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Das Leben des heiligen Franz Xaver

Von Wolfgang Reithmeier, bearbeitet von Joseph Firnstein und Paolo D'Angona

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Zu Seite 1 (Kapitel 1 bis 5)

Sechstes Kapitel

Xaver reist nach Amboina, Rosalao, Ulate - Wunderbare Hilfe - Seine Reise nach den Molukken - Xaver auf Ternate; seine Bekehrungen - Er reist nach der Insel More - Verzückung - Früchte seiner apostolischen Arbeiten auf More

Xaver bestieg mit Johann Duro am 1. Januar 1546 ein Schiff, welches nach den Inseln von Banda segelte. Der Schiffskapitän war ein Portugiese, die übrige Mannschaft bestand aus indischen Soldaten aus verschiedenen Gegenden; die meisten von ihnen waren Mohammedaner oder Heiden. Auf dieser Reise gewann der Heilige viele Personen für Jesus Christus. Sie wurden desto leichter von der Wahrheit des Christentums überzeugt, weil Xaver die Geheimnisse des Glaubens in einer Sprache erklärte, während es alle, jeder in seiner eigenen Sprache, verstanden.

Sie waren bereits eineinhalb Monate auf dem Meer, noch ohne Amboina entdeckt zu haben. Die Steuermann glaubte, sie wären vorbeigefahren und war sehr in Verlegenheit, weil man, da sie den Wind im Rücken hatten, nicht mehr umkehren konnte. Als Xaver die Unruhe des Steuermanns bemerkte, sagte er zu ihm: "Sei unbesorgt, wir sind noch im Meerbusen, morgen bei Tagesanbruch werden wir in Amboina sein." Am nächsten Tag sahen sie die Insel. Weil der Steuermann nicht vor Anker gehen wollte, bestieg Xaver mit einigen anderen einen Kahn, der bald von Seeräubern verfolgt wurde. Sie entkamen ihnen aber und landeten ohne Gefahr am 16. Februar auf der Insel.

Die Insel Amboina ist 250 Meilen von Malakka entfernt, und hat eine Fläche von 30 Quadratmeilen. Sie ist sehr berühmt wegen ihres Handels, denn von allen umliegenden Gegenden kommen Kaufleute dorthin. Die Insel hatte sieben christliche Dörfer. Bald nach seiner Ankunft besuchte Xaver die Dörfer und taufte dort die Kinder, von denen die meisten gleich nach der Taufe starben. Er schreibt: "Es schien, Gott habe ihnen das Leben nur so lange fristen wollen, bis ihnen durch die Taufe die Pforte des Himmels geöffnet wäre."

Sobald er die Angelegenheiten der Gläubigen in Ordnung gebracht hatte, arbeitete er an der Bekehrung der Ungläubigen und Mohren.

Seine Anstrengungen wurden so gesegnet, daß sich die meisten zum Christentum bekehrten. In jedem Dorf ließ er eine Kirche bauen und wählte unter den Neubekehrten die Verständigsten und Frömmsten als eine Art von Vorstehern, bis die Patres der Gesellschaft Jesu ankommen würden, denn er wollte hier ein Jesuitenseminar errichten.

Während Xaver so auf Amboina mit der Verbreitung des Evangeliums beschäftigt war, kamen zwei Schiffsflotten an, eine portugiesische, die aus drei Kriegschiffen bestand. Die andere, spanische Schiffsflotte, bestand aus drei Kriegsschiffen. Die spanische Flotte war von Neuspanien gekommen, um, ihren eigenen Angaben zufolge, Im Namen Karls V. die Moluken zu erobern. Der Kaiser erklärte aber, es handle sich um Seeräuber. Die Portugiesen machten davon keinen Gebrauch, aber Gott selbst schien das ungerechte Unternehmen zu strafen, denn der größte Teil der spanischen Schiffsbesatzung wurde von einer ansteckenden Seuche hinweggerafft. Sobald Xaver von diesem Elend hörte, eilte er ihnen zu Hilfe. Sein Eifer ließ ihn nicht ruhen. Tag und Nacht pflegte er die Kranken, tröstete ihre Seelen, stand den Sterbenden bei und begrub die Toten. Er sorgte für alles; ein Portugiese, Johann Araujo, leistete ihm dabei kräftige Hilfe.

Als aber das Elend immer größer wurde, war dieser Portugiese für sich selbst besorgt und wollte nichts mehr beitragen. Als Xaver ihn eines Tages um Wein für einen Kranken bitten ließ, gab er ihn zwar, aber ungern, weil er sagte, den übrigen Wein brauche er selbst.

Sobald Xaver dies hörte, sagte er: "Wie mag Araujo seinen Wein für sich behalten und ihn den Gliedern Jesu Christi verweigern - er, der bald dahinscheiden und dessen ganzes Vermögen dann unter die Armen verteilt werden wird?"

So geschah es auch. Als Xaver kurze Zeit später auf der Insel Ternate weilte, wurde ihm während der heiligen Messe der Tod des Araujo geoffenbart. Beim "Orate fratres" forderte er die Gläubigen auf, für die Seele des Johann Araujo zu beten. Einige Tage darauf aus Amboina eintreffende Seeleute bestätigten den Tod Araujos. Da er keine Kinder hinterließ, wurde sein Vermögen nach Landessitte unter die Armen verteilt.

