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Die Titus Oates-Verschwörung (Fortsetzung) Von Joseph Spillmann (Zu Seite 1) [Sie befinden sich auf Seite 2] (Zu Seite 3) (Zu Seite 4) Auf dieser Seite befinden sich folgende drei Kapitel: 4. Kapitel: Die Hilfszeugen Die nächste Aufgabe Shaftesburys und seiner Leute war die Beibringung eines Zeugen, der die Aussage des Titus Oates eidlich unterstützen würde. Nach dem englischen Gesetz bedarf es nämlich für eine Klage auf Hochverrat zum wenigsten zweier Zeugen, und bis jetzt - länger als einen Monat nach der Verhaftung so vieler Männer in London und in allen Grafschaften des Landes - stand Oates mit seiner Erzählung allein. Man hatte geglaubt, das Versprechen voller Straflosigkeit würde aus der großen Menge der Gefangenen schon irgend einen zum Bekenntnis verleiten: aber alle blieben fest bei der Beteuerung ihrer Unschuld und erklärten einmütig, sie hätten auch nicht die mindeste Kenntnis von der Existenz irgend einer Verschwörung. So konnte die Gerichtsverhandlung zu nicht geringer Verlegenheit Shaftesburys selbst zu Anfang November immer noch nicht eingeleitet werden. Der König setzte eine Summe von 500 Pfd. St. (10000 Mark) für denjenigen aus, welcher den Mörder Godfreys überführen würde, und sicherte die gleiche Belohnung sogar den Helfershelfern beim Mord mit gänzlicher Amnestie zu, wenn sie nur als Zeugen aussagen wollten. Das half. Ein gewisser William Bedloe war kurz vor dem Tod Godfreys aus dem Gefängnis von Newgate entlassen worden, ein würdiger Geselle eine Titus Oates; der nahm sich der Sache an. In seiner Jugend hatte er sich als Laufbursche und Bettler in den Straßen Londons herumgetrieben, war später unter die Dienerschaft Lord Ballasyses gekommen; schlechter Streiche wegen, wahrscheinlich durch einen Verwalter seines Hauses, den er darum aus Rache unter den Mördern Godfreys nannte, davongejagt, wurde er Briefbote und übernahm Aufträge nach Frankreich und Spanien. Frech und gewandt, benutzte er diese Lebensweise zu jeder Art von Gaunerei: er reiste unter falschem Namen, borgte Geld und wertvolle Sachen auf gefälschte Briefe hin, zog als Edelmann gekleidet durch Spanien und Frankreich, raubte und betrog soviel er konnte, machte die Bekanntschaft mit manchem Gefängnis, wurde in der Normandie sogar zum Tod verurteilt, wußte sich aber, da es ihm auf falsche Eide gar nicht ankam, überall wieder loszumachen. Der Mann war, wie gesagt, gerade damals aus dem Gefängnis Newgate, wo er eine seiner Betrügereien gebüßt hatte, entlassen und stand nun erwerbslos auf der Straße. Was konnte ihm erwünschter kommen als die Aussicht auf eine Belohnung von 500 Pfd. St. und auf gleiche Ehre wie Titus Oates? Bedloe bedachte sich nicht zweimal. Um die Sache eklatanter zu machen, beschloß er, sich in einer Provinzialstadt verhaften und unter Bedeckung nach London bringen zu lassen. Er reiste also nach Bristol. Auf dem Weg dorthin schrieb er aus Newbury einen rätselhaften Brief an das Privy Council mit der Bitte, man möge ihn festnehmen, in das Gefängnis von Bristol werfen und nach London zurückführen. Wirklich wurde der verlangte Haftbefehl ausgefertigt, und zwar, merkwürdig genug, an Bedloe selbst, mit der Weisung, den Befehl nach eigenem Gutbefinden dem Mayor (Schultheiß) von Bristol zu übergeben. So wurde er in Gegenwart einer großen Volksmenge unter gewaltigem Lärm auf offener Straße verhaftet; das sei der Mann, der den Schlüssel zum Papistenkomplott besitze, sprengte man aus. Am 5. November brachte man Bedloe unter großem Zusammenlauf des Volkes nach London. Wie gut war der Tag gewählt! Ist doch der 5. November, der sogenannte Guy-Fox's-Tag, der Gedächnistag der unseligen Pulververschwörung, den die Protestanten Englands bis noch vor wenigen Jahren mit lautem No Popery-Geschrei und öffentlichen Maskeraden feierten. Welche Aufregung muß damals in den Straßen Londons getobt haben! Am 7./17. wurde er in Gegenwart des Königs und zweier Staatsekretäre verhört. Das British Museum besitzt eine Kopie dieses ersten Verhörs, und da es von großer Bedeutung scheint, die ersten Aussagen des Zeugen mit seinen späteren vergleichen zu können, wollen wir eine treue Übersetzung derselben hier folgen lassen: "7. November. Mr. Bedloes Bekenntnis vor Sr. Majestät über die Ermordung Sir Edmundbury Godfreys. In dem vorliegenden Dokument wird das Haus, in welchem der Mord stattgefunden haben sollte, zwar nicht genannt; es unterliegt aber keinem Zweifel, daß Somerset House, die Residenz der Königin, gemeint ist. Wie hätte sonst die Leiche vor den Hochaltar der Kapelle der Königin gelegt werden können? Anderen Quellen zufolge, auf welche sich nicht nur Lingard, sondern auch die namhaftesten protestantischen Geschichtsschreiber stützen, hätte Bedloe bei seinem ersten Verhör eidlich beteuert, er wisse von der Verschwörung rein nichts und nur über die Ermordung Sie Edmundbury Godfreys könne er Aufschlüsse geben. Nach Lingards Bericht sagte er, P. Le Fevre, der Beichtvater der Königin, hätte ihm erzählt, er selbst und P. Walsh habe mit Beihilfe eines Dieners Lord Bellasyses und eines Dieners der königlichen Kapelle Godfrey zwischen zwei Kissen erdrosselt. Man habe ihm (Bedloe) 2000 Guineen (nach einer andern Nachricht 4000 Pfd. St.) geboten, wenn er die Leiche beiseite schaffen würde. Noch beim Verhör des folgenden Tages (8./18. November) sagte er eidlich aus, er kenne Titus Oates nicht persönlich; als ihn aber diese Behauptung später mit anderen Aussagen in die Enge brachte, half er sich mit der Angabe, er habe Titus Oates wohl persönlich gekannt, jedoch nicht unter diesem Namen, sondern unter dem Namen Ambrose. Seinem ersten Geständnis fügte er die Bemerkung bei: die zwei Jesuiten hätten ihm von der Anstellung (commission) des Earls Powis usw. erzählt. Dabei rief der König aus: "Wahrlich, der Mann hat in den letzten 24 Stunden einen neuen Unterricht erhalten!" In der Tat grenzte es ans Wunderbare, wie die Mitteilsamkeit des Zeugen zunahm. Am 12./22. November sagte er eidlich aus, man habe ihm zu Anfang Oktober für eine Mordtat 4000 Pfd. St. geboten. Dann beschrieb er mehr im einzelnen die Ermordung Godfreys und hatte sogar die Stirn, zu behaupten, sie habe im Beisein der Königin stattgefunden (the Queen herself standing by). Um genauere Angabe der Zeit dieses Vorgangs befragt, machte er aber den Mißgriff, eine Stunde zu nennen, zu der gerade der König seine Gemahlin im Somerset House besuchte, während Wachen an allen Türen standen, und bezeichnete überdies ein Zimmer, in welchem die Dienerschaft der Königin sich aufhielt, als den Platz, wo man die Leiche verborgen habe. Diese Angabe hätte genügen müssen, um den Meineidigen ein für allemal zu entlarven. Wirklich erklärte sich der König vollkommen überzeugt, daß der Mensch ein Schurke sei und falsches Zeugnis abgelegt habe. Er ließ Bedloe als meineidigen Verleumder festnehmen. Für einen Augenblick hatte es den Anschein, als ob die erwiesene Lüge den Glauben an die ganze Verschwörungsgeschichte zerstören würde. Als aber nichtsdestoweniger das Parlament für den Nichtswürdigen eintrat, gab Karl II., obschon die Ehre seiner Gattin auf dem Spiele stand, mit gewohnter Charakterlosigkeit nach. Die Herren von der Opposition meinten, in einem solchen Nebenumstand könne man sich wohl einmal täuschen, und ließen Bedloe sich besser besinnen. Es lag ihnen alles daran, die Königin wenigstens in den Augen des Volkes zur Mitschuldigen zu machen. Sie stand dem Plane Shaftesburys am meisten im Weg; er hoffte unter dem Druck der öffentlichen Meinung eine Scheidung erzwingen und für jene Verbindung, welcher der Herzog von Monmouth entsproß, die Anerkennung der Rechtmäßigkeit durchzusetzen. Der fanatische Pöbel begrüßte natürliche jede Schmach, die der verhaßten katholischen Königin zugefügt wurde. Obschon man wirklich staunen müßte, wie Lingard [John Lingard, 1771 - 1851, englischer Historiker] mit Recht hervorhebt, wenn sich in allen drei Königreichen auch nur ein Mensch so einfältig und voreingenommen gefunden hätte, daß er solchen Märchen von Mord und Hochverrat Glauben geschenkt: so wurden Bedloes Lügen dennoch als eine willkommene Bestätigung von Oates' Erzählung durch ganz England verkündet und von der Masse auch geglaubt. Selten hat sich in der Geschichte der Satz so bestätigt, daß in den Tagen allgemeiner Aufregung gerade die unglaublichsten Nachrichten von der Menge am leichtesten als Wahrheit hingenommen werden. Je mehr aber Bedloe sah, daß seine Worte beim Volke Glauben fanden und von gewissen Lords sehr gerne gehört wurden, desto mitteilsamer wurde er auch. Jetzt wollte er von 40000 Mann gehört haben, die von Spanien den Jesuiten zu Hilfe geschickt würden; diese Armee sammle sich in St. Jago in Pilgerkleidern und werde von dort zu Schiff nach England übersetzen. Das sei alles, was er wisse. Vier Tage nachher (es handelte sich nämlich gerade damals darum, Shaftesburys Ausschluß-Bill gegen die Katholiken im Oberhaus durchzusetzen, und zu diesem Zweck hielt man wohl einen neuen Druck auf die öffentliche Meinung für angezeigt) - vier Tage nachher lauteten Bedloes Aussagen noch schrecklicher. 