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Themen68er |
Die dreifache Größe der göttlichen Barmherzigkeit Eine Predigt von Joseph Anton Bordoni SJ Ich bemerke eine dreifache Größe an der göttlichen Barmherzigkeit, die wohl im Stande sein dürfte, den Sünder mächtig anzutreiben, daß er umkehrt und eiligst seine Zuflucht zu Gott nimmt. Ich sage: Die göttliche Barmherzigkeit ist unendlich groß 1) im Hinblick auf die Geduld, womit sie die Beleidigung erträgt; Erster Teil Die Barmherzigkeit Gottes ist unendlich groß im Hinblick auf die Geduld, womit sie die Beleidigung erträgt. Zwei Betrachtungen, die eine über den Beleidigten, die andere über den Beleidiger, veranschaulichen die Größe der Geduld, womit Gott die ihm zugefügten Beleidigungen erträgt. Der Beleidigte ist ein Gott von unendlicher Majestät und Güte, ein Gott, dessen Wink alles gehorcht, von dessen Hand alles Gute kommt, dessen Auge alles sieht; ein Gott, dessen Thron voll Pracht, dessen Arm allmächtig, dessen Wohnsitz die Unermeßlichkeit ist, und dessen Herrschaft von Ewigkeit zu Ewigkeit dauert. Und wer ist der Beleidiger? Ein Mensch, das heißt, eine Hand voll Erde, wenn man auf seinen Ursprung sieht, und ein Aschenhäufchen, wenn man auf sein Ende blickt; ein hinfälliger, sterblicher Mensch, der die Schwachheit und das Elend zum Erbteile bekommen hat. Vergleichet nun den schwachen, verächtlichen Beleidiger mit der höchsten Würde des Beleidigten, und saget mir dann, ob es nicht wahr ist, daß Gott in der Ertragung der Beschimpfungen, die er von dem Menschen empfängt, die schlagendsten Beweise einer unbegreiflichen Geduld liefert? Wer sieht nicht, daß der Sünder durch sein frevelhaftes Beginnen, sich gegen Gott aufzulehnen, gar wohl verdiente, sogleich, da er die Sünde zu vollbringen wagt, von der Erde vertilgt zu werden? Doch das geschieht nicht. Gott duldet es, sieht zu und schweigt stille, als ob die Beleidigung ihn nichts anginge, als ob er dabei unempfindlich wäre. Er könnte den frechen Beleidiger durch einen Hauch in einen furchtbaren Abgrund versenken; er könnte ihn durch einen Wink ganz vertilgen und vernichten; aber nein, er will lieber die Verletzung seiner Ehre mit ruhiger Gelassenheit ertragen, als sich an dem Bösewicht augenblicklich rächen. "Wiewohl er", sagt der heilige Cyprian voll Erstaunen hierüber, "die Rache in seiner Gewalt hat, so wählt er doch lange Zeit hindurch die Geduld dafür." Obwohl ihn seine vom Sünder mißbrauchte Güte, seine von demselben verspottete Hoheit, seine von ihm nicht gefürchtete Gerechtigkeit, seine von dem Sünder nicht anerkannte Unermeßlichkeit und mit Undank vergoltene Wohltätigkeit zur Ausübung der Rache mächtig antreiben, so will er doch lieber die Entheiligungen seiner göttlichen Eigenschaften ertragen, als den Sünder sogleich die dafür verdienten Züchtigungen fühlen lassen. Ja es ist, als ob er die Pflichtvergessenheit und das unverschämte Benehmen des Sünders nicht sehen wollte. Und sollte nicht diese einzige Betrachtung, daß Gott, der so viele und so gerechte Ursachen, den Sünder zu strafen, hat, als er göttliche Vollkommenheiten besitzt, nichtsdestoweniger keine augenblickliche Rache übt, sondern das erlittene Unrecht mit tiefstem Stillschweigen erträgt, als ob er nicht einmal etwas davon wüßte; sollte nicht diese Betrachtung hinreichend sein, den Sünder zur reumütigen, schleunigsten Umkehr zu Gott zu bewegen? Und Gott zeigt diese bewunderungswürdige Geduld nicht nur dann, wenn uns die Wut einer heftigen Leidenschaft zur Sünde hinreißt, oder wenn eine verführerische Gelegenheit unser unvorsichtiges Gemüt gleichsam aus dem Hinterhalte unvermutet überrascht, oder wenn unser Fall mehr von der angeborenen Schwäche, als von der Verkehrtheit unseres Willens herkommt. Nein, selbt dann, wenn wir mit kalter Überlegung, mit Bedachtsamkeit und freiem Willen ihn beleidigen, wenn wir zu der ersten Beleidigung eine zweite, dritte, vierte hinzufügen und sie so oft wiederholen, bis wir aus diesen Beleidigungen, als ebenso vielen Ringen, eine ungeheure abscheuliche Kette aneinandergereiht haben; ja, meine Zuhörer, selbst dann, wenn er unsere Beleidigungen verziehen und uns den Kuß des Friedens