Die spanische Flotte ging nach Goa unter Segel. Xaver versah die Soldaten mit allem, was er auftreiben konnte, und empfahl sie seinen Freunden in Goa.

Danach besuchte der heilige Xaver verschiedene Inseln in der Gegend von Amboina. Auf der Insel Baranura kam er auf wunderbare Weise wieder in den Besitz eines kleinen Kruzifixes, das er verloren hatte. Ein Portugiese, Faustus Rodriguez, erzählte diese Begebenheit und bekräftigte sie durch einen Eid. Diese gerichtliche Aussage wurde den Kanonisationsakten des Heiligen hinzugefügt und hat folgenden Wortlaut:

"Wir befanden uns auf dem Meer, Pater Franz, Ragosa und ich, als sich ein Sturm erhob, der alle Matrosen in Schrecken versetze. Da zog Xaver ein kleines Kruzifix, das ihn auf allen Reisen begleitet hatte, hevor, ließ sich am Rand des Schiffes nieder, und wollte es in das sturmbewegte Meer tauchen. Aber das Kreuz entsank seinen Händen und wurde von den Wellen weggespült. Der Verlust seines ihm lieben Kreuzes schmerzte ihn sehr, wie er uns selbst sagte. Am folgenden Tage landeten wir auf der Insel Baranura, nachdem wir, seit das Kruzifix ins Meer gefallen war, etwa 24 Stunden in ständiger Lebensgefahr zugebracht hatten. Wir waren nun der Gefahr glücklich entronnen, stiegen auf der Insel an Land, und der Pater ging mit mir, dem Ufer entlang, nach der Burg Tamalo. Kaum hatten wir 50 Schritte zurückgelegt, als wir beide einen Krebs erblickten, der, aus dem Meer auftauchend, das Kreuz mit seinen beiden Scheren in die Höhe haltend trug, und gerade vor dem an meiner Seite gehenden Pater stillstand. Dieser kniete nieder und nahm sein zurückerhaltenes Kruzifix, worauf der Krebs sich nach dem Meer hinwandte und bald unserem Blick entschwand. Xaver küßte freudig das liebe Kreuz und verweilte an dieser Stelle eine halbe Stunde lang im Gebet in so andächtiger Haltung und tiefer Sammlung, daß auch ich mich unwiderstehlich gedrängt fühlte, neben ihm niederzuknien und ihm im Dankgebet anzuschließen. Nachdem nun dieses Gebet beendet war, kehrten wir zum Schiff zurück."

Sie verweilten auf der Insel acht Tage. Auf ihr befanden sich mehr Heiden als Sarazenen, die einander feindlich gesinnt waren. Der Heilige schrieb auf dieser Insel vier Briefe.

Von Baranura segelte er dann nach nach Rosalao und begann sogleich zu predigen, wie er es auch in Baranura getan hatte. Aber hier fand er völlig unzugängliche Menschen. Alle seine Mühe und Anstrengung war vergeblich. Von den vielen Heiden bekehrte sich ein einziger, dem der Heilige in der Taufe den Namen Franz gab, und weissagte, daß er unter Anrufung des Namens Jesu den Tod eines Heiligen sterben werde. Derselbe starb auch wirklich unter Anrufung des Namens Jesu in einer Schlacht. Weil der Heilige die Einwohner von Rosalao als so verdorben und so unempfänglich für das Christentum kennengelernt hatte, zog er seine Schuhe aus, schüttelte den Staub von seinen Füßen und entfernte sich.

Die Insel Ulate hat eine größere Bevölkerung und ihre Einwohner sind weniger wild als die von Baranura und Rosalao. Sie hörten besser auf die Stimme des Heiligen. Bei seiner Ankunft fand er alles unter Waffen und den König von Feinden in seiner Hauptstadt eingeschlossen. Dieser stand im Begriff, sich zu ergeben, weil er Mangel an Wasser hatte. Die Feinde hatten die Wasserleitungen abgegraben, und es schien nicht, als würde es bald regnen. So hätten alle umkommen müssen.

Dies erschien dem Heiligen als eine schöne Gelegenheit, die Besiegten und vielleicht auch die Sieger für Jesus Christus zu gewinnen. Voll Vertrauen auf Gott versuchte er, in die Stadt zu kommen, ließ sich dem König vorstellen und bot ihm Hilfe an. "Erlaube mir", sagte er, "hier ein Kreuz zu errichten, und vertraue dem Gott, den zu verkündigen ich gekommen bin. Er ist der Herr aller Dinge, die ganze Natur gehorcht ihm; er öffnet die Schleusen des Himmels und läßt es regnen, wann immer es ihm gefällt. Wenn er es aber nun auf unser Flehen hin regnen läßt, versprich mir, daß du seine Allmacht anerkennst und daß du mit deinen Untertanen sein Gesetz annimmst."