40000 Mann stünden schon in London schlagbereit; außer der Pilgerarmee von St. Jago würden 10000 Mann von Flandern geschickt; Hull soll im entscheidenden Augenblick überrumpelt werden; kein Katholik von Rang und Stand sei in England, der nicht um die Verschwörung wisse und der nicht auf das Sakrament geschworen habe, dieselbe geheim zu halten; Meuchelmörder seien in London in allen Schenken und Buden aufgestellt, um die Stadtsoldaten zu ermorden. Mit Schaudern hörten die Bürger Londons diese Kunde, und der Mayor der City erklärte in einer Versammlung, es sei keineswegs unwahrscheinlich, daß sie nicht alle eines schönen Morgens mit abgeschnittenen Gurgeln aufständen. Unter dem Druck dieser Stimmung ließ sich Karl II. zu allem herbei. Am 10./20. November erschien er in vollem Königsschmuck im Oberhaus, beschied das Unterhaus an die Schranken und erklärte sich zu jedem Gesetz bereit, welches den Fortbestand der protestantischen Religion für alle Zukunft in seinem Reich bezwecke, nur, bat er, möge man am Recht der Succession nicht rütteln. Die Rede des Königs weckte großen Jubel unter der Bevölkerung Londons; Freudenfeuer verkündeten dem Lande, daß die erste große Gefahr der anglikanischen Religion glücklich abgewendet sei. Am 1./11. Dezember bestätigte der König die Bill, welche die katholischen Lords aus dem Oberhaus vertrieb. Nur mit Aufbietung aller Kräfte war im Oberhaus (mit 158 gegen 156 Stimmen) die Klausel hinzugefügt worden, das Gesetz erstrecke sich nicht auf den Herzog von York. Die katholischen Lords mußten das Haus verlassen. Der Herzog von Norfolk richtete in ihrem Namen eine herrliche Abschiedsrede an den König und das Parlament und beteuerte seine und seiner Genossen unerschütterliche Treue gegen Fürst und Vaterland. Bald mußte der Herzog von York auf den Wunsch seines königlichen Bruders den Hof von England verlassen. War also Shaftesburys Plan auch nicht ganz gelungen, so war er doch auf guten Wegen. Bedloe war inzwischen feierlich mit Oates zum Zeugen der Krone ernannt worden, nachdem der König beiden eine vollständige Amnestie aller ihrer früheren Verbrechen gewährt hatte, so daß wegen keines derselben, und wäre es auch Mord oder Meineid, die Zulässigkeit oder Glaubwürdigkeit ihrer Aussagen vor Gericht angezweifelt werden sollten. Überdies wurde Bedloe wie Oates in Whitehall logiert und mit bedeutenden Geldgeschenken belohnt. So wollte es die öffentliche Meinung, der sich Karl II. trotz seiner besseren Überzeugung nicht zu widersetzen wagte. Die beiden "Zeugen" gingen jetzt, von Shaftesbury geleitet, einen Schritt weiter und klagten die Königin selbst des geplantes Hochverrates und Gattenmordes an. Titus Oates, der sich von seinem Mitzeugen nicht in den Schatten stellen lassen wollte, sagte nunmehr aus, er habe mehrere Jesuiten nach Somerset House begleitet. Dieselben seien von der Königin empfangen worden, während er im Vorzimmer gewartet und an der nur angelehnten Tür gelauscht habe. Und da hätte die Königin laut ausgerufen: "Ich will solche Beschimpfungen meines Bettes nicht länger dulden; ich bin bereit, zur Herbeiführung seines Todes und zur Ausbreitung des katholischen Glaubens die Hand zu bieten." Der König ließ Oates durch zwei Lords, Ossory und Bridgewater, in die Zimmer der Königin führen, damit er Ort und Stelle angebe, wo er das gehört habe. Er fand sich nicht zurecht und verwickelte sich in Widersprüche. Da wurde er auf Befehl des Königs festgenommen. Bedloe aber kam Oates zu Hilfe; er habe dasselbe von Coleman gehört, erklärte er. Die Jesuiten Waring, Keynes und Ireland hätten die Königin überredet, aus Rache für so viele Treubrüche ihrem Gemahl Gift zu reichen. Nach vielen Tränen und langem Widerstreben habe sie endlich in die Tat eingewilligt. Jetzt führte Shaftesbury seine Leute vor die Schranken des Unterhauses und ließ sie den Abgeordneten diese neue Schaudermäre hersagen. Oates schrie in die Versammlung hinein: "Ich, Titus Oates, klage Katharina, die Königin von England, des Hochverrates an!" Unter dem Eindruck dieser Szene schlug Shaftesbury sofort eine Adresse an den König vor, welche die augenblickliche Entfernung der Königin und ihres Hofstaates von Whitehall verlangte; sie ging im Unterhaus einstimmig durch. Dann schickte das Haus eine Botschaft an die Peers und verlangte deren Beitritt zu dieser Adresse. Die Lords wollten jedoch die beiden Zeugen zuerst selbst verhören, und da sich diese in Widersprüche verwickelten, lehnten sie dieselbe fast einstimmig ab. Umsonst protestierte Shaftesbury gegen diese Erklärung; er sah sich gezwungen, diese Klage vorderhand fallen zu lassen, und ließ dafür seinem Unmut in neuen Adressen freien Lauf, welche die Einkerkerung alle Papisten in England und die sofortige Einbringung der Hochverratsklage gegen die fünf im Tower gefangenen katholischen Lords verlangten. Noch immer reichten die beiden Zeugen für das Gerichtsverfahren nicht aus, das daher trotz der Ungeduld der Volksmassen bis auf weiteres nicht eröffnet werden konnte. Für die Ermordung Edmundbury Godfreys war Bedloe der einzige Zeuge, und wenn er auch in einigen Punkten die Verschwörung des Titus Oates bestätigte, so waren seine Angaben doch so ungenügend und widerspruchsvoll, daß sie kaum anständig benutzt werden konnten. Shaftesbury suchte also noch andere Zeugen zu gewinnen, und welcher Mittel er sich dabei bediente, mag uns der schon öfter angeführte protestantische Geschichtsschreiber Echard erzählen. Zunächst ließ der Staatsmann die beiden armen Menschen, welche die Leiche Edmundbury Godfreys bei Primrose Hill gefunden hatten, ins Gefängnis werfen. Er sagte, nur infolge von Bestechung durch die Papisten hätten sie dieselbe dort entdeckt, und drohte ihnen mit dem Galgen, wenn sie nicht ein volles Geständnis ablegten. Dann beschied er Mrs. Gibbons, die Frau eines gewissen Hauptmanns Gibbons, vor den Rat. Diese Dame hatte zu Protokoll ausgesagt, sie habe Sir Emundbury Godfrey kurz vor seinem Tod in einer Stimmung gesprochen, die ihr keinen Zweifel an dessen Geistesverwirrung belassen. Shaftesbury forderte Mrs. Gibbons auf, diese Erklärung zurückzunehmen und zu bekennen, daß sie durch gewisse Papisten zu diesem Zeugnis verführt worden sei. Da sie sich dessen mutig weigerte, kam er außer sich vor Wut, nannte sie mit den ekelhaftesten Schimpfnamen und drohte, er wolle sie von Hunden zerreißen lassen, wenn sie nicht nachgebe. Die Frau fiel in Krämpfe, und man fürchtete, sie nicht mehr lebend nach Hause bringen zu können. Doch, fährt Echard in seinem Bericht fort, das denkwürdigste Beispiel ist Francis Corral, ein Lohnkutscher, der nach der Aussage Bedloes die Leiche Sir Edmundbury Godfreys nach Primrose Hill gebracht haben sollte. Man hatte ihn auf diese Angabe hin festgenommen, und Shaftesbury selbst verhörte ihn; dabei leugnete er aber jede Kenntnis der Sache. Shaftesbury zählte nun 500 Pfd. St. (10000 Mark) auf den Tisch. Diese Summe sollte dem armen Menschen gehören, wenn er die "Wahrheit" gestehen würde; überdies sicherte ihm Shaftesbury voll Straflosigkeit zu, für den Fall, daß etwa Furcht seinen Mund schlösse. Der Mann wiederholte, er wisse von der ganzen Sache nichts. Da erklärte der Earl, wenn er nicht gestehe, so würde er ihn in eine Tonne einschließen, deren Bohlen inwendig von spitzen Nägeln starrten, und ihn so einen Hügel hinabrollen lassen. Abermals sagte der Kutscher: "Was wollt Ihr denn, Mylord, daß ich bekenne? Ich weiß nichts um die Sache. Wollt Ihr denn, daß ich auch noch andere Leute anklage und in meine Verurteilung verwickle?" Der Earl drohte ihm mit dem Tod und ließ ihn nach Newgate führen. Dort wurde er in schwere Eisenketten gelegt und in ein Kerkerloch gestoßen. Als man ihn nach einigen Stunden wieder hervorzog, hatte die Moderluft ihm so zugesetzt, daß er in Ohnmacht fiel und man Arzneimittel anwenden mußte, um ihn wieder zu sich zu bringen. Am gleichen Tage hatte er ein zweites Verhör vor Shaftesbury zu bestehen; wieder wollte ihn dieser mit Drohungen besiegen, da entschlüpfte dem Geängstigten das Wort: "Was wollt Ihr denn, daß ich bekenne? Ich weiß nicht mehr als Ew. Lordschaft, und vielleicht nicht einmal so viel." Der Earl gab nun dem Gefängniswärter die Weisung, den Menschen abzuführen und ihm keine Speise zu reichen, bis er bekenne. Da weinte der arme Mann laut und verschwor sich hoch und teuer, er wisse nicht mehr als das Kind im Mutterschoße. Wirklich hielt man ihn von Donnerstagabend bis Sonntagmittag mit schweren Ketten belastet in Newgate, ohne ihm Speise oder Trank zu geben. Der Unglückliche verlor beinahe seinen Verstand und machte in einem Anfalle von Verzweiflung den Versuch, seinen Leiden ein Ende zu machen. Glücklicherweise wurde die Tat verhindert. Am darauffolgenden Montag stellte man ihn vor die geheime Kommission der Lords. Shaftesbury bot ihm mit freundlicher Miene die schon genannte große Belohnung an, wenn er bekennen wolle. Auf dieses Anerbieten warf sich der Lohnkutscher auf seine Knie und sagte: "Ich weiß nichts davon, und lieber als daß ich einem andern Unrecht zufüge, will ich augenblicklich sterben." Nun änderte der Graf den Ton und sagte, so solle er erst in Newgate eine Zeitlang modern, dann wolle er ihn vor Gericht stellen und hängen lassen. Und noch einmal drängte er ihn, er solle doch lieber gestehen, als ein schreckliches Todesurteil sich zuziehen. "Ja, Mylord," rief da der arme Mensch, "das wird ein schrecklicher Augenblick sein; aber Mylord, es würde für mich vor dem Richterstuhle Gottes noch ein viel schrecklicherer Augenblick sein, wollte ich ungerechterweise einen Menschen anklagen. Schrecklicher wären die Worte: ‘Teufel, nimm ihn hinweg! denn er hat falsches Zeugnis abgelegt gegen jene, deren Unschuld er kannte!'" Der gefühllose Shaftesbury ließ ihn nach Newgate zurückführen. Umsonst stellte der Mann vor, er habe Weib und Kind. Der Graf sagte: "Laßt sie hungern." Sieben Wochen ließ man ihn in dem alten Kerkerloche schwergefesselt schmachten, hielt ihn dann noch sieben weitere Wochen in weniger strenger Haft. Erst als jemand vor Gericht schwor, die Leiche Sir Edmundbury Godfreys sei nicht in einem Wagen, sondern auf einem Pferd nach Primrose Hill gebracht worden, ließ man ihn endlich auf Bürgschaft frei. Der unglückliche Mensch war aber durch seine Gefangenschaft und seine Fesseln so zugerichtet, daß er acht Wochen später noch kein Gespann lenken konnte. Mit aufrichtiger Genugtuung erzählen wir diese schönen Beispiele heldenmütiger Wahrheitsliebe aus jenen Tagen, die, wie wenige in der Geschichte, mit falschen Eiden und falschen Zeugnissen befleckt sind. Es fand sich aber endlich ein Unseliger, der sich durch Shaftesburys unmenschliche Behandlung zu einem Meineid hinreißen ließ. Miles Prance, ein Silberschmied aus London, war als verdächtig verhaftet worden. Kaum hatte Bedloe, der nun schon zwei Monate umsonst nach einem Menschen forschte, welcher seine Aussagen mitbestätigen würde, diesen Silberschmied erblickt, so rief er aus: "Dieser Mann ist einer von den Mördern!" Prance wurde augenblicklich nach Newgate geschleppt. Shaftesbury wandte ähnliche Mittel an wie bei dem armen Lohnkutscher Corral, und Echard schildert ausführlich die schrecklichen Szenen. Der gewissenlose Staatsmann siegte endlich; in kaum zurechnungsfähigem Zustand bekannte sich Prance als schuldig und nannte drei Bediente von Somerset House, Robert Green, Lawrence Hill und Harry Berry, als Mitschuldige. Der Gefolterte war aber keineswegs gegen Gewissensbisse gefühllos; inständig bat er, man möge ihn nochmals vor den König und den Rat führen, und beteuerte daselbst auf seinen Knien in den stärksten Ausdrücken von Reue und Abscheu, seine erste Aussage sei durchaus