gegeben hat, und wir aufs Neue wider ihn zu Felde ziehen, hört er nicht auf, mit uns Geduld zu tragen. Ihr wißt es, nicht wahr, o Jünglinge, wie oft ihr bis zur Stunde des allmächtigen, gütigen Gottes gespottet habt! Durch unreine Zoten bracht ihr die Freundschaft mit ihm, und er schwieg; zu den unehrbaren Gesprächen geselltet ihr bald die abscheulichsten Werke, und er schwieg; und noch heutzutage fahrt ihr fort, seinen Namen und sein heiliges Gesetz durch Fluchen, Spielen, durch ein schwelgerisches, ausgelassenes Leben zu entweihen, und er schweigt. "Sehet", spricht der heilige Peter Damian voll Verwunderung, "er sieht alles und schweigt, er sieht alles und offenbart es nicht, er sieht alles, und schreitet gleichwohl nicht zur Vollziehung seines Urteils wider euch, er sieht alles, und nimmt dennoch keine Rache an euch." Ist das nicht eine Geduld, die jeden Menschen mit Staunen und Bewunderung erfüllt? Antwortet hierauf, ihr Herren, die ihr, nachdem ihr die Beleidigung und den anmaßenden Stolz eines Knechtes vier- oder fünfmal ertragen habet, öffentlich erklärt, eure Geduld sei nun erschöpft! Die göttliche Geduld erstreckt sich aber nicht bloß auf einige Tage und Wochen, sondern auf ganze Monate und Jahre, weil Gott immer hofft, er werde durch die Buße des Sünders der harten Notwendigkeit überhoben werden, den Sünder ewig verdammen zu müssen. Hört, wie sich der Apostel Paulus, vom heiligen Geiste erleuchtet, hierüber ausspricht! "Er hat", schreibt er, "die zur Verdammnis bequemen Gefäße in großer Geduld ertragen." (Röm. 9, 22) Er sagt nicht, er hat die für die Verdammnis reifen Sünder geduldig ertragen, sondern er hat sie in großer Geduld ertragen. Und in der Tat, die Geduld Gottes ist aus mehreren Gründen groß, sie ist groß, weil die Beleidigungen, die ihm zugefügt werden, kein Ende nehmen; sie ist groß, weil die Beleidiger, die er erträgt, fast unzählbar sind; sie ist groß, weil die Zeit, die er ihnen zur Bekehrung gestattet, öfters sehr lange dauert: "Er hat die zur Verdammnis bequemen Gefäße in großer Geduld ertragen." Moses hatte demnach, da er in der Geduld Gottes eine Menge von Erbarmungen fand, Ursache genug, Gott mit den herrlichen Worten anzureden: "Herr und Gott, der du barmherzig, gütig, geduldig und von großer Erbarmung bist." (2 Mos. 34, 6) Doch, Geliebte, ich habe das größte Übermaß der göttlichen Geduld noch nicht berührt. Es scheint unserem gütigen Gotte etwas Geringes zu sein, daß er seine Beleidiger nicht nur nicht augenblicklich mit den verdienten Strafen belegt, und sie oft unbegreiflich lange mit einem wahrhaft väterlichen Mitleid trägt; seine Güte geht sogar so weit, daß er die Sünder auch mit Gnaden und Wohltaten überhäuft. Er erhält sie, beschirmt sie, verteidigt sie. Und nicht selten ist es der Fall, daß der Sünder in den glücklichsten Verhältnissen lebt; er erfreut sich zum Beispiel der besten Gesundheit, eines großen Vermögens, er ist mit Kindern gesegnet, er bekleidet ein ehrenvolles Amt, oder sein Gewerbe nimmt einen guten Fortgang. Gott überhäuft ihn mit all diesen Gütern, obwohl er weiß, daß die Feinde seines Namens durch das Glück des Sünders veranlaßt werden können, zu zweifeln, ob es wirklich ein Auge gebe, das alles sieht, einen Geist, der alles weiß, eine Hand, die alles vermag. Allein das schadet nichts, sagt Tertullian. Gott will lieber zulassen, schreibt er, daß man sogar von seiner Gottheit übeldenke und -rede, als jemandem Veranlassung zu geben, an seiner Geduld zu zweifeln. "Er will lieber, daß man an seinem göttlichen Dasein (seiner Existenz), als an seiner Geduld zweifle." (De poen.) O unaussprechliche, unbegreifliche Geduld! Erkennt ihr diese Geduld, o Sünder? Werdet ihr gewahr, daß Gott euch eure Missetaten nachsieht, daß er euch mit unzählbaren Gnaden überschüttet, daß er euch duldet und trägt, um euch zu retten? "Er handelt geduldig um euretwillen", schreibt der Apostel Petrus, "weil er nicht will, daß jemand verloren gehe." (2 Petr. 3, 9) Er wünscht nichts so sehr, als daß euch eure Bosheit nicht in die Hölle stürze. Und deshalb tut er seinem gerechten Zorne mit unendlicher Geduld stets Einhalt, um euch Zeit und Muße zu lassen, seine