In dieser Not willigte der König ohne weiteres in das Verlangen des Paters ein und verpflichtete sich durch ein feierliches Versprechen, sein Wort genau zu halten, wenn er die versprochene Hilfe erlangen würde. Hierauf ließ Xaver an der höchsten Stelle der Stadt ein großes Kreuz errichten. Eine Menge Soldaten, Kinder und Frauen waren aus Neugier gekommen, um zu sehen, was geschehen würde. Der Heilige warf sich dann auf die Knie, und beschwor Gott bei den Verdiensten Jesu Christi, der sein Blut für alle Menschen vergossen hat, er möge zum Heil dieses heidnischen Volkes seinen heilsamen Regen senden. Bald überzog sich der Himmel mit Wolken, und kaum hatte Xaver sein Gebet beendet, fiel ein Regen, der so lange anhielt, bis hinreichend Wasser vorhanden war. Die Feinde zogen entmutigt ab, und der König, voll Dank für diese wunderbare Befreiung, empfing mit dem ganzen versammelten Volk die Taufe aus der Hand des heiligen Xaver. Der König bat nun den Heiligen, den anderen Inseln, die unter seiner Herrschaft standen, das Evangelium zu verkünden. Xaver eilte von einer Insel zur anderen, und verkündete überall die Lehre des Gekreuzigten. Nachdem er viele Heiden für Gott gewonnen hatte, kehrte er nach Amboina zurück, vertraute dem Johann Duro die neuen Christen an und begann auf einem portugiesischen Schiff die Reise nach den Molukken.

Unter den Molukken versteht man eine Menge kleiner Inseln im westlichen Ozean in der Nähe des Äquators. Die bekanntesten von ihnen sind Ternate, Tidor, Motir, Maciar und Baciar. Ternate ist die größte von ihnen, und dorthin begab sich Xaver. Auf seiner Reise mußte er einen Meerbusen von 90 Meilen durchqueren. Weil gerade heftige Stürme auftraten, konnte dies nicht ohne große Gefahr geschehen. Pater Xaver fuhr auf einer Caracore, einem langen, schmalen, galeerenähnlichen Schiff. Auf einem anderen Schiff dieser Art befand sich ein Portugiese, Johann Galvan, der sein gesamtes Vermögen mitführte. Alle beide segelten nach Ternate.

Als sie sich in der Mitte des Meerbusens befanden, kam ein heftiger Sturm auf, der sie voneinander entfernte. Das Schiff, auf dem sich Xaver befand, kam, nachdem es mehrfach zu versinken drohte, endlich im Hafen von Ternate an. Wie es dem anderen Schiff ergangen war, wußte man nicht. Als der Heilige am ersten Festtag predigte, hielt er plötzlich mitten in seiner Rede inne und sagte dann: "Empfehlt Gott Johann Galvans Seele, denn er ist im Meerbusen ertrunken." Die Freunde des Galvan liefen zu den Matrosen, die mit dem Pater gereist waren, und befragten sie über diese Angelegenheit. Aber die Matrosen waren nicht in der Lage, irgendeine Auskunft darüber zu geben. Die Portugiesen meinten nun, der Pater wisse es nicht, daher faßten sie neue Hoffnung. Aber bald mußten sie sich von der Wahrheit der Worte Xavers überzeugen, denn nach drei Tagen fanden sie am Ufer den Leichnam Galvans und Trümmer des Schiffes, mit dem er gereist war.

Diese Weissagung festigte den Ruf des Heiligen so, daß er vieles bei diesen wilden und rohen Völkern wirken konnte. Die Inselbewohner waren in Laster versunken, die zu abscheulich sind, um sie zu schildern. Und doch gelang es dem Heiligen, sie zu bekehren. Viele Ungläubige nahmen das Christentum an, unter anderem eine sarazenische Fürstin, Neachile Pocaraga, Tochter des Königs Almanson von Tidor und Gemahlin Boleifs, des früheren Königs von Ternate.

Diese geistreiche und edle Fürstin war dem Glauben der Sarazenen sehr zugetan und hatte einen unversöhnlichen Haß gegen das Christentum oder vielmehr gegen die Portugiesen, welche ihren Großmut damit vergolten hatten, daß sie ihr nach Boleifs Tod die Krone nahmen und ihr nichts mehr ließen als den bloßen Titel einer Königin. Sogar ihre drei Söhne verloren Krone und Leben. Sie irrte seit einigen Jahren von Insel zu Insel umher und kam gerade, als Xaver in Ternate war, dorthin. Der Heilige bemühte sich, mit ihr zu sprechen und vom Himmelreich zu reden. Da sie die Religion Mohammeds sehr gut kannte, mußte er viele Einwürfe widerlegen. Endlich gelang es ihm, ihre Zweifel zu lösen, und sie ließ sich öffentlich von Xaver taufen, der ihr den Namen Isabella gab. Sie war nun dem Christentum von ganzem Herzen ergeben, demütig und bescheiden, mild und nachsichtig gegen andere, streng gegen sich selbst, geduldig und gottergeben im Leiden.