falsch. Allein er fand keinen Glauben bei den Männern, welche die vorgebliche Verschwörung um jeden Preis beweisen wollten; sie erklärten diesen Widerruf für einen Jesuitenkniff und schickten Prance nach Newgate zurück. Daselbst wurde er in der Zelle der Verurteilten mit Eisenbanden an den Boden festgeschmiedet, so daß Schmerz und Gewissensangst ihn zeitweilig des Verstandes beraubten. Dr. Lloyd, Dekan von Bangor, den wir als Leichenredner an der Bahre Godfreys trafen, und der Gefängniswärter Boyce, der mit Shaftesbury und Bedloe im Einverständnis handelte, suchten ihn, der eine mit geistlichen, der andere mit weltlichen Beweggründen, zum Geständnisse zu bringen. Endlich gab der Unglückliche nach; seine Enthüllungen waren aber jetzt so zahlreich und unglaublich, daß sich Dr. Lloyd der Sache nicht mehr weiter annehmen wollte und Boyce allein machen ließ. Wirklich wurden die drei Unschuldigen auf das Zeugnis von Prance und Bedloe hin verurteilt und gehängt, obschon die Angaben dieser beiden Zeugen voller Widersprüche, unter sich unvereinbar und durch Entlastungszeugen entkräftet waren. Doch wir haben zunächst von anderen Opfern zu berichten und wollten den unseligen Prance hier nur als Beispiel anführen, wie Shaftesbury seine Zeugen beibrachte. "Die Belohungen, die allen zugesichert wurden, welche etwas Neues entdeckten, der Schutz, welchen man den Angebern versprach, und die Zusage einer wöchentlichen Pension konnten nicht ohne Wirkung bleiben," sagt Jakob II. in seinen Memoiren. "So boten Prance, Dugdale, Dangerfield, Smith und eine ganze Schar armer Teufel für diese Arbeit ihre Dienste an. Sie wurden mit der Zeit ihren Auftraggebern ebenso unbequem wie dem Schatzmeister seiner Majestät. Denn obschon das Parlament dem König keinen Heller geben wollte, zwang es ihn, diese Bande von Zeugen zu besolden, deren Dienste man nur zum Sturze des Königs und seines Bruders gebrauchte. Also mit einer zahlreichen Schar von Zeugen versehen, beschloß man, den Prozeß zu eröffnen. Der König ließ dem Gesetze seinen Lauf; blutige Spuren beflecken seine Bahn" (Mémoires de Jacques II, vol. II, 238). 5. Kapitel: Die ersten Opfer Als erstes Opfer der Titus Oates-Verschwörung fiel ein katholischer Bankier, namens Stalay; er wurde zwar nicht gerade der Verschwörung wegen angeklagt, aber indirekt war doch die öffentliche Aufregung, in welche die Märchen des Titus Oates die Hauptstadt versetzt hatten, die Ursache seines Todes. Stalay war Katholik. Ein gewisser Castairs, ein schottischer Gauner, wählte sich den wohlhabenden Mann für eine Erpressung. Als der Bankier eines Tages in einem Gasthaus in Covent Garden zu Mittag speiste, setzte sich Castairs in seine Nähe. Dabei wollte der Schotte von dem Bankier in französischer Sprache die Worte gehört haben: der König sei ein Schurke und verfolge das Wort Gottes, und er selbst wolle ihn erstechen, wenn sich kein anderer hierfür finde. Castairs schrieb diesen Satz auf einen Zettel und begab sich am folgenden Tag zu dem Bankier, dem er bedeutete, er werde diese Worte gegen ihn vor Gericht beschwören, wenn er ihm nicht 200 Pfd. St. gäbe. Stalay war über die Frechheit des Burschen empört und jagte ihm, auf seine Unschuld verweisend, fort. Sogleich wurde er aber auf die Anzeige des Schotten hin verhaftet, fünf Tage später vor Gericht gestellt, und da Castairs und dessen Helfershelfer gegen ihn schwuren, zum Tode verurteilt. Umsonst machte er geltend, wie unglaublich es sei, dass ein so besonnener Mann wie er, in so aufgeregter Zeit und an einem Orte, wo die französische Sprache bekannt sei, sich solcher Ausdrücke bedienen sollte. Noch fragten ihn die Richter, ob er keine Kenntnis von der Verschwörung habe; er stellte es entschieden in Abrede und leugnete abermals, irgend jemals die hochverräterischen Worte ausgesprochen zu haben, um derentwillen man ihn zum Tode verurteilt hatte. Am 26. November wurde er zu Tyburn gehängt; er starb gottergeben und mit dem letzten Atemzuge seine Unschuld beteuernd. Der nächste, welcher das Schafott bestieg, war der ehrwürdige Eduard Coleman, der Sekretär der Herzogin von York. Dieser Mann hatte sich den Hass der protestantischen Partei und der fanatisierten Menge ganz besonders zugezogen. Was man dem Herzog selbst und seiner katholischen Gemahlin nicht offen zur Last zu legen wagte, das schrieb man ungescheut dem Sekretär der königlichen Hoheiten zu. Coleman war der Sohn eines anglikanischen Geistlichen aus der Grafschaft Suffolk, hatte seine Studien in Cambridge gemacht und war dann in den Schoß der katholischen Kirche zurückgetreten. Er zeichnete sich nun durch einen großen Eifer für die wahre Religion aus. Der Herzog von York hatte ihn rechtzeitig gewarnt, er möge seine Papiere verbrennen, wenn dieselben irgendetwas enthielten, was man als Schuldbeweis gegen ihn deuten könnte. Im Gefühle seiner Unschuld unterließ es der etwas unvorsichtige Mann. Ja, sobald er erfuhr, dass bei ihm eine Haussuchung stattgefunden und seine ganze Korrespondenz beschlagnahmt sei, stellte er sich freiwillig dem Gericht. Seine Briefschaften enthielten allerdings nichts über eine Papistenverschwörung oder gar über den Plan einer Ermordung des Königs; aber es fanden sich doch in seiner Korrespondenz mit Père la Chaise, dem bekannten Beichtvater Ludwigs XIV., Stellen, die von einem gewandten Advokaten leicht mißdeutet werden konnten. Coleman hatte auf eigene Faust etwas Politik getrieben. So war in einem Brief vom 29. Juni 1674 an Père la Chaise die Rede von einer Summe, welche der König von Frankreich dem Herzog von York anbot, um ein neues, den Katholiken günstigeres Parlament zu erhalten. Aus demselben Brief schien hervorzugehen, dass Karl II. ein ähnliches Angebot gemacht werden sollte. In einem anderen Brief vom September desselben Jahres hieß es, der Herzog von York sei bereit, mit Père la Chaise über die Lage der englischen Katholiken zu verhandeln; dem Herzog sei vom König von Frankreich eine Summe angeboten worden, dass er sich mittels derselben seiner vielen Feinde im Parlament erwehre; Geld würde ihn in den Stand setzen, das Parlament aufzulösen. Ferner schrieb Coleman, wenn Frankreich 200 000 Pfd. St. vorstrecken würde, so zweifle er nicht, zwei Punkte zu erreichen: Gewissensfreiheit für die Katholiken und die Wiedereinsetzung des Herzogs in sein Amt als Großadmiral, und die Erreichung dieser zwei Punkte wäre ein schwerer Schlag für die Protestanten. Ja die Bekehrung von drei Nationen, schrieb er, beruhe auf diesem Plane. Auch ein Brief an den päpstlichen Internuntius fand sich, in dem der Papst gebeten wurde, die katholische Sache in England mit Geld zu unterstützen. In diesem Briefe behauptete er: "Seine Britannische Majestät sei den Plänen seines Bruders wohlgewogen." Der Kläger verstand es natürlich, diese "Pläne" aufzubauschen. Coleman habe seine übrige Korrespondenz verbrannt, sagte er. Und wenn sich nun in den erhaltenen Briefen solche "Pläne" finden, was müsse dann erst in den zerstörten gestanden haben? Am 27. November 1678 fand in der Old Bailey die Gerichtsverhandlung statt. Der erste Punkt der Anklage stützt sich auf die eben mitgeteilten Briefe. Alle diese „Pläne", sagte Coleman, seien von ihm allein erdacht und bezweckten nichts anderes, als auf gesetzmäßigem Wege im Parlament für die Katholiken freie Ausübung ihrer Religion zu erlangen. Ob es erlaubt sei, ein dieser Absicht günstiges Parlament zu erlangen und zu diesem Zwecke im Inland oder im Ausland Geldmittel zu sammeln, wolle er demütig dem Gericht anheimgeben. In der Tat konnte darauf eine Anklage auf Leben und Tod nicht wohl gestützt werden. Aber Titus Oates trat jetzt auf und schwor gegen den Angeklagten, Père la Chaise habe 10000 Pfd. St. in die Hand Colemans ausbezahlt, daß er den König ermorden lasse. Ferner habe derselbe den im Wirtshaus zum Weißen Roß gefaßten Beschlusse beigestimmt, daß Grove und Pickering den König meucheln sollten. Der Angeklagte habe auch mit Talbot, dem Erzbischof von Dublin, verhandelt, um in Irland eine Empörung zu entfachen und den Herzog von Ormond zu erschlagen. Er habe vier irische Mörder unterhalten, welche gedungen waren, den König in Windsor zu ermorden; überdies habe er zugestimmt, daß der König durch Sir George Wakeman vergiftet werde. Endlich habe er, Titus Oates, eine von Johannes Paulus von (sic) Oliva unterzeichnete Bestallung gesehen, welche Herrn Coleman zum Staatssekretär ernenne. Der zweite Zeuge Bedloe bestätigte das und sagte, er habe Briefe zwischen dem Angeklagten und Père la Chaise hin und her getragen, welche die Wiedereinführung der papistischen Religion und die Ausrottung des Protestantismus bezweckten. Auf diese frechen Lügen entgegnete Coleman, Oates habe ihn ja bei der ersten Konfrontation vor dem geheimen Rate nicht einmal erkannt; er habe ihn ferner von allen den schweren Verbrechen, deren er ihn jetzt beschuldige, keines einzigen geziehen, und doch hätte er das damals tun müssen; endlich machte sich der Angeklagte anheischig, zu beweisen, daß er vom 15. bis 31. August nicht in London gewesen, daß er also auch nicht der vorgeblich am 21. August abgehaltenen Beratung im Weißen Roß habe beiwohnen können. Dieser wohlgefügten Verteidigung hatte Oates nur elende Ausflüchte entgegenzustellen; er habe damals den Angeklagten wegen des Kerzenlichtes und wegen seiner Perücke nicht gleich erkannt, und er sei so müde gewesen, daß er sich an die eigentlichen Klagepunkte nicht erinnert habe. Auf den angebotenen Alibibeweis ließ man sich, wie bei den folgenden Prozessen, nicht ein. Bedloe gegenüber konnte Coleman nur feierlichst beteuern, daß er ihn seines Wissens früher nie gesehen. Der Oberrichter legte in seiner Rede an die Jury durchaus kein besonderes Gewicht auf das Zeugnis der beiden Schufte; dafür hob er hervor: daß Coleman die Einführung des Papismus in England gewünscht und betrieben habe, sei aus seinen Briefen erwiesen. Das sei Landesverrat; denn ein solcher Mensch wolle England unter die Gewalt des Papstes bringen. Und wenn es auch nicht klar liege, ob er diesen Zweck durch offene Gewalt und Einmischung einer äußeren Macht, oder nur durch Auflösung des Parlamentes und Duldung habe erreichen wollen, so sei doch das erstere anzunehmen. Und daraufhin wurde Coleman zum Tode des Hochverräters verurteilt. Der Richter glaubte noch eigens bemerken zu müssen, der Verurteilte werde umsonst seitens des Königs eine Begnadigung erwarten. Wollte