Barmherzigkeit nicht nur anzuflehen, sondern auch zu erlangen. "Darum wartet der Herr zu, damit er sich eurer erbarmen könne." (Is 30, 8) Ach, sollte denn diese göttliche Geduld euch noch mehr Mut zum Sündigen einflößen, solltet ihr Gott deshalb mehr und schwerer beleidigen, weil er gegen euch so gütig und barmherzig ist? Wenn dem so ist, ihr Unglücklichen, so verzichtet nur auf das Paradies, verzweifelt nur an eurem ewigen Heile. Denn derjenige, welcher eine so liebreiche Geduld nicht beizeiten benützt, hat am Ende nichts anderes, als die schrecklichsten Strafen eines unversöhnlichen Zornes zu erwarten. Ja, wird Gott einst sagen: "Ich habe allezeit geschwiegen, bin still und geduldig gewesen." Aber von nun an will ich weder schweigen, noch Geduld tragen: "Jetzt will ich reden wie eine Gebärende, ich will euch zerstreuen und zugleich verschlingen." Ihr habt bisher meine Güte mißbraucht, erfahrt nunmehr auch meine Strenge und Gerechtigkeit! Liebster Jesus! Ich hoffe, daß keiner von uns deine gerechte und furchtbare Entrüstung in der Stunde des Todes erfahren werde. Es ist wahr, wir haben gesündigt, und du hast geschwiegen; wir haben dich betrübt, und du warst nachsichtig gegen uns. Aber eben diese Geduld, die du mit uns hattest, hat uns angetrieben, reumütig zu dir zurückzukehren, und dich inständig um Verzeihung anzuflehen. Nun erübrigt uns aber noch, deiner Gerechtigkeit für unsere Sünden vollkommene Genugtuung zu leisten. Wir sind auch hierzu bereit, wenn du uns würdigst, auch fernerhin mit uns Geduld zu tragen. "Ja, habe Geduld", sage ich, und auch jeder der Anwesenden sagt es, "habe Geduld mit mir, so will ich dir alles bezahlen." Wie du uns die Zeit verliehen hast, unsere Sünden zu verabscheuen, so friste auch noch so lange unser Leben, bis wir dieselben durch strenge Bußübungen werden abgebüßt haben. Zweiter Teil Die Barmherzigkeit Gottes ist unendlich groß im Hinblick auf die Großmütigkeit, mit welcher er die Verzeihung anbietet. Ich würde meines Erachtens übel empfangen und fortgeschickt werden, wenn ich es wagen würde, einen vornehmen Herrn von hoher Abkunft, der von einem gewöhnlichen, schlechten Menschen entweder tätlich mit der Faust, oder mit der Zunge mißhandelt worden ist, also anzureden: "Ich weiß wohl, daß Ihr Name, Ihr Geschlecht, Ihre Würde gröblich beschimpft wurde; es ist ein Schimpf, welcher verdiente, mit dem Blute des frevelhaften Beleidigers abgewaschen zu werden, zumal dieser sein Vergehen durchaus nicht bereut, sondern darüber lacht und seine Zeit mit unanständigen Scherzen, mit Spielen und Schwelgen vergeudet. Haben Sie jedoch acht, was ich von Ihnen zu fordern wage! Ich verlange von Ihnen, daß Sie sich wegen dieses an Ihnen verübten Verbrechens nicht rächen, daß Sie dem Verbrecher selbst mit aller Liebe und Zärtlichkeit Vergebung anbieten, daß Sie ihm sogar mit ausgebreiteten Armen entgegeneilen, um ihn aufs Liebreichste an Ihr Herz zu drücken. Er wird sich zwar weigern, er wird sich verbergen, aber Sie müssen ihn aufsuchen; er wird vor Ihnen fliehen, aber Sie müssen ihm nachsetzen; er wird sich sträuben, Sie um Gnade anzuflehen, Sie aber müssen ihn dazu ermuntern, und wenn es nötig ist, ihn auch hierum bitten." "Was? Pack dich fort mit solch' ungereimten Forderungen!", würde ich wohl zur Antwort bekommen. "Ich soll diesem Unmenschen verzeihen, soll ihn selber aufsuchen, soll ihn freundlich zur Aussöhnung einladen? Es fehlte nicht viel, so würde ich den ungestümen Aufwallungen meines Zornes mit der Spitze meines Degens Luft machen!" Und in der Tat, meine Zuhörer, ich gestehe es, ich würde zuviel fordern, wenn ich all das zu fordern wagte. Und doch: O heiliger Glaube! Wer würde es sich auch nur im Entferntesten einbilden können, wenn du es nicht lehren würdest? Was ich von diesem vornehmen Herrn zum Vorteil eines gewöhnlichen Menschen weder begehren noch hoffen dürfte, während doch beide, wenn sie auch dem Range und der Stellung nach verschieden, ihrer Natur nach doch ganz gleich sind, denn die Seelen haben alle gleichen Wert vor Gott, das kann man von Gott nicht nur hoffen, nicht allein begehren, das tut Gott buchtstäblich gegenüber den Menschen, jener Gott, sage