Während seines Aufenthaltes auf Ternate vernahm der Heilige, daß in östlicher Richtung noch andere Inseln seien, unter denen More die größte wäre. Die Bewohner hatten wohl schon die Taufe empfangen, aber dies war bei ihnen nur noch eine Erinnerung. Sie wurden ihm als fürchterliche Menschen beschrieben, wie er es uns selbst in einem Brief an die Gesellschaft Jesu erzählt. Seine Freunde sagten ihm, daß es sich um die grausamsten aller Menschen handle. Sie vergifteten einander, essen Menschenfleisch, schneiden ihren verstorbenen Verwandten Hände und Füße ab, um sich Speisen daraus zu bereiten, ja sie treiben ihre Unmenschlichkeit so weit, "daß, wenn einer eine vornehme Tafel geben muß, er seinen Nachbarn um seinen alten Vater bitte, um ihn geschlachtet den Gästen als Speise vorsetzen zu können, aber unter der Bedingung, daß er ihm die gleiche Gefälligkeit verspricht, wenn er eine ähnliche Mahlzeit halten will."

Alle, die Xaver liebten, fügten hinzu, daß er als Fremder keinerlei Schonung zu erwarten habe. Man müsse zuerst Menschen aus ihnen machen, dann erst Christen. Wie sollte man denen die Grundsätze des Christentums einprägen können, die kein menschliches Gefühl hätten? Wenn auch Xaver sie bekehren sollte, wer würde das schwere Werk fortsetzen? Seine Freunde wandten alles ihnen mögliche auf, Bitten und Tränen, um ihn von dieser Reise abzuhalten, und als sie sahen, daß dies nicht zum gewünschten Erfolg führe, nahmen sie sogar zur Gewalt als letztem Mittel ihre Zuflucht. So erging vom Statthalter von Ternate ein Verbot an alle Schiffseigentümer, den Pater Xaver nach Ternate mitzunehmen.

Darüber wurde der Heilige unwillig und klagte öffentlich: "Wer sind denn diese Menschen, daß sie der Allmacht Gottes Grenzen setzen, und die Gnade unseres Heilands mit einem so kleinem Maßstab messen wollen? Gibt es also so harte Herzen, die der durchdringenden Kraft des Allerhöchsten einen solchen Widerstand leisten können, daß er Geschöpfe, die eine Seele besitzen, wenn es ihm gefällt, nicht erreichen und umwandeln kann? Jener Kraft, die die den dürren Baum erblühen läßt und aus Steinen Kinder Abrahams macht? Sollte der, der durch die Sendung seiner Apostel die ganze Welt unterwarf, nicht auch jenes kleine Stück Erde seiner Herrschaft unterwerfen können? Sollte allein die Insel More keinen Anteil an der Gnade der Erlösung haben? Sollten jene Völker von dem allgemeinen Opfer ausgeschlossen sein, das Jesus Christus für alle seinem Ewigen Vater dargebracht hat? Wohl sind sie sehr roh und wild, ich gestehe es, doch auch wenn sie es in noch höherem Maße wären, so müßte ich noch mehr von ihnen hoffen; ich kann alles in dem, der mich stärkt, sagt der Apostel, und von dem allein alle Kraft der Arbeiter im Weinberg des Herrn kommt." Weil die anderen Inseln schon christliche Lehrer hätten, so müsse er dorthin gehen, und er fuhr in heiliger Begeisterung fort: "Wenn auf diesen Inseln wohlriechende Hölzer und Goldminen zu finden wären, dann würden sich die Christen voll Mut dorthin wagen, und sich durch keine Gefahr zurückhalten lassen. Sie sind nur darum so feige und zaghaft, weil dort nur Seelen zu gewinnen sind. Soll vielleicht die Liebe weniger unternehmend und mutig sein als der Geiz? Sie werden mich töten, sagt ihr, durch das Schwert oder durch Gift. Dieser Gnade ist ein Sünder, wie ich es bin, nicht würdig! Doch darf ich sagen, daß ich, welche Qualen und welchen Tod sie mir auch antun mögen, noch tausendmal mehr für das Heil einer einzigen Seele zu leiden bereit wäre! Wer weiß, ob nicht alle den Herrn Jesus Christus anbeten werden, wenn ich durch ihre Hände den Tod erleide; denn seit den ersten Jahrhunderten der Kirche hat der Same des Evangeliums immer bessere Früchte hervorgebracht, wenn er vom Blut der Märtyrer befeuchtet wurde, als wenn ihn bloß der Schweiß der Missionäre begossen hat."

Am Ende seiner Rede sagte er, daß er bei seiner Unternehmung nichts zu fürchten habe. Gott rufe ihn nach der Insel More, und die Menschen könnten ihn nicht hindern, der Stimme Gottes zu folgen. Seine Rede machte einen solchen Eindruck, daß sich sogar viele als Begleiter anboten.

Der Heilige ging nun mit einigen seiner Freunde zu Schiff, wohin ihn das Volk begleitete mit dem Gedanken, ihn nie wieder zu sehen. Ehe er abreiste, schrieb er noch einen Brief an die Gesellschaft Jesu in Rom und schilderte den Vätern die Gefahren auf diesen Inseln, sowie seinen Entschluß, im Vertrauen auf Gott hinzugehen, selbst wenn er sein Leben opfern müßte.

Nachdem Xaver mit seinen Gefährten 180 Meilen zurückgelegt hatte, rief er plötzlich mit einem tiefen Seufzer aus: "Ach, Jesus, die armen Menschen werden ermordet!" Diese Worte wiederholte er öfters und richtete den Blick nach einer bestimmten Gegend hin. Die Matrosen und Reisenden fragten ihn, aber der Heilige war in Verzückung geraten, und auch nachdem er wieder zu sich gekommen war, gab er keine Antwort.