derselbe auf das Drängen „hochgestellter Freunde am Hofe" so etwas versuchen, so würde das Parlament sich einmischen und ihm das Recht der Begnadigung bestreiten. Umsonst beteuerte der Märtyrer nochmals seine Unschuld an einer Verschwörung gegen den König. Als man ihm aber volle Begnadigung zusicherte, wenn er nur das vorgebliche Komplott eingestehen wolle, verschmähte er, sein Leben durch eine Lüge zu retten, und bestieg mutig den 3./13. Dezember 1678 das Blutgerüst. Von ihm aus sprach er also zu der unübersehbaren Volksmenge: Hier unterbrach der Sheriff den Verurteilten mit der Bemerkung, wenn er ein Geständnis ablegen wolle, so möge er es tun, sonst sei keine Zeit mehr zum Reden. Der ehrwürdige Coleman wiederholte die Beteuerung seiner Unschuld, erklärte, die Zeugen, welche wider ihn schwuren, hätten ihm unrecht getan, und auch an der Ermordung Sir Edmundbury Godfreys sei er unschuldig. „Dann wurde", so schließt der gedruckte Bericht seiner Hinrichtung, „nach einigen stillen Gebeten und Stoßseufzern das Urteil an ihm vollzogen; er wurde gehängt, noch lebend abgeschnitten, seine Eingeweide verbrannt und seine Leiche geviertelt." Mit Recht steht der Name des Blutzeugen auf der Liste der Märtyrer, deren Seligsprechungsprozeß eingeleitet ist [1929 sprach ihn Pius XI. selig], denn aus Haß gegen den katholischen Glauben wurde er hingerichtet. Der Fanatismus hatte sein Opfer, aber dasselbe sättigte seine Gier keineswegs: er schrie jetzt nur noch um so lauter nach dem Blute der Priester und Jesuiten. Am gleichen Tage, an welchem Coleman also dem Hasse gegen den katholischen Glauben zum Opfer fiel (3. Dezember), starb im Gefängnis der Newgate der ehrwürdige P. Eduard Mico (alias Hervey und Baines), der Sekretär (Socius) des englischen Jesuitenprovinzials. Wir haben oben erzählt, wie Oates die beiden Schwerkranken aus ihren Betten im spanischen Gesandtschaftshotel in den Kerker schleppen wollte, wie sich aber der Sheriff damit begnügte, die Krankenzimmer vorläufig mit Wachposten zu besetzen. Die Soldaten hatten den Gefangenen mit Kolbenstößen arg zugerichtet, so daß sein Leib mit Quetschungen ganz bedeckt war. Sobald sein Zustand es erlaubte, schlugen sie ihn in schwere Fesseln und führten ihn nach der Newgate. Vorher hatte P. Hamerton den Mut, die beiden kranken Mitbrüder und so manche andere, die hier und dort in London versteckt waren, beinahe täglich zu besuchen. „Ich besuchte sie täglich“, erzählt er in einem eingehenden Berichte, dessen Original früher in der Bibliothek des Kollegs von Brügge aufbewahrt wurde, „und obschon P. Whitebread und P. Mico von einer Wache von zwölf Soldaten umringt waren, unterließ ich nicht meine täglichen Besuche. Oft kam ich als Edelmann gekleidet, oft im Anzug eines Apothekerlehrlings, ein Arzneiglas in meiner Hand und eine Schürze vorgebunden. So verkleidet, trat ich mit großer Zuversicht in ihre Krankenzimmer, und obschon der Wachposten an der Türe stand, hörte ich ihre Beichten und unterhielt mich, je nach Gelegenheit, gemütlich mit ihnen, und das tat ich, bis man sie nach der Newgate überführte.” P. Mico war ein durch seine Tugend ausgezeichneter Ordensmann; er stammte von sehr angesehenen Eltern aus der Grafschaft Essex, wo er 1630 geboren wurde. Als Knabe besuchte er das Kolleg von St. Omer, kam 1647 nach Rom, wo er am 27. Oktober im Englischen Kolleg Aufnahme fand, und trat zu Watten 1650 in das Noviziat der Gesellschaft Jesu. Seine Theologie studierte er in Lüttich. Im Jahre 1666 legte er am 2. Februar feierliche Profeß ab, kam bald darauf nach England und verwaltete daselbst unter den drei sich folgenden Provinzialen: Gray, Strange und Whitbread, acht Jahre lang das Amt des Sekretärs - ein Beweis für die hohe Meinung, welche die Obern in seine Tugend und Klugheit setzten. Ganz besonders wird seine Milde und Friedfertigkeit hervorgehoben; er konnte keinen Streit leiden und war immer zur Nachgiebigkeit geneigt. Ebenso loben die Berichte seinen Seeleneifer. Noch krank in den Kerker geführt, brachen seine letzten Kräfte rasch zusammen. Am 3. Dezember fand man ihn, von der Last seiner Ketten erdrückt, tot auf seinen Knien. Gar zu gerne hätte man das Gerücht verbreitet, der Jesuit habe sich vergiftet, um sich kein Geständnis erpressen zu lassen; aber die Untersuchung der Leiche stellte die wahre Todesursache heraus. Er war mehr infolge der Mißhandlungen gestorben, als durch das Fieber erschöpft. Dieser Befund hinderte aber keineswegs, daß sich die Sage verbreitete, der Jesuit sei aus Ärger über das Mißglücken der Verschwörung an der Schwindsucht gestorben. Er steht deshalb mit Recht unter der Zahl der Blutzeugen, deren Seligsprechungsprozeß durch das Dekret vom 4. Dezember 1886 eingeleitet ist. Wenige Tage später starb in einem anderen Kerker Londons, im Gatehouse bei Westminster, ein Mitbruder P. Micos, der Kaplan des Herzogs von York, P. Thomas Bedingfield, der gleichfalls durch das soeben angeführte Dekret den ehrwürdigen Dienern Gottes beigezählt ist. Man wird sich erinnern, wie Oates ein Packet gefälschter Briefe von London nach Windsor sandte und wie P. Bedingfield das Glück hatte, dieselben einzufangen. Obschon der König den Jesuiten jeden Verdachtes ledig sprach, hatte er doch die Schwäche, denselben einkerkern zu lassen, und er würde zweifelsohne aus dem Gefängnisse vor Gericht und vom Gericht zum Galgen geführt worden sein wie seine übrigen Mitbrüder, wenn nicht der Tod sein Leiden abgekürzt hätte. Am 3. November wurde er in das Gatehouse gebracht. Die harte Behandlung und die schlechte Kerkerluft raffte den schon bejahrten und gebrochenen Mann in kurzer Zeit hinweg. P. Thomas Bedingfield (alias Downes und Mumford), geb. 1617, stammte, ähnlich wie P. Mico, von vorzüglichen katholischen Eltern, die den Knaben frühzeitig nach St. Omer sandten, von wo derselbe nach Spanien in das englische Kolleg von Valladolid ging und dort 1639 in die Gesellschaft Jesu eintrat. Philosophie studierte er zu Lüttich, Theologie zu Pont-à-Mousson in Lothringen und wirkte dann in verschiedenen Ordenshäusern Belgiens. 1671 wurde der ehrwürdige Diener Gottes Kaplan des Herzogs von York, den er an Bord des Admiralschiffes im Seekrieg mit den Holländern begleitete. Bei dieser Gelegenheit gab er seltene Beweise von Mut und Seeleneifer, so daß er bei Protestanten wie Katholiken in hohem Ansehen stand. Er starb fromm im Herrn den 21. Dezember 1678. [Anmerkung Spillmanns: Gleichzeitig wurde der Senior der englischen Jesuiten, P. Thomas Stillington (Fermour), eingekerkert, ein ehrwürdiger Greis von 86 Jahren. “Er trug die Leiden des Kerkers mit großem Mut und soll denselben eher bei besseren Kräften verlassen haben”, als er denselben zugleich mit den PP. Edward Petre (Spencer), Robert Petre und Edward Turner endlich am 22. Juni 1680 auf Bürgschaft verlassen durfte.] Bezeichnend für die unbegreifliche Leichtgläubigkeit der englischen Behörden jener Tage ist die Bemerkung, welche der Schreiber der litterae annuae beifügt: „Obschon das Gefängnis, in welchem P. Bedingfield starb, ganz in der Nähe des Parlamentsgebäudes liegt und sein Tod allgemein bekannt war, verbreitete sich doch 18 Monate später das Gerücht, er sei am Leben und arbeite in der Grafschaft Nottingham mit Aufbietung aller Kräfte am Siege der Verschwörer. Daraufhin sandte das Privy Council (!) einen Friedensrichter zu seiner Verhaftung, und dieser durchzog die Grafschaft nach allen Richtungen und griff endlich einen Ehrenmann auf, den er dem gaffenden Volke als P. Bedingfield (Mumford) zeigte.” 6. Kapitel: Die Gerichtsverhandlung vom 17. Dezember 1678 Am 17./27. Dezember 1678 drängten sich alle Stände Londons in die Hallen der Old Bailey, des berühmten Gerichtshauses, das bis vor wenigen Jahren der Schauplatz unzähliger Verhandlungen auf Leben und Tod war. Der Jesuiten-Provinzial Whitebread, die Patres Ireland und Fenwick, der Benediktiner-Laienbruder Pickering und John Grove sollten vor den Schranken eines eigens hierfür bestellten Gerichtshofes erscheinen und sich über die oben mitgeteilte ungeheuerliche Anklage des Titus Oates rechtfertigen. Man hatte sich aber wohl gehütet, den Angeklagten die Gelegenheit zu einer gerechten Verteidigung zu gewähren: ihre Verurteilung war ja zum voraus beschlossene Sache; die Formen des Gerichtes sollten den Mord nur decken und den Opfern in den Augen der katholischen Mitwelt womöglich die Palme des Martyrertodes entwinden. Während also die vom Parlament eingesetzte Kommission Zeit genug hatte, das riesige Material, welches bei der plötzlichen Verhaftung des Provinzials und Prokurators der Jesuiten dem Gerichte in die Hände gefallen war, sämtliche Bücher, Schriften, Korrespondenzen, Rechnungen usw. zu durchforschen; während die gewandtesten Advokaten die Anklage übernahmen; während große Belohnungen zum Zeugnisse wider die Angeklagten aufforderten und der Hass der fanatisierten Menge auch ohnehin dem Gericht zu Hilfe kam, verweigerte man den zur Schlachtbank bestimmten Opfern den Beistand eines Rechtskundigen, ja sogar Zeit und Mittel, die notwendigen Schutzzeugen vorzuladen. Dieser einzige Umstand für sich hätte genügen müssen, der ganzen Verhandlung von vornherein den Stempel der Ungerechtigkeit aufzudrücken. An der Spitze dieses Gerichtshofes stand Sir William Scroggs. Die Geschichtsschreiber sind sich über den Charakter dieses Lord Oberrichters einig. Das Bild, welches der anglikanische Bischof Burnet, ein Zeitgenosse, von diesem Manne entwirft, fasst ihr Urteil also zusammen: “Der damalige Lord Oberrichter war Sir William Scroggs, ein Mann, der seinen Ruf viel mehr der Zungenfertigkeit als der Gelehrtheit oder irgend einer moralischen Tugend verdankte. Sein Lebenswandel war schamlos liederlich und sein Vermögen ganz unbedeutend. Die Gunst des Earl of Danby hatte ihn zuerst zum Richter und später gar zum Oberrichter erhoben, und es war mehr als traurig, einen so verkommenen, unwissenden und mittellosen Menschen mit einer so hohen Würde bekleidet zu sehen. Da dieser Mann nun die gewaltige Strömung der öffentlichen Meinung (bei der Angelegenheit des Titus Oates) wohl bemerkte, nahm er sich des Prozesses mit so viel Eifer und Dreistigkeit an, dass er der Liebling des Pöbels wurde. Als er aber später sah, dass er sich so um die Gunst des Königs schlecht verdient mache, liess er in seinem Eifer sichtlich nach… Doch gab er sich bei allen Gerichtsverhandlungen in schamloser Weise jede