ich, welcher seiner Natur und seinem Wesen nach himmelweit von den Menschen entfernt und verschieden ist. Ja, meine Freunde, Gott erträgt die Beleidigungen, die ihm der Mensch zufügt, nicht nur mit Geduld, sondern er bietet ihm sogar Verzeihung an; er selbst geht ihm entgegen, lädt ihn aufs freundlichste ein, bittet ihn, dringt in ihn, daß er umkehre und die alte Freundschaft mit ihm wieder erneuere. Durchblättert nur die heilige Schrift, so werdet ihr die zärtlichsten Ausdrücke finden, in welchen Gott den Sündern sein aufrichtigstes, sehnlichstes Verlangen, mit ihnen Frieden zu schließen, und ihnen die Ruhe der Seele zu geben, durch den Mund seiner Propheten ausspricht. Beim Propheten Isaias steht: "Der Gottlose verlasse seinen Weg und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen." (Is. 55,7) Durch den Propheten Jeremias versichert der Herr: "Bekehret euch, ihr Kinder, und kehret zurück, so will ich euren Ungehorsam heilen." (Jer. 3, 22) Und durch den Propheten Ezechiel erklärt er: "Tut Buße über alle eure Missetaten, so wird euch die Ungerechtigkeit nicht zum Verderben sein." (Ezech. 18, 30) Und weil der Sünder, der im Hinblick auf sein ewiges Heil nur gar zu blind ist, die angebotene Verzeihung öfters nicht annehmen zu wollen scheint, so wiederholt im Gott diese anmutigen Worte ohne Unterlaß. Auf, ruft er, meine Seele, und laß mich nicht so lange warten! "Jerusalem, wasche dein Herz von der Bosheit, damit dir geholfen werde. Wie lange werden die schändlichen Gedanken noch in dir verweilen?" Wie lange wirst du in deiner Treulosigkeit mir gegenüber noch hartnäckig verharren? Wie lange wirst du mein heftiges Verlangen nach dir noch ungestillt lassen? Wie lange wirst du meiner Barmherzigkeit spotten, die ich dir so freundlich anbiete? "Wie lange werden die schändlichen Gedanken noch in dir verweilen?" Den nämlichen Gedanken drücken so manche Gleichnisse der heiligen Schrift aus, z.B. das von einem Herrn, der seinen Knecht, den er liebt, nicht gerne vom Hause entfernt sieht; das von einem Arzte, der alle seine Kräfte anstrengt, um einen gefährlich Kranken dem Rachen des Todes zu entreißen; das von einem Vater, der keine Mittel und keine Mühe spart, um seinen davongelaufenen Sohn wieder ins Vaterhaus zurückzubringen; von einem Hirten, der die neunundneunzig Schafe verläßt und dem verlorenen über Berg und Tal nachgeht, nicht eher schläft, nicht eher Rast und Ruhe hat, bis er das eine wiederfindet und auf seinen Schultern zur Herde zurücktragen kann. Sind das nicht lauter Sinnbilder, meine Freunde, durch die Gott sein inbrünstiges Verlangen und seine großen Bemühungen, den Sünder auf den rechten Weg zu führen und zu retten, uns veranschaulichen will? Doch damit begnügt sich Gott noch nicht, dem Sünder die Liebe und Großmut seines Vaterherzens äußerlich zu erkennen zu geben; weit nachdrucksvoller und verständlicher spricht er ihm durch die innere Stimme zu. Sobald die Sünde vollbracht ist, so sucht er die Seele mit schmerzlichen Gewissensbissen heim, beängstigt sie immerfort, und läßt sie keine Freude und kein Vergnügen mehr kosten, ohne dasselbe zu verbittern. "Was hast du getan", spricht er leise, "unglückliche Seele? In welch trauriger Lage befindest du dich?" Zugleich erleuchtet er sie mit dem Lichte seiner Gnade, und läßt sie die Abscheulichkeit des Lasters schauen; er schreckt sie mit fürchterlichen Vorstellungen einer drohenden Gefahr, eines nahen, schrecklichen Todes. Er spricht zu ihr: "Wende dich wieder zu deinem Gotte!" Und er reicht ihr sogleich seine mitleidige Hand, um sie aus ihrem traurigen Zustande herauszuziehen. "Zaudere nicht", ruft er ihr beständig zu, "den Kot der Sünde zu verlassen, meine Barmherzigkeit wartet auf dich!" Wenn aber trotzdem die Unglückliche, von den verführerischen Sinnen oder den Blendwerken der Welt betört, nicht zu ihrem Gotte zurückkehrt, sondern immer weiter und weiter sich von ihm entfernt, so folgt er ihr auf dem Fuße Schritt für Schritt nach, und paßt auf jede günstige Gelegenheit, sie zu fassen und zu retten. Unterwegs erinnert er sie an den frühzeitigen Tod eines Freundes, einer Freundin, und fragt sie: "Nicht wahr, auch die kräftige