Kontext von Jesus die Rede ist. Wenn Markus Jakobus und Joses zur Kennzeichnung jener Maria bemüht, muß man annehmen, daß er die beiden schon vorher erwähnt hat. Das aber ist der Fall in Mk 6,3, wo er in der Aufzählung der Herrenbrüder diese beiden Namen nebeneinander und in der gleichen Reihenfolge erwähnt. Blinzler weiter: "Sollte trotzdem jemand noch im Zweifel sein, ob Markus wirklich den Jakobus und Joses von 15,40 für die zwei Herrenbrüder von 6,3 gehalten hat, dann müßte auch dieser letzte Zweifel schwinden, wenn er feststellt, daß Markus in beiden Fällen die ungewöhnliche Namensform Joses gebraucht 6,3; 15,40.47) Im ganzen übrigen Neuen Testament, das insgesamt acht verschiedene Träger des Namens Joseph erwähnt, kommt nämlich diese Nebenform nicht mehr vor, und auch Markus bedient sich sonst (15,43.45, also unmittelbar neben 15,40.47!) der üblichen Form ‘Joseph'. Wie sehr sich diese Identifikation auch dem kritischen Leser, wenn er sich nur vom Text führen läßt, aufdrängt, dafür hat Ernest Renan (Vie de Jésus, Paris 181883, 25-27) einen schönen Beweis erbracht. Er gab ehrlich, wenn auch offenbar nicht leichten Herzens, zu, daß die zwei Männer Mk 15,40 mit den gleichnamigen 6,3 identisch sind, und hielt infolgedessen alle vier an der letztgenannten Stelle erwähnten Männer für Geschwisterkinder Jesu, denen man den Ehrentitel ‘Brüder des Herrn' gegeben habe. Da es für ihn aber anderseits eine ausgemachte Sache war, daß Jesus ‘vraies frères' gehabt hat, entschloß er sich zu dem Salto mortale, die Existenz weiterer, und zwar wirklicher Herrenbrüder zu postulieren, von denen wir allerdings keine nähere Kunde mehr hätten! Pater M.-J. Lagrange hat dazu die trockene und treffende Bemerkung gemacht: ‘Es ist müßig, unbekannte Brüder Jesu zu erfinden, wenn die, welche von den Nazarethanern als die bekanntesten angeführt werden, nur entferntere Verwandte - Vettern - waren' (Das Evangelium von Jesus Christus, Heidelberg 1949, 211)."

Welche Argumente werden für die These der leiblichen Brüder Jesu angeführt? Es sind vier:

1. Das griechische Wort für Bruder, adelphós, bezeichnet den Vollbruder oder Halbbruder.
Dagegen läßt sich folgendes sagen:
a) Es gibt Ausnahmen. Kaiser Marcus Antoninus nannte Severus, den Vater seines Schwiegersohnes, seinen adelphós. Gaius Caligula nannte den jungen Tiberius Caesar "der Abstammung nach Vetter, der Zuneigung nach Bruder" (Philo, Leg. ad Gaium 4 § 26).
b) Wenn im NT das griechische Wort "adelphós" gebraucht wird, handelt es sich um eine Übersetzung aus dem Aramäischen. Deshalb darf und muß man davon ausgehen, daß seine Verwendung dem aramäischen Sprachgebrauch folgt. Dort aber wird das Wort häufig zur Bezeichnung der Vettern gebraucht, da es im Hebräischen und Aramäischen kein eigenes Wort für "Vetter" oder "Base" gibt. Um umständliche Umschreibungen zu vermeiden, war dieser Gebrauch nicht ungewöhnlich. Im Alten Testament gibt es etwa 20 Belege dafür (Gen 13,8; 14,14.16; 24,48; 29,12.15; 31,23.32; Lev 10,4; Jos 17,4; Ri 9,3; 1 Sam 20,29; 2 Kön 10,13; 1 Chr 15,5; 23,21 f; 2 Chr 36,10; Ijob 42,11; Jer 22,18). In der griechischen Übersetzung, der Septuaginta, wird das Wort "adelphós" benutzt!
c) 1930 wurden die Adler Papyri veröffentlicht. Im Papyrus Adler 7 wird das Wort adelphós zur Bezeichnung des Sohnes des Neffen verwandt, im Papyrus London Inv. 2850 col. II 15 zur Bezeichnung des Neffen. Es handelt sich dabei um ägyptische Papyrustexte aus dem zweiten oder ersten Jahrhundert vor Christus. Der Exeget Theodor Zahn, seit dessen Studie aus dem Jahre 1900 "in der protestantischen Forschung die Akten über dieses Thema [der Herrenbrüder] sozusagen geschlossen" (Blinzler S. 55) sind, kannte diese Papyri nicht.
d) In der Urkirche besaßen die Verwandten Jesu ein hohes Ansehen. Deshalb war es naheliegend, sie mit dem ehrenvollen Namen "Brüder des Herrn" auszuzeichnen.
e) In Mk 3,31-35 war es notwendig, in der griechischen Übersetzung den semitischen Sprachgebrauch beizubehalten, weil sonst das Wortspiel Jesu zerstört worden wäre: "Da sind meine Mutter und meine Brüder! Denn wer den Willen Gottes tut, der ist mir Bruder, Schwester und Mutter."