Aber bald sahen sie auf einer Insel acht blutige Leichname ermordeter Portugiesen. Sie begruben dieselben und errichteten ein Kreuz, dann setzten sie ihre Reise nach der Insel More fort.

Sobald sie die Insel erreicht hatten, ging der Heilige sogleich an Land und besuchte das nächste Dorf. Beim Anblick der Fremden flohen die Einwohner in ihre Waldungen. Durch Xavers freundliches Zureden ließen sie sich bewegen, in ihr Dorf zurückzukehren. Nachdem die Furcht allmählich geschwunden war, begann Xaver seinen Unterricht. Die Einwohner waren zwar getauft, aber ihre Religion bestand in einer Mischung aus Mohammedanismus und Heidentum. Durch seinen heiligen Eifer und seine unausgesetzten Anstrengungen gelang es ihm, die Hauptstadt Tolo, die 25 000 Seelen zählte, und Momoya ganz zu bekehren. Nur einige Wilde blieben, was sie waren. Das grausame und wilde Volk der Javaren, das nur in Höhlen und Wäldern wohnte, wollte nicht nur dem Unterricht des Heiligen kein Gehör geben, sondern versuchte auch noch, ihn zu steinigen. Nach menschlicher Berechnung war es unmöglich, zu entkommen: vorn befanden sich wütende Heiden, hinten ein breiter Fluß. Da faßte Xaver einen am Ufer liegenden Balken, warf ihn in den Fluß, stellte sich darauf und entkam so auf wunderbare Weise an das gegenüberliegende Ufer, wo ihn kein Steinwurf mehr erreichen konnte. Für das Elend, den Hunger und Durst, den er bei diesen Heiden zu ertragen hatte, wurde er entschädigt durch himmlische Tröstungen, die ihm seine schwere Arbeit versüßten, wie er in einem Brief an den heiligen Ignatius schrieb.

Nachdem er ein Vierteljahr in More zugebracht hatte, kehrte er wieder nach den Molukken zurück. In Ternate hielt er sich drei Monate auf, die er mit Unterricht, Beichthören und Werken der Nächstenliebe verbrachte. Alle seine Bemühungen, den durch seine Wollust verblendeten König von Ternate zu bekehren, waren vergeblich. Doch gelang es dem Heiligen, einige Männer und Frauen am Hof für die christliche Religion zu gewinnen. Als die Zeit seiner Abreise herannahte, schrieb er in malaysischer Sprache eine ziemlich vollständige Glaubens- und Sittenlehre, die an Sonn- und Feiertagen öffentlich vorgelesen wurde. Einige junge Leute nahm er mit sich nach Goa, um sie im Collegium der Gesellschaft Jesu unterrichten zu lassen, und dann nach den Molukken zu schicken.

Siebtes Kapitel

Xaver verläßt Ternate - Ankunft in Amboina - Wunderbarer Regen - Ankunft in Malakka - Wunderbarer Sieg der Portugiesen über die Mohammedaner durch Xavers Fürbitte - Bekehrung eines Japaners - Abreise nach Cochin - Seesturm - Xavers Briefe nach Europa

Xaver bemühte sich auf alle Weise, seine Abreise von Ternate geheimzuhalten, und wollte darum bei Nacht das Schiff besteigen. Aber die Einwohner bemerkten dies. Eine große Zahl von Männern, Frauen und Kindern drängten sich klagend um ihn, baten um seinen Segen und beschworen ihn, er möge doch bald zurückkommen.

Dies ging ihm tief zu Herzen, so daß er anfangs glaubte, sein Weggang könne den Ternatern schaden. Aber weil der den Willen Gottes erkannte, anderswo hinzugehen, empfahl er ihnen, sich täglich in der Kirche zu versammeln, den Katechismus zu wiederholen und einander zur Tugend anzuspornen.

Insbesondere die Neubekehrten ermahnte er, die Auslegung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses auswendig zu lernen. Ein großer Trost war es ihm bei seiner Abreise, daß ihm ein gerade anwesender Priester versprach, täglich zwei Stunden dem Unterricht des Volkes und wöchentlich eine Stunde dem Unterricht der portugiesischen Frauen zu widmen, um sie im Glaubensbekenntnis und in dem, was zum Empfang der hll. Sakramente notwendig ist, zu unterweisen.

Pater Franz trennte sich nun seinen lieben Kindern, die am Ufer ein großes Geschrei erhoben, das tief in sein Herz eindrang.

Bei seiner Ankunft im Hafen von Amboina traf er auf vier portugiesische Schiffe, die neue Soldaten und Matrosen an Bord hatten. Diese Leute wissen gewöhnlich von der Religion sehr wenig, und kümmern sich überhaupt nicht besonders um die Erfüllung ihrer höheren Pflichten. Um diesem Übel einigermaßen abzuhelfen, errichtete er am Ufer eine Hütte aus Stroh und daneben eine kleine Kapelle, wo er manchmal einzelne, manchmal alle versammelte, um sie in den Wahrheiten ihres ewigen Heils zu unterrichten. Das Wort des Heiligen war nicht vergeblich. Einer jener Soldaten starb unter sichtbaren Zeichen einer vollkommenen Reue über seine Sünden. "Gott sei gepriesen", sagte der Heilige, "daß er mich zum Heil dieser Seele hierher gerufen hat." Man konnte daraus schließen, daß er darüber von oben eine besondere Erleuchtung erhalten hatte.