Jugend ist nicht vor dem Tode sicher, und der Leib, den man so verzärtelt und pflegt, wird eine Speise der Würmer? Und um diesem Leibe, der ein so trauriges Ende nimmt, zu schmeicheln und willfahren, setzt du mich ganz auf die Seite und verachtest mich?" Ein anderes Mal unterbricht er ihren fröhlichen Lauf mit einem Unglücksfall und sagt zu ihr: "Siehe, so verfährt die Welt, auf die du dich so sehr verläßt, die du so eifrig anbetest. Ich würde mit dir ganz anders verfahren." Kurz, die Seele des Sünders mag wachen oder schlafen, mag fliehen, sich verstecken und sich sträuben, wie sie will; Gott hört keinen Augenblick auf, sein Auge auf sie zu richten und ihr zuzuflüstern: "Ich verzeihe dir, sobald du deine Sünde bereust und umkehrst." Unglückliche! Arme Sünder! Gesteht es nur offen, ob ich nicht die Wahrheit sage! Ach, wie viele innerliche Aufforderungen ergehen nicht an euch, zu eurem Gott zurückzukehren? Wie viele Stimmen laden euch nicht zur Buße ein? Wie viele Erleuchtungen von oben zeigen euch nicht sonnenklar, daß euer Gott stets bereit ist, euch Barmherzigkeit zu erweisen? Wenn nun aber dem so ist, woher kommt es denn, daß ihr euch immer noch nicht mit wahrer Reue in seine Vaterarme werft? Ich begreife es nicht, meine Zuhörer, wie der Sünder bei der Betrachtung, daß Gott im Verzeihen so großmütig ist, seine Rückkehr auch nur einen einzigen Augenblick verschieben kann. Und was mag ihn wohl abhalten, sogleich in die Arme eines so liebreichen Gottes zu fliegen? Etwa die Menge seiner Sünden? Aber er weiß doch, daß Gott durch den Propheten Ezechiel beteuert:"Wenn der Gottlose Buße tut und sich von all seinen Sünden bekehrt, so will ich all seiner Ungerechtigkeiten, die er begangen hat, nicht mehr gedenken" (Ezech. 18, 21.22). Gott will also dem Sünder, wenn die Zahl seiner Sünden auch noch so groß wäre, seine Sünden nicht bloß vergeben, sondern sogar das Andenken an sie vertilgen. Oder hält ihn vielleicht die Abscheulichkeit seiner Sünden von der Buße zurück? Nein; spricht doch der Herr durch den Propheten Isaias: "Wenn auch eure Sünden so rot wie der Scharlach sind, weiß sollen sie werden wie Schnee" (Is. 1, 18). Oder fürchtet er vielleicht, Gott möchte in die Aussöhnung nur unter harten und beschwerlichen Bedingungen einwilligen? Aber er hat doch durch den Psalmisten verkünden lassen, daß er nichts als ein zerknirschtes Herz verlange. "Ein zerknirschtes, gedemütigtes Herz wirst du, o Gott, nicht verachten." (Ps. 50, 19) Oder schreckt ihn vielleicht das Todesurteil, das Gott durch den Mund Ezechiels über den Übertreter der göttlichen Gebote gefällt hat: "Die Seele, welche sündigt, soll sterben"? Nein, antwortet der Herr, ich widerrufe den geschriebenen Ausspruch ganz gerne; kehret nur zu mir zurück, ihr Kinder, und seid getrost! "Ich will den Tod des Sterbenden nicht", spricht Gott der Herr, "kehret wieder um, und lebet!" Könnte sich Gott wohl zärtlicher und nachdrücklicher erklären, um eine verirrte Seele zur schleunigsten Umkehr aufzumuntern? Fürwahr, wenn wir nicht wüßten, daß Gott keines einzigen von uns bedarf, so könnten wir versucht sein, zu glauben, er müsse einen ungeheuren Vorteil von der Rückkehr eines bußfertigen Sünders haben, da er ihm ja so willig, so schnell, so vollkommen verzeiht. Oder könnte Gott noch mehr tun, wenn von der Aussöhnung mit seinem Beleidiger sogar die Erhöhung oder Verminderung seiner eigenen Glückseligkeit abhinge? Könnte er wirklich eine noch größere Eilfertigkeit, ihn zu rufen, eine größere Freundlichkeit, ihn einzuladen, eine größere Standhaftigkeit, ihm nachzugehen, an den Tag legen? Und doch, hört es ihr Himmel, und staunt! Obwohl Gott dem Menschen so großmütig die Verzeihung anbietet, gibt es unendlich viele Sünder, welche sie verschmähen. Sie hören die Einladungen Gottes, aber sie folgen ihnen nicht und verharren trotz aller Einsprechungen und Erleuchtungen fest und unveränderlich in ihrem elenden Zustande. Ach, die Unglücklichen wollen die Vergebung der Sünden nicht; darum werden sie dieselbe auch nicht erhalten. Mögen sie immerhin fortfahren, ihre Ohren gegen die Mahnungen und Warnungen Gottes zu verschließen; es wird eine Zeit kommen, wo sie ihre Stimmen zu Gott erheben werden, aber sie werden alsdann kein Gehör finden. "Alsdann werden sie zu mir schreien, und ich werde sie nicht erhören" (Jerem. 