2. Die Brüder Jesu werden mehrmals zusammen mit der Mutter Jesu genannt. Also waren es Söhne Mariens.
Dagegen läßt sich sagen: Alle diese Textstellen bleiben verständlich, wenn man es bei den Brüdern Jesu um Vettern oder andere Verwandte handelt. Daß Maria in der Öffentlichkeit mit den nächsten männlichen Verwandten auftritt, erklärt sich zwanglos "aus der inferioren Stellung der Frau im damaligen Judentum" (Blinzler S. 58).

3. In Mt 1,25 (Joseph erkannte Maria "nicht, bis sie einen Sohn geboren hatte") geht aus dem Wort "bis" hervor, daß Joseph später die Ehe vollzogen und folglich weitere Kinder gezeugt habe.
Dagegen läßt sich mit Klaus Beyer sagen: "‘Bis' bezeichnet auch nach einer Negation im Semitischen und im Griechischen öfters nur die Grenze, innerhalb derer die Haupthandlung betrachtet wird, ohne daß damit gesagt sein soll, daß sich danach etwas ändert" (Semitische Syntax im NT I/1, Göttingen 1962, 132 Anm. 1). Vergleiche dazu etwa die Stellen Gen 28,15; 2 Sam 6,23; Ps 110,1; 1 Makk 5,54; Mt 28,20.

4. In Lk 2,7 wird Jesus "Erstgeborener" genannt. Also gab es noch weitere Kinder.
Dazu läßt sich sagen: Im Judentum trug der erste Sohn den Titel "Erstgeborener" (bekor) auch dann, wenn keine weiteren Kinder folgten. Ein Beleg dazu ist etwa eine jüdische Grabinschrift aus dem Jahre 5 vor Christus: "Bei den Geburtswehen meines erstgeborenen Kindes führte mich das Schicksal an das Ende meines Lebens."

Hinzu kommen natürlich all die Argumente, die für eine immerwährende Jungfräulichkeit Mariens von den Kirchenvätern und der Tradition ins Feld geführt werden.
PER

Anmerkung (1):
Josef Blinzler, Die Brüder Jesu, in: Josef Blinzler, Aus der Welt und Umwelt des Neuen Testaments, Gesammelte Aufsätze 1, Stuttgarter Biblische Beiträge, Stuttgart 1969. Noch ausführlicher in: Josef Blinzler, Die Brüder und Schwestern Jesu, SBS 21, Stuttgart 21967.

Josef Blinzler (1910-1970), Professor in Passau, war einer der gründlichsten Exegeten im deutschen Sprachraum.


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