Während einer Predigt hielt er plötzlich inne und sagte: "Empfehlt Gott den Jakob Gill, der jetzt in den letzten Zügen liegt." Bald kam die Nachricht von Ternate, daß dieser gestorben sei.

Nachdem sich die vier Schiffe in Amboina nur vier Tage aufgehalten hatten, segelten sie nach Malakka ab. Man lud den Heiligen ein, das größte und stärkste Handelsschiff zu besteigen. Aber er lehnte dies ab wegen der vielen Sünden, die dort begangen wurden, und sagte: "Dieses Schiff wird eine große Gefahr zu bestehen haben. Gott gebe, daß es sie glücklich überwinde."

Die Vorhersage und der Wunsch Xavers erfüllten sich, denn das Schiff stieß in der Meerenge von Seban mit solcher Heftigkeit an eine verborgene Klippe, daß das Eisen am Steuerruder zerbrach und das Schiff beinahe unterging - doch es wurde gerettet.

Der Heilige blieb noch einige Tage auf der Insel, besuchte die sieben christlichen Dörfer und ließ zum Trost der Gläubigen überall Kreuze errichten, wovon eines in der Folge sehr berühmt wurde. Als nämlich eine große Dürre eingetreten und man der Ernte wegen sehr besorgt war, gingen einige Frauen zu einem Götzenbild und wandten Zaubermittel an, wie sie es vor ihrer Taufe getan hatten. Als dies eine Christin sah, eilte sie hinzu und rief: "Wie? Haben wir nicht ein Kreuz ganz in der Nähe? Wissen wir nicht, zu wem wir unsere Zuflucht nehmen müssen? Hat uns nicht der heilige Pater versichert, daß uns alles, um was wir zu Füßen dieses Kreuzes mit Andacht und Vertrauen beten, unfehlbar gewährt werde?" Dann führte sie die Frauen an das Gestade eines Flusses, wo Xaver ein Kreuz errichtet hatte, warf sich mit ihnen nieder und flehte den Herrn Jesus Christus an, er möge zur Schande der Götzen das Gebet erhören und es regnen lassen. Sogleich zogen sich Wolken zusammen und es fiel ein ergiebiger Regen. Die Frauen waren vollständig von ihrem Götzendienst geheilt. Sie zertrümmerten den Götzen und warfen ihn in den Fluß.

Dieser lebendige Glaube zeigte sich noch mehr, als sie von Japanern angegriffen wurden, die ihnen aus Haß und Verdruß, weil sie ein von Pater Franz errichtetes Kreuz verborgen hatten, Hände und Beine abhieben und sie auf die schrecklichste Weise verstümmelten. Die Geduld und Ergebung, mit der sie diese Grausamkeit erduldeten, sind ein sprechender Beweis, wie sehr sie von der Richtigkeit des Glaubens überzeugt waren.

Schweren Herzens schied Xaver von seinen lieben Kindern, die ihn mit Tränen in den Augen begleiteten und ihm mit traurigem Blick nachsahen. Im Juli 1547 traf er wieder in Malakka ein.

Bei seiner Ankunft in Malakka traf er drei Ordensmänner aus der Gesellschaft Jesu, die nach den Molukken reisten. Dies waren Johann Beira, Nunez Ribera und Nikolaus Nunez; letzterer war noch nicht Priester. Mansilla kam nicht, weil er überhaupt mehr seinem eigenen Willen folgen wollte, als dem Gehorsam, so daß ihn Xaver schließlich aus der Gesellschaft ausschloß. (Mansilla starb als frommer Priester in Cochin im Jahre 1565.) Der heilige Xaver verweilte in Malakka für vier Monate, bis er sich nach Goa einschiffen konnte.

Während seines Aufenthaltes hatte ihm Johann Duro, den er von Amboina hatte kommen lassen, viele Sorgen bereitet. Dieser hatte nämlich von reichen Handelsleuten eine Summe Geldes zum Unterhalt Pater Xavers erhalten, ohne ihm davon etwas zu sagen. Der Heilige war aber gewohnt, von Almosen zu leben; er haßte das Geld. Er verbannte ihn auf eine öde Insel, wo er die Tage mit Gebet zubringen mußte, und sich von Wasser und Brot ernähren sollte. Duro hielt sich genau an alles, was ihm vorgeschrieben worden war. Während seines Aufenthaltes auf dieser Insel hatte er eine Schauung. Er meinte, in einer sehr schönen Kirche zu sein und sah die Himmelskönigin auf einem von Edelsteinen funkelnden Thron sitzen. Das Antlitz der allerseligsten Jungfrau schien sehr ernst, und als er sich ihr nähern wollte, wies sie ihn zurück als einen Menschen, welcher der Gesellschaft ihres Sohnes nicht würdig sei. Sie stand von ihrem Thron auf, um die Kirche zu verlassen, und dann war alles verschwunden.