11,11). Jetzt lachen sie zu den Beleidigungen Gottes; alsdann aber wird Gott zu ihrem Verderben lachen. "Ich werde auch bei eurem Untergange lachen." Die Drohung ist ausgesprochen, sie wird auch in Erfüllung gehen. Und wahrhaftig, es ist nicht mehr als billig, daß sie erfüllt werde. Es ist kein Übel zu ersinnen, das derjenige nicht verdiente, welcher die ihm so großmütig angebotene Verzeihung nicht beizeiten annimmt. Wir nehmen die angebotene Verzeihung von ganzem Herzen an, und hoffen eben darum Gnade und Barmherzigkeit nach dem Tode von Gott, unserem Vater, zu erlangen. Himmlischer Vater! Sieh gnädig auf uns herab! Es reut uns, dich jemals erzürnt und beleidigt zu haben; wir sind fest entschlossen, dein Vaterherz nie mehr mit einer Sünde zu betrüben. Ewiges Lob und Dank sei deiner unendlichen Barmherzigkeit gebracht, die unserer gedachte und uns suchte, da wir deiner vergaßen und an ganz andere Dinge dachten! Verleih' uns die Gnade, daß wir dich fortan zärtlicher lieben, und in deinem Dienste so treu und beständig sein mögen, als du in der Verzeihung unserer Sünden großmütig gewesen bist. Dritter Teil Die Barmherzigkeit Gottes ist unendlich groß im Hinblick auf den Lohn, womit sie die Bekehrung auszeichnet. Wenn ein Vater bei dem Empfange seines Sohnes, von dem er gröblich beleidigt worden ist; wenn ein Herr bei der Wiederaufnahme seines Knechtes, der schmählich aus seinem Dienste getreten ist und ihn verachtet hat; wenn ein König bei der Begnadigung eines Untertanen dem Gnadenakte einen tüchtigen Verweis vorausschicken würde, so würdet ihr das in der Ordnung finden und darin keine übertriebene Strenge erblicken, ihr würdet wohl sagen, die Worte "ich verzeihe dir" seien eine außerordentliche Gnade. Betrachtet nun die Barmherzigkeit und außerordentliche Güte Gottes gegenüber dem Sünder! Obwohl Gott im Vergleich mit uns weit mehr als ein König, als ein Herr oder Vater ist, so empfängt er doch den bußfertigen Sünder, der sich ihm zu Füßen wirft, nicht mit Strenge, sondern kommt ihm mit aller Freundlichkeit und den liebevollsten Worten entgegen. Oder sagt mir, Geliebte, nur ein einziges Beispiel im ganzen Evangelium, wo Christus einen zerknirschten Sünder mit rauhen Worten angefahren oder ihm seine Vergehen vorgeworfen hätte? Die Büßerin Magdalena nähert sich ihm. Tadelt er sie? Nein, er verteidigt sie vielmehr gegen jene, die wider sie murren. Es wird eine Ehebrecherin vor ihn geführt. Fährt er sie hart an? Nein, er befreit sie sogar aus den Händen derjenigen, die sie steinigen wollten. Nach seiner Auferstehung erscheint er dem Petrus. Wirft er ihm seine dreimalige Verleugnung vor? Nein, er bestimmt ihn zum Hirten seiner Herde. "Weide meine Lämmer, weide meine Schafe", spricht er. Er zeigt sich dem Thomas. Verweist er ihm seinen Unglauben? Nein, er lädt ihn vielmehr aufs freundlichste ein, seine Finger in seine Wundmale legen. Und glaubt mir, sogar dem Judas, den treulosen, schändlicher Verräter, hätte er, wenn er sich bekehrt hätte, mit aller Liebe und Freundlichkeit aufgenommen und ans Herz gedrückt! Seht, Geliebte, so verfährt das gütige, liebevolle Herz unseres Gottes. Er beschimpft, er tadelt den Büßer nicht nur nicht, er überhäuft ihn sogar mit Gnaden und Wohltaten, als ob er es für keine Verzeihung hielte, wenn er nicht noch außergewöhnliche Gunstbezeugungen beifügen würde. Die göttliche Barmherzigkeit scheint mir daher dem reumütigen Sünder freudig entgegenzueilen und nachdem sie ihn von dem häßliche Kote der Sünden gereinigt hat, beeilt sie sich, ihn mit den schönsten, kostbarsten Kleidern zu schmücken und zu bereichern. Sie gibt ihm eins ums andere von den verlorenen geistigen Gütern zurück; zuerst die heiligmachende Gnade, die nun als das Kennzeichen der Kinder Gottes wieder auf seiner Stirne glänzt; dann die Liebe Gottes, an der es dem Sünder in seinem Elende so sehr mangelte; dann alle jene Tugenden, deren ihn die Sünde beraubt hatte. Und nun kann er Gott wieder inbrünstig lieben und ihm Beweise seiner Liebe und Treue