Mühe, die Verurteilung der Angeklagten herbeizuführen.” Die Jury war aus zwölf Mitgliedern des Adels und der Gentry zusammengesetzt, darunter die Barone Sir W. Roberts, Sir Philipp Matthews und der Ritter Sir Charles Lee. Die Anklageakte fußte auf der “wahrhaftigen Erzählung” des Titus Oates und hatte natürlich einen sehr großen Umfang; die Hauptpunkte bildeten Landfriedensbruch, Empörung, Umsturz der zu Recht bestehenden Religion, Einführung des römischen Götzendienstes, Ermordung des Königs und behufs dessen die Teilnahme an einer Versammlung, welche am 24. April (1678) in der Pfarrei St. Giles in the Fields in Middlesex stattgefunden habe und woran sich noch eine Reihe anderer bis jetzt unbekannter Verschwörer beteiligt hätten. Auf diese Anklageakte gründeten die Advokaten der Krone, Sir Samuel Baldwin und Mr. Finch, ihre Reden, in denen sie ganz besonders hervorhoben, es handle sich weder um den priesterlichen Charakter der Angeklagten noch um ihre Religion, sondern einzig um den Hochverrat und Königsmord. Die Angeklagten könnten sich also nicht damit schmeicheln, als Märtyrer zu sterben. Dann beschwor Oates nochmals die Punkte seiner “wahrhaftigen Erzählung” und namentlich den Umstand, dass er am 24. April auf der Provinzialversammlung gegenwärtig gewesen sei. Wie Oates seinerzeit in St. Omer hörte, hatte wirklich an dem angegebenen Tag die von den Ordens-Konstitutionen für alle drei Jahre vorgeschriebene Beratung der englischen Professen stattgefunden. In derselben muss ein Bevollmächtigter (Prokurator) gewählt werden, der nach Rom zu gehen hat, um dem P. General mündlich über den Stand der Provinz Bericht zu erstatten. Diese Versammlung hatte stattgefunden, aber nicht in der “White Horse Tavern” am Strand, wie Oates beschwor, sondern im Palast der Herzogs von York, wovon der Meineidige glücklicherweise keine Ahnung hatte. Die Angeklagten aber, die mit der Erhärtung dieses einzigen Umstandes den Titus Oates des Meineides hätten überführen können, hatten den Edelmut, lieber auf das Blutgerüst zu steigen, als den Thronfolger und damit die Hoffnungen der katholischen Kirche in England in ihren Prozess zu verwickeln. Stattdessen wollten sie den Beweis führen, dass Oates zu der angegeben Zeit im Kolleg zu St. Omer war. Hunderte von Augenzeugen konnten das beweisen. Wir werden aber sehen, wie das Gericht das Zeugnis der Zöglinge und Professoren des Kollegs, obschon es durch die Behörden von St. Omer als authentisch erklärt war, nicht zuließ. Als Oates mit seinem Bericht zu Ende war, dem natürlich das Gericht und die Zuhörerschaft in atemloser Spannung lauschte, gab der Lord Oberrichter dem ehrwürdigen P. Whitebread die Erlaubnis, zu seiner Verteidigung zu sprechen und Fragen an den Zeugen zu stellen. Man wird sich erinnern, wie Oates den todkranken Pater aus seinem Bett ins Gefängnis schleppen wollte, wie sich aber der Sheriff mit strenger Bewachung desselben begnügte. Sobald die Todesgefahr vorüber war, erschien ein Komitee des Hauses der Gemeinen an dem Krankenbett und versuchte den noch Sterbensschwachen in einem Netz listiger Fragen zu fangen. Der Provinzial antwortete mit ungebrochener Seelenstärke: “Was meinen religiösen Stand betrifft, so gestehe ich, ein Mitglied der Gesellschaft Jesu und der Provinzial der englischen Ordensprovinz zu sein. Wenn man mir dieses als Verbrechen anrechnen kann, so hoffe ich hinlänglich zu genesen und die nötigen Kräfte zu erlangen, um am Galgen dafür zu sterben. Was aber irgend eine Verschwörung angeht, so erkläre ich feierlich und ohne jeden Vorbehalt, dass ich von keiner weiß, und bin auch, kraft meiner genauen Kenntnis aller Vorkommnisse und Personen, vollständig überzeugt, dass sämtliche Mitglieder meines Ordens ebenso schuldlos sind.” Das war die Antwort, die er dem Hause der Gemeinen gab. Einige Tage später wurde er in einer Sänfte, weil er noch nicht gehen konnte, in das Gefängnis der Newgate gebracht, und nun stand er, noch immer krank und elend, vor dem Gericht. “Mylord”, begann der Provinzial seine Verteidigung, “meine Gesundheit ist so erschüttert und zweifelhaft, dass schon dieser Umstand mich vor jeder Lüge bewahren wird. Wir müssen den Gegenbeweis liefern, und ich weiss recht wohl, dass es viel schwieriger ist, Klagen zu widerlegen, als zu erheben. Ein Mensch kann ja mit leichter Mühe, was ihm beliebt, durch einen Eid erhärten, vorausgesetzt, dass er sein Seelenheil dafür wagen will. Aber wahrlich, in der Gegenwart des allmächtigen Gottes, vor welchen ich erschien muss, kann ich mit aller Zuversicht behaupten, dass von dem Zeugen auch keine drei wahren Worte vorgebracht wurden.” Hier unterbrach der Lord Oberrichter die feierliche Beteuerung des Angeklagten, von welcher er vielleicht dennoch fürchtete, sie möchte nicht ohne Eindruck auf die Zuhörerschaft sein, in der frivolsten Weise: Mit solchen schlechten Witzen, die nur auf das Beifallsgelächter der Menge berechnet waren, suchte der Richter die feierlichen Beteuerungen eines Mannes zu entkräften, der wohl wusste, dass er am Ende seines Lebens stehe. Wenn sich dagegen die meineidigen Zeugen in Widersprüche verwickelten, was oft genug geschah, war Sir William Scroggs stets bereit, ihre Worte “billig” auszulegen und zu entschuldigen. Um Titus Oates als Lügner zu entlarven, hatten sich die Patres sofort anheischig gemacht, den Beweis zu erbringen, dass derselbe im April und Mai im Kolleg zu St. Omer verweilte, dass er also zu dieser Zeit nicht, wie er beschworen hatte, in London bei der Provinzial-Kongregation gewesen sein konnte. Man hatte den Angeklagten keine Zeit gelassen, Augenzeugen von dort zu berufen. Das mit zahlreichen Unterschriften versehene und mit dem Amtssiegel der Behörden von St. Omer bekräftigte Zeugnis wurde von Scroggs mit den Worten abgefertigt: “Ich weiß nicht, was Sie nicht alles von St. Omer bekommen können, oder was Sie nicht alles ‘authentisch’ nennen.” Und auf die Frage P. Fenwicks, ob denn Se. Lordschaft meine, es gäbe außer England keine Gerechtigkeit, brach er kurz mit der Bemerkung ab, ein solches Zeugnis könne und dürfe hier nicht zugelassen werden, und auf den wiederholten Einwand, es sei ja mit dem Amtssiegel der dortigen Behörden versehen, schrie er: “Sie müssen nach den Gesetzen Englands abgeurteilt werden, und es ist nicht englischer Gebrauch, ein derartiges Dokument außer Landes zu senden.“ Damit war auf diesem Punkte jede weitere Verteidigung abgeschnitten; wie sich das Gericht benahm, als bei dem folgenden Prozeß zahlreiche Augenzeugen aus St. Omer vorgeführt wurden, ist später zu erzählen. Doch hatten die beiden Zeugen Oates und Bedloe der Unschuld und Seelenruhe der Angeklagten gegenüber keinen ganz leichten Stand. Der letztere wurde im Kreuzverhör von den PP. Whitebread und Fenwick so gedrängt, dass er zu der Ausrede seine Zuflucht nahm, er kenne sie nicht persönlich, und seine Aussagen beruhten nur auf Hörensagen. Dieses Geständnis drohte den ganzen Bau der Anklage umzuwerfen, indem das Gesetz bei der Hochverratsklage zwei Augenzeugen verlangt. Die Verlegenheit der Kronanwälte und des Lord Oberrichters war nicht gering. Um den schlimmen Eindruck zu verwischen, ersuchte Scroggs den fassungslosen Zeugen, der unter dem Vorwand heftiger Kopfschmerzen entlassen zu werden wünschte, sich zu setzen und etwas auszuruhen, während der Kronanwalt Sir Samuel Baldwin einen Hauptschlag gegen die Angeklagten führte. Man erinnere sich, dass bei der Verhaftung des Provinzials und seines Sekretärs (Sozius) die Bücher, Schriften, Korrespondenzen usw. der Jesuiten dem Gericht in die Hände gefallen waren. Hätte auch nur die Spur einer Verschwörung vorgelegen, man hätte sie in diesen zahlreichen Dokumenten finden müssen, indem sogar die Protokolle der Provinzial-Kongregation sich unter den konfiszierten Büchern befanden. Und unter diesem riesigen Material fand sich ein einziger, unschuldiger Brief, den die Advokaten zu einem “Beweismittel” aufzubauschen verstanden. Es ist die einfache Einladung an einen Pater, an der Provinzial-Kongregation teilzunehmen. Wir wollen das Dokument wörtlich übersetzen: “23. Februar 1678. Dieses meinem verehrten Freunde, Mr. William Tunstall zu Burton. Verehrter und teurer Herr! Die Zeit erlaubt mir nicht, mehr als das Folgende an Sie zu schreiben. Vor allem zeige ich Ihnen an, dass es unserem Meister, dem Provinzial-Consult usw., gut schien, den nächsten 21. April für den Zusammentritt unserer Kongregation in London zu bestimmen, an welchem Tage alle Stimmberechtigten hier sein müssen, so dass wir am 24., am Tage nach St. Georgentag, beginnen können. Ich zeige Ihnen an, dass Sie Stimmrecht haben; wenn daher Ihre Verhältnisse Ihre Teilnahme nicht erlauben, so haben Sie es zu melden, damit im Falle Ihres Fernbleibens ein anderer an Ihrer Stelle eingeladen werde. Ferner ist jedermann gebeten, nicht schon lange vor der bestimmten Zeit nach London zu eilen, noch sich viel in der Stadt herum zu zeigen, bevor die Beratung geschlossen ist, damit nicht Gelegenheit geboten werde, unsere Absicht zu vermuten. Endlich wird allen, welche Einladungen empfangen, Stillschweigen über Ort und Zeit dringend empfohlen; die Notwendigkeit dafür liegt in der Natur der Sache.” Ein Postskriptum zeigte an, dass für einen besonderen Wohltäter der Lyoner Ordensprovinz drei heilige Messen zu lesen seien. Das war das unschuldige Briefchen, welches der Lord Oberrichter der Jury jetzt als einen unwiderleglichen Beweis der Verschwörung vorlesen ließ. Der Umstand, dass das Datum mit dem von Oates vor Auffindung des Briefes angegebenen übereinstimmte, wurde zunächst als glänzende Rechtfertigung der Glaubwürdigkeit des Angebers hervorgehoben, und doch liegt auf der Hand, dass die Jesuiten nach Beendigung der Kongregation kein Gewicht mehr auf die Geheimhaltung des Datums legten und dass Oates demnach dasselbe in St. Omer leicht erfahren konnte. Dann hob der Kläger natürlich hervor, wie dringend der Brief Stillschweigen auferlege: also muss es sich um einen Frevel gehandelt haben, schloss er; als ob die bestehenden Verfolgungsgesetze diese notwendige Maßregel nicht genügend erklärten! Endlich sollte die Wendung: “damit nicht Gelegenheit geboten werde, unsere Absicht zu vermuten”, klar und deutlich den geplanten Königsmord meinen, während doch offenbar nur von der Absicht, die durch die Ordens-Konstitutionen vorgeschriebene Provinzial-Kongregation abzuhalten, die Rede war. Das