Gegenüber Xaver, der schon davon erfahren hatte, leugnete Duro diese Schauung. Dies mißfiel dem heiligen Xaver so sehr, daß er durchaus nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Als Duro sich von ihm entfernte, sagte er ihm, daß Gott ihm noch Gnade geben und sein Herz bessern werde, und daß er im Orden des heiligen Franziskus als frommer Ordensmann sein Leben beschließen werde, was auch wirklich geschah.

Nachdem die drei Missionäre nach den Molukken abgereist waren, lastete alle Arbeit auf Xaver allein, der natürlich nicht alles sogleich erledigen konnte. Viele murrten nun gegen ihn, was Xaver deswegen freute, weil sich darin irgendwie ihr guter Entschluß kundtat, seine seelsorgliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Viel Zeit nahmen ihm aber die zahlreichen Feindschaften unter den Leuten weg, die er beizulegen hatte.

Während seines Aufenthaltes ereignete sich eine merkwürdige Begebenheit, die wir den Lesern ganz nach der Beschreibung von Bouhours mitteilen wollen. Dieser erzählt:

Seitdem die Portugiesen Malakka erorbert hatten, waren die benachbarten Könige eifersüchtig auf die ihnen fremde Macht, und versuchten mehrmals, die Portugiesen aus Indien zu vertreiben. Sie konnten aber niemals etwas ausrichten. Einer dieser Unzufriedenen war der Sultan von Achin auf Sumatra. Dieser Fürst war ein Mohammedaner, ein unversöhnlicher Feind des Christentums und der Portugiesen.

Er wagte jedoch nicht, die Festung Malakka anzugreifen, sondern suchte die Küsten zu durchstreifen, um den Handelsverkehr der Portugiesen und die Hilfe, die sie aus Europa erhielten, abzuschneiden. Er wollte die Stadt erst dann angreifen, wenn sie keine Lebensmittel und Mannschaften mehr hätte. Aber um diese Ziel zu erreichen, benötigte er in einiger Nähe einen Hafen und eine Festung. Nun wurde also eine Festung gebaut, und zwar so geheim, daß die Portugiesen gar nichts davon bemerkten. Eine Kriegsflotte erhielt beste Ausrüstung und Waffen. Am 9. Oktober 1547 liefen die feindlichen Schiffe unter Anführung des berühmten Sarazenen Bajaja Soara in den Hafen ein. Da es zwei Uhr morgens war, beschloß der Feind, einen Angriff auf die Stadt zu unternehmen. Die Kühnsten gingen an Land und liefen in bunter Verwirrung zur Stelle der Mauer, die sie am schwächsten glaubten.

Anfangs wurden die Einwohner durch diesen unerwarteten Angriff in Schrecken versetzt. Bald aber erholten sie sich wieder, eilten zu den Wällen hin, bedrängten die Anstürmenden und stießen sie von ihren Leitern zurück. In die Stadt gelangte keiner, mehreer fielen tot in den Graben.

Soara ließ nun alle Schiffe im Hafen anzünden oder beschädigen. Durch diesen Erfolg ermutigt, zeigten sich die Achiner am nächsten Morgen auf ihren Verdecken und erhoben ein fürchterliches Geschrei. Aber ihr Übermut war nur von kurzer Dauer. Der Feuerregen aus der Festung zwang sie, sich bis zur Insel Ulpe zurückzuziehen. Unterdessen fielen sieben arme Fischer, die die Nacht mit Fischfang zugebracht hatten, in die Gewalt der Feinde. Sie wurden vor den General geführt, der ihnen Nasen und Ohren abschneiden ließ, und sie mit einem Brief an Don Franzisko von Melo, Statthalter von Malakka, zurückschickte. Der Brief hatte den Wortlaut:

"Ich, Bajaja Soara, der die Ehre hat, den Reis des großen Sultan Aladin, des Königs von Achin und all der Länder, welche von beiden Meeren umgeben sind, in goldenen Gefäßen zu tragen, mache Dir bekannt, daß Du Deinem König schreiben sollst, daß ich mich gegen seinen Willen hier befinde und seine Festung durch mein wildes Gebrüll in Schrecken versetze, und so lange hier bleiben werde, wie es mir gefällt. Ich nehme zu Zeugen dessen, was ich sage, nicht nur die Erde und alle Völker, die sie bewohnen, sondern auch alle Elemente, bis hinauf zum hohen Himmel, und durch diese Worte meines Mundes erkläre ich ihnen, daß dem König Tapferkeit und Ruhm gänzlich mangelt, daß seine niedergeworfenen Soldaten sich nie mehr erheben können ohne Zustimmung dessen, der ihn soeben besiegt hat, daß ferner durch diesen Sieg mein König den Deinigen völlig unterjocht hat, denn von diesem Tage an ist letzterer sein Untertan und sein Sklave geworden. Schließlich, damit Du Dich recht von dieser Wahrheit überzeugen mögest, fordere ich Dich auf, an dem Ort, wo ich mich gegenwärtig befinde, Dich im Kampfe mit mir zu messen, wenn Du noch so viel Mut verspürst, um mir Widerstand zu leisten."