geben. "Blick auf zum Himmel, o Sünder, und freue dich, daß du aller Schätze des Himmels teilhaftig geworden bist. Du warst bisher blind; allein das himmlische Licht der göttlichen Gnade leuchtet dir wieder; du warst schwach, sehr schwach; nun aber bist du wieder mit Kraft von oben ausgerüstet; du warst arm; nun aber bist du wieder reich an Gnaden und Gütern! Weg mit der Furcht, mit der Verwirrung, mit der Unruhe und Angst der Seele! Es ist dir ein Friede zuteil geworden, den die Welt nicht zu rauben im Stande ist! Du kostest solche Freuden, die zu empfinden die Welt nicht fähig ist. Das sind aber noch nicht alle Wirkungen meiner Güte und Barmherzigkeit. Nein, ich werde dir von Tag zu Tag neue Wohltaten erweisen, und ich warte, um dich damit zu überschütten, auf nichts, als daß du deinen Mund öffnest und mir sagst, was du verlangst." So, Geliebte, scheint mir die göttliche Barmherzigkeit mit einem büßenden Sünder zu sprechen und zu verfahren. Und ich bin überzeugt, daß ich mich hierin nicht täusche. Denn ist das nicht eine Erscheinung, die wir täglich mit eigenen Augen wahrnehmen können? Ist das nicht jener Überfluß der Gnade, von dem der Apostel redet, während vorher die Schuld ohne Maß, ohne Schranken war? "Wo die Sünde überhandgenommen, da hat auch die Gnade viel reichlicher überhandgenommen." (Röm. 5, 20) Hat nicht Christus eben diese Lehre in jener bekannten Parabel vom verlorenen Sohne ausgesprochen, welcher von seinem Vater mit der größten Zärtlichkeit und Freundlichkeit aufgenommen und zudem mit außerordentlichen Zeichen seiner väterlichen Liebe überhäuft wurde? Und habt ihr dies noch nicht an euch selbst erfahren, büßende Seelen, als ihr in heiliger Einsamkeit mit dem Priester das Gift eurer Sünden ausgegossen und weggeschafft habt? Sagt mir, ob ihr jemals einen glücklicheren Tag erlebt habt, als jenen, da ihr reumütig zu den Füßen des Priesters eure Sünden bekanntet? Sagt, ob ihr jemals einen süßeren Frieden genossen, einen stärkeren Trost empfunden habt, als damals? Sagt, ob euch nicht sogar die Tränen, die Seufzer süßer als alle Freuden der Welt vorgekommen sind? Und ist das nicht ein deutlicher Beweis jener Gnaden, die Gott einem zerknirschten Herzen so reichlich mitteilt, daß selbst die Unschuld darüber neidisch und mißgünstig werden könnte? Wir werden uns aber weniger wundern, daß Gott einem reumütigen Sünder so reichliche Gaben spendet, wenn wir uns der großen Freude erinnern, die Gott bei der Bekehrung des Sünders empfindet. Er sagt, daß über die Bekehrung eines Sünders nicht bloß der ganze Himmel Freuden- und Siegeslieder anstimme, sondern daß auch er mit der größten Freude erfüllt werde. Er vergleicht sich mit dem guten Hirten, der dem verirrten Schafe nachgeht, bis er es findet; der es mit Freuden auf seine Schultern nimmt und mit raschen Schritten in den Schafstall zurückträgt, und nach seiner Ankunft ein großes Freudenfest veranstaltet, seine Freunde dazu einlädt und sie auffordert, sie möchten sich alle wegen des gefundenen Schafes freuen, "Freuet euch mit mir", spricht er, "denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war." (Luk. 15, 6) Der heilige Gregor bemerkt bei dieser Stelle, man sollte eigentlich mehr dem Schafe, als dem Hirten Glück wünschen. Denn das Schaf ward aus der Gefahr gerettet und dem Rachen der Wölfe entrissen; das Schaf ward sozusagen vom Tode wieder zum Leben gebracht. Allein weil Gott uns seine ungemein große Freude und Wonne über die Bekehrung des Sünders veranschaulichen will, so verlangt er, daß man ihm, als ob der ganze Vorteil sein und nicht unser wäre, alle Glückwünsche darbringen soll. Er hat nicht gesagt: "Freuet euch mit dem gefundenen Schafe", sondern: "Freuet euch mit mir!", weil nämlich unser Leben seine größte Lust und Wonne ist. Können wir uns daher noch wundern, wenn Gott auf eine so große Freude und Wonne auch eine glänzende Freigebigkeit folgen läßt und jenen, der ihm eine so große Freude bereitete, mit so außerordentlichen, reichen Gaben belohnt? Sünder, die ihr selbst in eurem Unglücke glücklich seid, indem ihr durch eure Buße Gott eine so große Freude, euch selbst aber die größten Wohltaten bereiten könnt, ist es