alles hoben die Angeklagten mit wiederholten Beteuerungen ihrer Unschuld hervor; allein umsonst: so unverfänglich dieser Brief jedem unbefangenen Beurteiler sein musste, so verdächtig erschienen seine Ausdrücke den von Parteihass berückten Richtern. Gleichwohl sah sich Sir William Scroggs genötigt, die Klage gegen die beiden PP. Whitebread und Fenwick vorläufig zurückzuziehen, da gegen dieselben nur Titus Oates zeugte. Nach dem englischen Recht hätte wegen Mangel an Beweisen eine Freisprechung erfolgen müssen; sie wurden aber in das Gefängnis zurückgeführt, mit dem Befehl, sie so streng als möglich zu bewachen, bis es dem Gericht gelinge, noch einen Zeugen aufzutreiben. Ihre Schuld sei durch das Zeugnis des Oates völlig erwiesen, und nur, um nicht gegen die gerichtliche Form zu verstoßen, könne die Verurteilung nicht vollzogen werden. Der Provinzial und P. Fenwick wurden also mit Ketten beladen wieder in den Kerker geschleppt, um daselbst volle sechs Monate zu leiden, bis ein Zeuge sich fand, der Titus Oates mit einem Meineid zu Hilfe kam. Nach ihrer Abführung wandte sich die Gerichtsverhandlung gegen P. Ireland und seine beiden Gefährten, Pickering und Grove. Zuerst trat wiederum Oates auf und legte das folgende Zeugnis ab: "Ich hatte von Ordensgeneral die Erlaubnis, alle Briefe der Jesuiten zu öffnen und ihren Beratungen beizuwohnen. Dann kam ich mit neun Jesuiten nach London und wohnte Ende April ihrer Kongregation bei, welche in einer Schenke, genannt zum ‘Weißen Roß’, in dem Stadtteil Strand, an Zahl etwa 50, mehr oder weniger, zusammentrat und einen nach Rom zu sendenden Prokurator erwählte. Als diese Angelegenheit beendet und die üblichen geistlichen Vorträge gehalten waren, trennten sich die Patres in fünf kleinere Gruppen und beschlossen die Ermordung des Königs. Grove und Pickering übernahmen den Mord, der mittels Pistolen vollzogen werden sollte; als Lohn sollten sie 6000 Goldkronen und überdies 30000 Messen erhalten. Der Vertrag wurde von Hervey (P. Mico) aufgesetzt, und ich trug das Schriftstück von einer Gruppe zur anderen; so wurde es der Reihe nach von allen gebilligt, unterschrieben und schließlich in ein Buch eingetragen. Nachher versammelten sich alle in der Kapelle des Provinzials; daselbst wurde Messe gelesen und von Barton und Hervey das heilige Sakrament ausgeteilt, nachdem alle einen Eid abgelegt und so den Plan bekräftigt hatten. Ireland war bei allen diesen Verhandlungen zugegen, billigte und unterfertigte den ganzen Plan. Überdies entwarf Ireland um die Mitte August in Fenwicks Zimmer einen neuen Plan für den Mord des Königs. Pickering und Grove waren bei dieser Beratung zugegen und suchten wiederholt eine Gelegenheit, den König in St. James-Park zu erschießen, Pickering verpaßte einmal eine gute Gelegenheit, indem der Feuerstein seiner Pistole wackelig war, und erhielt zur Strafe für seine Fahrlässigkeit auf Befehl Harcourts (Whitebreads) 20 oder 30 Geißelhiebe. Grove goß Kugeln aus solidem Silber und brachte ihnen Kerben bei, damit die Wunden unheilbar würden.” Bedloe hatte sich inzwischen von seiner Verwirrung und seinen “heftigen Kopfschmerzen” erholt; er trat nun vor, um die Scharte auszuwetzen. Obwohl er niemals einen der Angeklagten gesehen hatte, schwor er, Ireland habe Ende August oder Anfang September im Zimmer des P. Waring im Beisein von Grove und Pickering sich gegen das Leben des Königs verschworen, hütete sich aber wohl, den Tag genauer anzugeben. Dann bestätigte er das Zeugnis des Oates bezüglich des Mißgeschicks von Pickering und erwähnte noch drei andere Mißgriffe dieses “Königsmörders”. “Einmal”, sagte er, “lud er seine Pistole nur mit Pulver und vergaß die Kugel, ein anderes mal nur mit einer Kugel und vergaß das Pulver; ein drittes Mal endlich hatte er zwar seine Mordwaffe richtig geladen, allein vergessen, Pulver auf die Zündpfanne zu schütten.” Wahrlich, ungeschickter konnte der Mensch doch nicht sein, den die klugen Jesuiten zum Vollzug ihrer Mordpläne ausersahen, und es ist nur zu verwundern, wie diese plumpe Lüge bei den Richtern und der Jury Glauben finden konnte! In der Tat, es hätte eigentlich der Erklärung Pickerings nicht bedurft, daß er nie in seinem Leben eine Pistole in seiner Hand gehabt! Der ehrwürdige Wilhelm Ireland hatte seit mehr als einem Jahr als Prokurator der englischen Ordensprovinz alle Rechnungsbücher derselben geführt. Sie lagen dem Gericht seit seiner plötzlichen Gefangennahme vor; in ihnen mußten sich die ungeheuren Posten, welche nach der beschworenen Angebe des Titus Oates zum Zwecke einer katholischen Schilderhebung einbezahlt waren, verrechnet finden: die 800000 Kronen des Ordensgenerals, die 40000 des Père Lachaise, die gleiche Summe des Provinzials von Kastilien. Keine Spur hatte sich von all dem weder in den Büchern noch in den Korrespondenzen des Angeklagten gefunden. Die Anwälte der Krone hatten in ihrer Klage auch keine Silbe von diesen großen, handgreiflichen Beweisen gesprochen. Statt dessen ließen sie Bedloe und Oates die von ihnen ersonnene, lächerliche Geschichte beschwören. P. Ireland wäre es beinahe geglückt, einen vollständigen Alibibeweis zu führen und Bedloe des Meineides zu überweisen. Die Schwester P. Irelands hatte die mutige Liebe gehabt, zu Scroggs zu gegen und von ihm einen Besuch im Kerker ihres gefangenen Bruders zu erwirken. Es muss am Vorabend der Gerichtsverhandlung gewesen sein, denn auf die höhnische Frage des Oberrichters, warum sie die von dem Gefangenen genannten Schutzzeugen nicht herbeigerufen habe, bezeugte sie laut, es habe ihr ja nur die letzte Nacht und der heutige Vormittag zur Verfügung gestanden, während die Zeugen fast alle in Staffordshire, viele Stunden von London, wohnten; überdies sei ihr das Vorladen von Zeugen ein fremdes und ungewohntes Geschäft. Die mutige Jungfrau hatte aber, wie ihr Bruder ebenso laut bezeugte, in den wenigen Augenblicken getan, was nur die aufopferndste Liebe zu vollbringen imstande ist. Sie selbst und die greise Mutter des Angeklagten waren, trotz der Rohheit, mit welcher die dichtgedrängten Galerien sie beschimpften, mutig vor den Schranken erschienen, und es war ihr geglückt, wenigstens ein Paar Zeugen aufzufinden und sie zu bewegen, der Wut des Pöbels mit ihnen die Stirne zu bieten. Bedloe hatte gesagt, P. Ireland habe Ende August oder Anfang September im Zimmer des P. Waring in London sich gegen das Leben des Königs verschworen. P. Ireland behauptete dieser Aussage gegenüber, er sei diese ganze Zeit fern von London in Staffordshire gewesen. Mutter und Schwester bezeugten das einstimmig. Zunächst wurde Anna Ireland vor die Schranken gerufen. Sie sagte, ihr Bruder habe die Stadt am 3. August verlassen und sei erst 14 Tage vor Michaeli (also Mitte September) zurückgekehrt. Der Oberrichter unterwarf die Zeugin einem scharfen Verhöre; sie liess sich aber nicht verwirren und unterstützte ihre Aussage durch ganz bestimmte Angaben. Das Zeugnis der Mutter Eleonora Ireland stimmte mit dem ihrer Tochter in jedem Punkte. Natürlich konnten Mutter und Schwester nicht als eigentliche Zeugen zugelassen werden. P. Ireland berief sich nun auf das Zeugnis eines Mr. Charles Gifford, der ihn Ende August und um den 8. September in Staffordshire gesehen habe. Da aber eine gewisse Sara Paine, eine Dienstmagd, die ein elendes Sündenleben führte und in der Folge eines entsetzlichen Todes starb, beschworen hatte, sie habe P. Ireland am 12. oder 13. August in sein Haus gehen sehen, erklärte der Richter das Zeugnis Mr. Giffords als bedeutungslos, da der Angeklagte ja zu der angegebenen Zeit in London und Ende August in Staffordshire sein konnte. P. Ireland sagte, es würde ihm ein leichtes sein, Tag für Tag seine Abwesenheit von London zu beweisen, hätte er nur Gelegenheit, die Zeugen beizubringen. Auf diese Bemerkung rief der Protokollführer (Recorder): „ Weshalb haben Sie denn Ihre Zeugen nicht vorgeladen?“ - P. Ireland: „Ich hatte ja nur heute Morgen Gelegenheit!“ - Protokollführer: „Seine Schwester hätte sie vorladen sollen.“ - Anna Ireland: „Ein gewisser Engletrap und Harrison, die mit ihm nach Staffordshire reisten, versprachen mir, zu erscheinen.“ Da erhob sich Oates und wiederholte, Ireland sei zu der angegebenen Zeit in der Stadt gewesen. Der Lord Oberrichter wies die Jury darauf hin, diese Angabe werde von drei geschworenen Zeugen: Oates, Bedloe und Sara Paine, übereinstimmend gemacht, und Oates hatte die Frechheit, noch bestimmter zu behaupten, er habe von den Angeklagten am 1. oder 2. September in London 20 Shilling erhalten. Bei einer folgenden Gerichtsverhandlung, da es zu spät und P. Ireland bereits hingerichtet war, wurde diese Angabe Oates’, wie wir sehen werden, als evidenter Meineid erwiesen, Und auch jetzt hatte er Lord Oberrichter Mühe genug, den Zeugen der Krone zu retten. Wir wollen die folgende Szene unverkürzt aus dem Gerichtsprotokoll mitteilen: „Anna Ireland rief: ‚Hier ist Harrison, ein Kutscher, der mit dem Angeklagten nach Staffordshire reiste.’ - Lord Oberrichter: ’Gut, was sagen Sie, Freund? Kennen sie Mr. Ireland?’ - Harrison: ‚Ich habe den Mann früher nie in meinem Leben gesehen; aber ich traf ihn zu St. Albans.’ - Lord Oberrichter: ‚Wann?’ - Harrison: ‚Am 5. August. Dort traf ich ihn und begleitete ihm bis zum 16. August.’ - Lord Oberrichter: ‚Was für ein Wochentag war es?’ - Harrison: ‚Ein Montag.’ - Lord Oberrichter: ‚Kam er an diesem Tage von London?’ - Harrison: ‚Das kann ich nicht sagen; aber ich traf ihn dort.’ - Lord Oberrichter: ‚Um welche Zeit?’ - Harrison: ‚Gegen Abend.’ - Lord Oberrichter: ‚Wo trafen Sie ihn in St. Albans?’ - Harrison: ‚Im Gasthaus zum Ochsen, wo wir übernachteten.’ - Lord Oberrichter: ‚Mr. Ireland, Sie behaupten, Sie hätten London am Samstag verlassen. Und Sie waren bis Montag in St. Albans?’ - P. Ireland: ‚Nein. Ich ging an jenem Tag nach Standon und schlief daselbst Samstag- und Sonntagnacht; am Montag ging ich dann nach St. Albans.’ - Lord Oberrichter: ’Was, von dort?’ - P. Ireland: ‚Ja, Mylord!’ - Lord Oberrichter: ‚Weshalb gingen Sie dorthin? Lag es denn an Ihrem Weg?’ - P. Ireland: ‚Ich ging dorthin, um mit Sir John Southcot und seiner Gemahlin die Reise zusammen zu machen.’ - Lord Oberrichter: ‚Wie wussten sie, dass dieselben dorthin kamen?’ - P. Ireland: ‚Ich hörte, sie würden dort Mylord und Lady Aston treffen.’ - Lord Oberrichter: ‚Was, Montagabend?’ - P. Ireland: ‚Ja Mylord!’ - Harrison: ‚Von dort reiste ich mit ihm nach Tixwell (Tixhall) zu Mylord Astons Haus. Dort waren wir alle zusammen.’ - Lord Oberrichter: ‚Sind Sie Mylord Astons Kutscher?’ - Harrison: ‚Nein, Mylord, ich war Sir John Southcots Diener.’ - Lord Oberrichter: ‚Wie kam es denn, dass Sie mit ihnen reisten?’ - Harrison: ‚Mylord Aston ist Mylady Southcots Bruder.’ - Lord Oberrichter: ‚Wie lange waren Sie in der Gesellschaft des Angeklagten?’ - Harrison: ‚Vom 5. bis 16. August; dann war ich mit ihm in West-Chester.’ - Richter Atkins: ‚Sie hatten bis jetzt noch keine Silbe von West-Chester gesagt!’ - P. Ireland: ‚Mylord, ich muss meine Reise doch Punkt für Punkt erzählen!’ - Lord Oberrichter: ‚Vorher sagten Sie, Sie seien den ganzen August in Staffordshire gewesen; geschwind, wie lösen Sie diesen Widerspruch?’ - P. Ireland: ‚In Staffordshire und seiner nächsten Umgebung.’ - Lord Oberrichter: ‚Sie, Zeuge, in wessen Dienst stehen Sie?’ - Harrison: ‚Im Dienste Sir John Southcots.’ - Lord Oberrichter: ‚Wer brachte Sie her?’ - Harrison: ‚Erst letzte Nacht bekam ich die Einladung und erschien!’ - Lord Oberrichter: ‘Machte denn nicht Sir John Southcot selbst diese Reise mit?’ - Harrison: ‚Ja, Mylord, er reiste mit.’ - Lord Oberrichter (zu Anna Ireland): ‚Dann hätten Sie besser John Southcot selbst vorgeladen!’ - Anna Ireland: ‚Ich habe es getan. Aber es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich so etwas tun musste, und wusste es nicht recht anzugreifen.’ - P. Ireland: ‚Sie hat die Vorladungen rein auf gut Glück getroffen.’ - Lord Oberrichter: ‚Aber weshalb schickte sein denn nicht an Sir John selbst die Vorladung?’ - P. Ireland: ‚Sie wusste nicht, wo Sir John zu treffen sei.’ - Lord Oberrichter: ‚Hat man denn Sie nicht aufgefordert, Ihre Schutzzeugen beizubringen?’ - P. Ireland: ‚Jawohl ich wurde ausdrücklich aufgefordert, aber man bewilligte mit dafür keinen Fetzen Papier!’ - Lord Oberrichter (zu Harrison): ‚Was war das für eine Stadt in Staffordshire? Geschwind, Geselle, sag es!’ - Harrison: ‚Es war Tixwell bei Mylord Aston. Da hielten wir uns drei oder vier Tage auf; dann reisten wir nach Nantwich und weiter nach West-Chester.’ - Lord Oberrichter: ‚Waren Sie nicht mit ihm auch in Wolverhampton?’ - Harrison: ‚Nein, Mylord, ich war nicht dort; ich verliess ihn zu West-Chester.’ - P. Ireland: ‚Mylord, zu Wolverhampton war ich in der Gesellschaft des Mr. Charles Gifford; da steht er und kann es bezeugen.’ - Lord Oberrichter: ‚Nun, Herr, was haben Sie zu sagen?’ - Mr. Gifford: ‚Mylord, ich sah ihn dort einen oder zwei Tage nach St. Bartholomäustag (also am 25. oder 26. August); er blieb dort bis zum 9. September. Am 7. September sah ich ihn abermals, und ich könnte 20 und nochmals 20 Zeugen beibringen, die ihn dort sahen. Er sagte dann, er beabsichtige jetzt nach London zu gehen. Am 9. kam ich wieder hin und fand ihn noch dort. Das ist alles, was ich zu sagen habe.’” Wahrhaft empörend ist aber der Hohn, mit welchem der Lord Oberrichter Scroggs die Schwester des Angeklagten zur Rede stellte, weshalb sie denn die erforderlichen Schutzzeugen nicht vorgeladen habe. “Sie hat getan,” rief da P. Ireland, “was sie nur tun konnte, und vorgeladen, so viele ihr nur immer möglich war!” Als dann P. Ireland in seiner Verteidigung fortfuhr, es würde ihm ein leichtes sein, das Vorleben des Titus Oates als das eines Mannes zu kennzeichnen, der wahrlich kein Vertrauen verdiene, rief ihm der Oberrichter abermals zu: Der Lord Oberrichter verbreitete sich nun über das Pro und Contra des geführten Alibi-Beweises. Er schloß, wenn man den Aussagen von Oates, Bedloe und Sara Paine Glauben schenke, so stünden drei Eide gegen die einfache Behauptung von Mrs. und Miß Ireland und Harrison; denn was die Aussage des Mr. Gifford angehe, so habe ihn Oates ins Gesicht hinein einen Lügner genannt. Man traut seinen Augen kaum bei dieser Stelle der Gerichtsakten! Hatten denn Harrison und Mr. Giffords nicht ebenso gut auf ihren Zeugeneid ausgesagt? P. Ireland wiederholte seine Bitte: Nichts half. Der Lord Oberrichter wollte die Verteidigung für geschlossen erklären und seine Ansprache an die Geschworenen beginnen. Da machte P. Ireland einen letzten Versuch: So antwortete der Oberrichter selbst mit bitterem Hohn auf jedes Wort der Verteidigung. Überhaupt spielte Sir William Scroggs in der ganzen Verhandlung nicht die Rolle des Richters, sondern des erbitterten und um die wohlfeile Gunst des Pöbels buhlenden Klägers. Noch hilfloser als P. Ireland standen der arme Benediktiner-Laienbruder Pickering und sein Unglücksgefährte Grove da. Als der Lord Oberrichter den ersteren zur Verteidigung aufforderte, sagte er: Der Lord Oberrichter begann jetzt seine Ansprache an die Geschworenen. Er hatte zu Anfang der Gerichtsverhandlung laut und feierlich erklärt, die Angeklagten stünden weder ihres priesterlichen Charakters noch ihrer Religion wegen, sondern einzig als Verschwörer und Attentäter vor den Schranken, und er werde sich daher aller Ausfälle gegen ihren Stand und Glauben enthalten. Wir haben gesehen, wie wenig er sich im Verlaufe der Gerichtssitzung an diese seine Erklärung erinnerte. In seiner Rede an die Jury aber bot er alles auf, um den protestantischen Fanatismus der Geschworenen zu entflammen. Er mochte wohl fühlen, auf wie schwachen Füßen, trotz der empörenden Ungerechtigkeit, mit welcher den Angeklagten die Vorladung der Schutzzeugen unmöglich gemacht war, der versuchte Schuldbeweis stand. Statt des Lichtes der Wahrheit sollte daher die düstere Fackel religiösen Hasses den Geschworenen bei der Abgabe ihres Wahrspruchs leuchten. Einige Proben dieser der Ruhe und Unparteilichkeit eines Richters spottenden Brandrede wollen wir mitteilen: Der Lord Oberrichter wiederholte nun kurz das Zeugnis von Oates und Bedloe; die Frage ihrer Glaubwürdigkeit wollte er so lösen: “Es möchte vielleicht unbillig erscheinen, Männer durch das Zeugnis ihrer Mitschuldigen zu überführen, und es wäre gewiss zu wünschen gewesen, dass man unbescholtenere Zeugen hätte vorführen können; aber in einer Sache, wie der vorliegenden, darf man keine absolut makellosen Zeugen erwarten. Ihr müsst euch mit einem Zeugnis begnügen, wie die Natur der Sache es erlaubt, oder ihr müsst ruhig zusehen, wie der König ermordet und unsere Religion vernichtet wird; denn die Jesuiten sind viel zu schlau, als dass sie sich einer vollständigen Überweisung bloßstellten und das Hinterpförtchen einer zweideutigen Antwort oder auch einer platten Lüge verschlössen.” Es folgte der “große Beweis”, den die Anklage auf den oben mitgeteilten und erläuterten Brief an P. Petre (Tunstall) baute. Derselbe beweise klar die Wahrhaftigkeit des Oates usw. Dann wandte sich der Lord Oberrichter zu dem Alibi-Beweis, die P. Ireland erbracht hatte. Hören wir den Rabulisten: “Ireland behauptet, Bedloe beschuldige ihn fälschlich jener Tat; im August sei er doch die ganze Zeit über nicht in London gewesen, und somit könne die Aussage des einen Zeugen nicht als wahr zugelassen werden.” Hier führte Scroggs die Zeugnisse von Mrs. und Miss Ireland, von Harrison und Gifford an und fuhr fort: “Dagegen hat aber Oates beschworen, er habe ihn am 12, August und am 1. oder 2. September in London gesehen, und berief sich dabei auf ganz bestimmte Umstände. Ich muss nun gestehen: eine von beiden Parteien hat die Unwahrheit gesagt. Aber auch wenn in Bezug auf die Zeit ein Irrtum unterlaufen sein sollte, so würde das die Aussage des Zeugen durchaus nicht vernichten, es sei denn, man wollte die Zeitangabe als zum Wesen der Sache gehörig betrachten. Wenn Sie einen anklagen, er habe im August ein solches Verbrechen begangen, und er leugnet, im August an dem genannten Ort gewesen zu sein, und beweist seine Behauptung durch Zeugen, so mag das die Glaubwürdigkeit des Zeugen in Frage ziehen, aber die Wahrheit der erhobenen Anklage selbst wird dadurch nicht berührt; sie mag ihrem Wesen nach wahr sein, obschon die angegebenen Zeitumstände nicht stimmen. Und darauf kommt es ja einzig an, ob die Klage selbst wahr sei.” Einen solchen plumpen Trugschluss schämte sich der Lord Oberrichter von England nicht, im Beisein seiner gelehrten Kollegen, den Geschworenen zu bieten! Dann verlas er das Zeugnis der Sara Paine und fuhr in seiner Philippika also fort: “Welche Künste sie haben, diesem Zeugnis zu entrinnen, weiß ich nicht; denn wie sie ihre Gelehrtheit in Spitzfindigkeit verwandelten, so verwandelten sie ihre Ehrlichkeit in Schlauheit. Das Studium von Kniffen ist ihr eigentliches Geschäft und Gewerbe; dessen bedienen sie sich bei jeder Gelegenheit. Ich finde sie ganz besonders in jeder Art von Spiegelfechterei bewandert und in ausweichenden Antworten durchtrieben. Wie ihr gesehen, kann ein Mensch nur mit der größten Mühe von ihnen eine runde Antwort auf eine klare Frage erhalten. Ihre Schuld ist von zwei Zeugen beschworen; ob ihr irgend einen Grund findet, deren Aussage zu bezweifeln, muss ich euch anheimstellen.” Hier wird das Zeugnis Sir Denny Ashburnhams kurz abgefertigt, dann folgt die eigentliche, auf den Fanatismus der Geschworenen berechnete Kraftquelle des Lord Oberrichters: “Dass die Verschwörung entdeckt wurde, und zwar durch diese Männer, ist sonnenklar, und dass eine Verschwörung bestand, und zwar eine verruchte, ist mehr als erwiesen. Wer den gesunden Menschenverstand noch hat, muss einsehen, dass eine Verschwörung behufs Einführung der ‚Propery’ und Zerstörung der protestantischen Religion vorliegt, und wir kennen ihre Lehren und Kniffe viel zu gut, als dass wir glauben würden, sie sollten vor irgend einem Mittel zurückschrecken, welches diesen Zweck herbeiführen könnte. Sie müssen mich entschuldigen, wenn ich kein Blatt vor den Mund nehme. Ich würde einen ganzen Stand, wie die Priester einen solchen bilden, nicht mit bitteren Worten angreifen, wenn meine Worte nicht wahr und in gegenwärtiger Zeit überaus notwendig wären. Wenn sie nicht schon andere Könige ermordet hätten, würde ich die Behauptung nicht wagen, dass sie unseren König meucheln wollten. Aber wenn das ihr Gewerbe ist; wenn sie des Menschen Verstand durch Liederlichkeit vertierten; wenn sie alle Moral über den Haufen warfen und die ganze Gottesgelehrtheit vernichteten: was soll ich dann von ihnen sagen? Wenn ihre Demut so beschaffen ist, dass sie ihren Fuß auf den Nacken von Kaisern setzen; ihre Liebe so, dass sie Fürsten meucheln; ihr Gelübde der Armut so, dass sie nach Königreichen geizen: wie soll ich sie dann beurteilen? Wenn sie Dispensen für Lügen und Ablässe für falsche Eide haben; ja wenn sie einen Menschen, der in seiner Lüge stirbt, zu einem Heiligen erklären und dann zu ihm beten können, gleich dem Holzschnitzer, der zuerst sein Bild schnitzt und dann niederfällt, um es anzubeten; und wenn sie nun gar der Meinung sind, es werde ihnen glücken, diese ihre hölzerne Religion hier unter uns, in diesem Volke einzuführen: was soll ich dann von ihnen denken? Was von ihnen sagen? Was mit ihnen tun? Wenn es eine Dispens für Eide gibt (und manche Beispiele können beigebracht werden, dass ihre Kirche solche Dispensen erteilt), so ist das ein Verrat am Gewissen der Menschen. Es lockert und sprengt alle Bande des menschlichen Verkehrs; denn wie kann Handel und Wandel unter Menschen bestehen, wenn es keine Sünde gibt, die nicht nachgelassen, keine auch noch so schwarze Freveltat, die nicht vergeben, ja wenn gerade die allerschwärzesten als verdienstlich angesehen werden? Welche Stütze für die menschliche Gesellschaft gibt es noch, wenn kein Eidschwur sie bindet, als derjenige, durch den sie sich verpflichteten, ihre Schandtat zu verhehlen? Wenn sie Zeugen vorführen und Eide leisten, und wenn das alles unter dem Vorwand der Religion für null und nichtig erklärt wird: was wird dann aus der menschlichen Gesellschaft? Wie könnten Pflichten und Versprechen unter Menschen bindende Kraft haben, wenn der Bund zwischen Gott und dem Menschen nicht heilig gehalten wird? Gott sei es gedankt, wir in unserer Kirche haben keine derartigen Grundsätze und Lehren! Jede Zweideutigkeit gilt uns als ein Frevel gegen das Naturgesetz und viel mehr noch gegen die wahre Religion! Das ist eine sonderbare Kirche, die ihren Gliedern die Erlaubnis gibt, Schufte zu sein. Möglicherweise können einige gerettet werden, nie aber solche, die nach dieser Lehre leben. Ich weiß nun wohl, sie werden leugnen, solche Grundsätze und Gepflogenheiten zu haben; aber ihre Predigten und die Definitionen ihrer Konzilien beweisen es. Einige von ihnen sind der Meinung , der Papst sei in einem Konzil unfehlbar, und wenn ihr irgend einen papistischen Jesuiten fragt, so wird er euch antworten, der Papst sei auch für sich allein in cathedra unfehlbar, oder es ist kein echter Jesuit. Wenn aber dem also ist, so können sie alles durch den Spruch eines Papstes rechtfertigen, und wenn derselbe die Erlaubnis gibt, einen König zu meucheln, so ist der Mord des Königs ein gutes Werk. Eine solche Religion hebt aber alle Frömmigkeit, alle Sittlichkeit, die ganze Weltordnung aus den Angeln und muß dem gesamten Menschengeschlechte ein Gegenstand des Abscheus sein. Es ist wahr, sie haben einige Trümmer der Wahrheit beibehalten; aber darüber haben sie einen Bau aufgeführt aus Lügen, aus scheußlichen Grundsätzen und lästerlichen Gebräuchen. Sie essen ihren Gott, sie morden ihren König und sprechen den Mörder heilig; sie wälzen sich im tiefsten Schlamm des Lasters, und kein menschliches Gesetz besteht für sie. Sie müssen mir verzeihen, wenn ich mit ihnen scharf ins Gericht gehe; denn trotz allem wollen wir einen Papisten in England nicht behandeln, wie ein Protestant in Spanien behandelt würde. Und wenn ihr mich fragt: warum nicht? so antworte ich: weil wir keine solchen Grundsätze und Gepflogenheiten haben, wie sie. Wäre ich in Spanien, ich würde mich als einen schlechten Christen betrachten, wenn ich die Regierung des Landes anfeindete, um meine Religion dort einzuführen. Was habe ich für ein Recht, die Ruhe und den Frieden eines Reiches zu unterwühlen, weil nicht alle seine Bewohner meine persönliche Überzeugung teilen? Sie aber handeln hier nicht also. Nichts kann den Durst eines Pfaffen oder Jesuiten löschen, nicht Menschenblut, und flösse es in Strömen, wenn er nur seine Religion ausbreitet, die in Wahrheit nichts anderes ist als ihr Eigennutz. Ihre Grundsätze sind nicht unsere Grundsätze, deshalb darf ihnen auch nicht Treu’ und Glauben entgegengebracht werden, wie unsere Grundsätze das verdienen. Sie halten kein gegebenes Wort: sie müssen sich mithin nicht wundern, wenn man ihnen mit demselben Maße vergilt. Laßt sie also schreien, so viel sie wollen, sie hätten nichts von all dem getan, was wir ihnen zur Last legen, und wir gewährten ihnen keine billige Verteidigung: aus ihren eigenen Büchern und Konzilien können wir sie überführen, daß sie dem Papst die Gewalt zusprechen, Könige zu exkommunizieren, dieselben der Häresie wegen abzusetzen und deren Untertanen vom Eid der Treue zu entbinden. Die Berufung auf das Ansehen der Päpste und Konzilien ist aber die festeste Grundlage, auf welche sie sich stützen. Ich habe mich bei diesem Punkte länger aufgehalten, weil ihre Pläne jetzt so klar zu Tage liegen und weil dieselben so haarsträubend sind. Und wahrlich, es ist eine Großtat der Vorsehung, daß wir und unsere Religion vor blutiger Unterdrückung bewahrt wurden. Ich glaube zwar, unsere Religion würde trotz allem ihren Angriff besiegt haben, und sie mögen sich nur überzeugt halten, daß wir vor ihnen nicht bange sind, ja ich meine, wir würden nicht nur gesiegt, sonders sie vernichtet haben. Gewiß, es wären Ströme des Blutes geflossen, aber das meiste davon hätten ihre Adern verspritzt. Ich weiß nicht, wie sie sich einbilden konnten, ohne derartige Frevel fertig zu werden. Daß es ehrliche Männer unter den Katholiken gibt, will ich glauben; auch daß Hunderte sich niemals offen zu einer solchen Tat hätten bereden lassen. Sie hüten sich aber auch wohl, ihnen zu sagen, es sei auf die Ermordung des Königs abgesehen; sie werden sich mit der Bemerkung begnügt haben, er sei ja eben doch ein Mensch, und sie möchten sich für den Fall, daß er sterben sollte, bereit halten, für die Sache der katholischen Religion zu kämpfen, und wenn es dazu kommen würde, müsse jeder auf seinem Posten stehen. Haben sie ihre Leute einmal so weit, daß sie Geld beisteuern, daß sie Waffen aufkaufen, und daß sie nur auf den Alarmruf harren, dann haben die Jesuiten gewonnenes Spiel. Ein Schlag, und das Schwert fliegt aus der Scheide: sobald sie den König ermordet haben, dann müssen die Katholiken für ihre Sache kämpfen. Doch der Schlag ist auf ihr eigenes Haupt zurückgefallen, und sie haben Unheil über ihren ganzen Anhang gebracht, den sie unter falschen Vorspielungen in ihre Netze und auf den Weg der Empörung verlockten. Ein papistischer Pfaff ist ein geborener Verführer, und nichts schreckt ihn zurück, nicht einmal das Blut der Könige, wenn es seinem Ehrgeiz im Wege steht. Hoffentlich haben sie nicht nur einer Anzahl Protestanten, deren Liebe sie zur Annahme geneigt machte, sie seien im Grunde doch nicht so schlecht, die Augen geöffnet, sondern ihrer eigenen Kirche und ihrem Anhange in diesem Reiche einen gewaltigen Stoß versetzt. Denn die Leute werden sich schämen, daß die Religion der Deckmantel solcher Taten sei. Ich kehre zu der vorliegenden Anklage zurück. Sie ist durch die Aussage zweier Zeugen, durch den Brief und das übereinstimmende Zeugnis der Jungfrau Sarah Paine bewiesen, Die Sache ist so klar und offenkundig, als sie nur sein kann: es bestand eine Verschwörung, welche auf einem grausamen und blutigen Weg die ‘Popery’ in England einführen wollte; denn wahrlich, ich glaube nicht, daß sie uns durch ihre Gebete für ihre Religion gewonnen hätten! Ich überlasse deshalb getrost euch die Erwägung, ob nicht diese zwei Männer ein so zufriedenstellendes Zeugnis abgelegt haben, als man in einer solchen Sache nur erwarten kann, und ob die Glaubwürdigkeit des Mr. Oates durch das Zeugnis, das sie gegen ihn vorbrachten, nicht vielmehr bekräftigt als erschüttert wurde. Klugheit und Gewissenhaftigkeit möge euren Wahlspruch leiten, und sie werden nichts über euch vermögen mit all ihrer Schlauheit und ihren Kniffen.” Nach dieser Rede, die ihren Platz in der Geschichte des Sektenhasses und der Rabulistik verdient, zogen sich die Geschworenen zur Beratung zurück. Schon nach wenigen Minuten traten sie wieder ein und sprachen ihr “Schuldig”. Der Lord Oberrichter dankte ihnen mit den Worten: “Meine Herren! Sie haben gehandelt, wie es sich für ausgezeichnete Untertanen und für ausgezeichnete Christen, d.h. für ausgezeichnete Protestanten, geziemt. Und nun mögen ihnen die 30000 Messen von großem Nutzen sein!“ Der Pöbel jubelte. Es scheint, daß der Lord Oberrichter und seine Kollegen den Sieg sofort bei den Freuden der Tafel feierten. Er nahm sich nicht einmal die Mühe, das Urteil selbst zu verkünden. Nach einer längeren Unterbrechung forderte an seiner Statt der Protokollführer (Recorder) die Angeklagten nachmittags um 5 Uhr vor die Schranken und fragte sie, ob sie etwas vorzubringen wüßten, weshalb das Todesurteil nicht ausgesprochen werden dürfe. P. Ireland wiederholte sein Klage: “Wir hatten weder Zeit noch Gelegenheit, unsere Schutzzeugen vorzuladen, und denjenigen, welche zufällig berufen werden konnten, hat man ohne Grund die Glaubwürdigkeit abgesprochen.” Der Gerichtsschreiber erwiderte: mit dieser Erklärung komme er jetzt zu spät; er hätte das vorbringen müssen, bevor die Geschworenen ihren Wahrspruch abgegeben hatten. (Und doch hatten die Angeklagten während der ganzen Gerichtsverhandlung immerfort diese Klage wiederholt!) Wenn er etwas einzuwenden wisse, weshalb der Gerichtshof auf dieses Verdikt hin kein Urteil fällen dürfe, so möge er es vorbringen. Dann rief der Gerichtsschreiber den Henker und befahl ihm, seines Amtes zu walten. Die Gefangenen wurden gefesselt. Es folgte eine Donnerrede des Protokollführers, die mit den salbungsvollen Worten schloß: die Kapläne des Gefängnisses würden den Verurteilten mit geistlicher Hilfe beistehen, daß ihre Seelen nicht verloren gingen, und auf Verlangen würde ihnen auch der Beistand anderer Geistlicher nicht verweigert werden. “Aber ich bitte, mich nicht mißzuverstehen: keine von euren Pfaffen und Jesuiten, sondern jeden protestantischen Gottesmann, den ihr wünschen möget.” Dann verlas der Protokollführer das barbarische Todesurteil, das in den Titus Oates-Prozessen noch so oft gefällt wurde. Einmal wenigstens müssen wir es in seinem Wortlaut hersetzen: Der ehrwürdige Ireland dankte für diesen ebenso ungerechten als grausamen Spruch, der ihn, wie er sagte, der größten Gnade teilhaftig mache; dann wurde er mit seinen beiden Gefährten, Grove und Pickering, in den Kerker zurückgeführt. |
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