möglich, daß ihr noch nicht umkehrt, daß ihr noch zögert, daß ihr noch getrennt von einem so gütigen Gott leben wollt? Er hat euch bisher eine so große Barmherzigkeit bewiesen, da er euch so geduldig ertragen hat. Eine weit größere erweist er euch in diesem Augenblick, da er euch die Verzeihung und Versöhnung so großmütig anbietet. Die allergrößte werdet ihr aber an euch erfahren, wenn ihr zu ihm zurückkehrt, indem er euch mit unzählbaren Gnaden und Wohltaten überhäufen wird. Und ihr könnt noch zögern, noch Bedenken tragen, endlich einmal den festen Entschluß zur Umkehr zu fassen? Ich weiß in der Tat nicht, gegen wen ihr grausamer seid, gegen Gott oder gegen euch selbst; gegen Gott, den ihr einer so süßen Wonne beraubt, oder wider euch selbst, da ihr des kostbarsten, größten Gutes entbehren wollt! Sagt mir aber nicht, daß ihr zwar entschlossen seid, euren Gott zu suchen, daß ihr aber nur heiligere Tage, die heilige Fastenzeit abwarten wollt! Was? Ihr erfrecht euch, einem so gütigen Gott, eben weil er so gütig ist, ins Angesicht zu sagen: "Warte nur noch! Später werde ich schon kommen." Und unterdessen wollt ihr fortfahren, ihn zu beleidigen, weil ihr die unendliche Barmherzigkeit Gottes kennt? Entsetzliche Vermessenheit! Abscheuliche Unverschämtheit! Und doch wollt ihr, daß die göttliche Barmherzigkeit euch einmal selig mache? O öffnet doch einmal die Augen und erkennt den großen Irrtum, von dem ihr befangen seid! Gottes Barmherzigkeit macht jenen, der sie mißbraucht, nicht selig. Wollt ihr, daß sie euch selig mache, so stellt jene Geduld nicht weiter auf die Probe, die euch bisher so langmütig ertragen hat! Verachtet jene Großmut nicht länger, die euch die Verzeihung anbietet! Kehrt zu eurem Gott zurück, nehmt schleunigst zur göttlichen Barmherzigkeit eure Zuflucht und macht euch jener Gnaden würdig, womit Gott die aufrichtige Bekehrung jederzeit belohnt! Doch da ich zu solchen Zuhörern rede, die eine so große Barmherzigkeit schon wirklich erfahren haben, so rufe ich euch die Worte zu, die Christus zum wiedergenesenen Gichtbrüchigen gesprochen: "Sieh', du bist gesund geworden, gehe hin und sündige nicht mehr." (Joh. 5, 14) Ihr seid in die Arme Gottes zurückgekehrt; ach, trennt euch nicht mehr von ihm! Seid ihm in Zukunft so getreu, wie er euch gegenüber barmherzig war! Es war ihm nicht genug, euch eure Sünden zu vergeben; er hat euch mit unaussprechlichen Gnaden überhäuft. Seid darum nicht zufrieden, ihn nicht mehr zu beleidigen, sondern dient ihm auch und dient ihm mit allem Eifer; liebt ihn, und zwar von ganzem Herzen. Gütigster Jesus! Wie könnte ich dir diesen Dienst, diese Liebe versagen und mich länger weigern, ganz und gar dein zu sein, nachdem du so große Barmherzigkeit an mir erwiesen hast? Ich war verloren, und du bist mir nachgegangen und hast mich gesucht. Ich verdiente ewige Strafen und du hast sie mir nachgelassen. Ich bin kaum mit zerknirschtem Herzen vor deinem Angesichte erschienen, so hast du mich voll Liebe aufgenommen und mich mit den Schätzen deiner Gnade überhäuft! Wie könnte ich also so undankbar sein und mich von dir trennen? Nein, ich will aus den Armen eines so gütigen Vaters nie mehr weichen, sondern deiner Barmherzigkeit, die du an mir bewiesen hast, stets gedenken und dir mit dem größten Eifer und der inbrünstigsten Liebe zu dienen mich bestreben. Nimm mich gnädig auf in deine Wunde, die ich an deiner heiligen Seite anbete; in dieser will ich dir allein leben, in dieser will ich sterben. Mein ganzes Leben hindurch will ich nicht aufhören, deine unendliche Barmherzigkeit mit Lob- und Dankgesängen zu preisen und zu verherrlichen. "Die Erbarmungen des Herrn will ich in Ewigkeit besingen." (Ps. 88, 2) Amen. Der Text ist entnommen dem Buch Joseph Anton Bordonis Predigten. Aus dem Italienischen übersetzt und neu bearbeitet von Dr. Nikolaus Sorg. Erster Jahrgang. Sonntagspredigten. Erster Theil. Regensburg 1853, S.170 ff. Guiseppe Antonio Bordoni war ein Turiner Jesuit und lebte von 1682 bis 1742 Urs Keusch: Eine Jungfrau namens Barmherzigkeit Ist Gnade ungerecht? Eine Predigt über die Arbeiter der elften Stunde.
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