So lächerlich und aufgeblasen dieses Schreiben des Soara auch war, so versetzte es doch den Statthalter und die Offiziere der Festung in Verlegenheit, denn wie konnte man in Ermangelung von Schiffen die Herausforderung annehmen, oder wie mit Ehre zurückweisen? Während sie noch im Kriegsrat beisammen waren, kam Pater Xaver dazu. Soeben hatte er in der Kirche zu Unserer Lieben Frau auf dem Berge die heilige Messe gelesen. Der Statthalter brachte ihm den Brief des Generals der Achiner zur Kenntnis und wünschte sein Meinung darüber zu hören.

Da der Heilige sehr wohl wußte, daß es dem König der Achiner weniger um die Vertreibung der Portugiesen aus Malakka ging, sondern vielmehr um die Beseitigung des Christentums im ganzen Morgenland, erhob er, nachdem der Brief gelesen hatte, seine Augen zum Himmel und antwortet ohne Zögern, eine solche Schmach dürfe man nicht hinnehmen, denn ließe man eine solche Beleidigung ungeahndet, so würden die Feinde immer kühner, und die anderen mohammedanischen Fürsten würden bald diesem Beispiel folgen. Den Ungläubigen müsse man zeigen, daß der Schöpfer des Himmels und der Erde mächtiger sei, als ihr König. "Aber wie können wir uns auf die See begeben", erwiderte der Statthalter, "wenn wir keine Schiffe haben? Denn von den acht Schiffen, die im Hafen waren, sind nur vier zerbrochene Rümpfe übrig, und wenn wir diese auch verwenden könnten, was könnten wir ausrichten gegen eine so zahlreiche Flotte?"

Xaver antwortete: "So groß ihr euch auch die Schiffe der Barbaren vorstellen mögt, so sind wir doch weit stärker als sie, weil wir den Himmel auf unserer Seite haben. Sollten wir nicht siegen können, wenn wir im Namen des Herrn kämpfen?"

Niemand wagt es, dem heiligen Mann zu widersprechen. Alle gingen ins Arsenal. Bald waren acht Schiffe ausgebessert und seetüchtig gemacht. Die Mannschaft verfügte über 180 Soldaten, ihr Admiral war Franz Deza. Xaver wollte sie selbst begleiten, aber die Einwohner der Stadt hielten ihn zurück. So blieb er, aber versprach, die Mannschaft im Geiste zu begleiten und den Himmel für sie anzuflehen. Er ermunterte sie, für den gekreuzigten Heiland zu kämpfen, und nannte sie die Soldaten Jesu Christi. Alle gelobten durch einen feierlichen Schwur, für ihren Erlöser ihr Leben einzusetzen. Voll Mut verließen sie den Hafen. Kaum hatten sie die Anker gelichtet, als das Schiff des Admirals zerbrach und sogleich versank. Alles Gepäck war verloren; die Mannschaft wurde gerettet.

Dies hielt man für ein schlechtes Vorzeichen, und man fing an, gegen Pater Franz zu murren. Die anderen Schiffe wurden zurückgerufen. Der Statthalter schickte einen Boten zu Franz Xaver, der gerade die heilige Messe las. Der Heilige war im Begriff, die heilige Hostie zu sumieren, als der Bote ankam, der leise die Bitte äußerte, ihn zu sprechen. Xaver bedeutete ihm, er solle schweigen. Nach Beendigung der heiligen Messe sagte Xaver zu dem Boten: "Gehe zurück und sage deinem Herrn in meinem Namen, daß der Verlust eines Schiffes uns nicht entmutigen darf."

Der Heilige hatte vom Verlust des Schiffes schon auf übernatürlichem Wege erfahren. Danach betete er noch eine Weile vor dem Bild der allerseligsten Jungfrau, und man hörte ihn sprechen: "O mein Jesus, du Liebe meines Herzens, sieh' mich an mit einem gnädigen Blick; und auch du, heiligste Jungfrau, hab' Mitleid mit mir. Herr Jesus, schaue auf deine heiligen Wunden, und denke daran, daß wir durch sie berechtigt sind, dich um alles zu bitten, was zu deiner Ehre und unserem Heil gereicht."

Der Statthalter und alle in der Stadt anwesenden Offiziere rieten von dem Vorhaben ab. Aber die Soldaten, eingedenk der Worte des Paters und ihres Eides, erklärten sich laut dafür. Dann sagte Xaver in prophetischem Ton: "Das verlorene Schiff wird bald ersetzt sein; noch ehe die Sonne untergeht, werden Schiff ankommen, die besser zu unserem Zweck geeignet sind, als das untergegangene. Dies sei euch im Namen des Herrn angekündigt."

Eine solche Zuversicht versetzte alle in Staunen. Sie verschoben die Beratung auf den folgenden Tag. Die Schiffe kamen wirklich und Xaver beeilte sich, sie über die Lage zu unterrichten. Er beschwor sie, dieser Stadt im Namen der Religion und des Vaterlands gegen den Feind des Christentums und der Krone Portugals beizustehen. Die Eigentümer der Schiffe willigten ein, und nun zweifelte niemand mehr daran, daß es heilige Pflicht sei, die feindliche Macht anzugreifen.

Die portugiesische Mannschaft verfügte jetzt über 250 Soldaten. Am 25. Oktober lief die Flotte aus. Schon nach vier Tagen kam sie am Pulo Cambylan, dem äußersten Grenzpunkt des Königreichs Malakka, an, ohne auf den Feind getroffen zu sein. Man wollte eben, den erhaltenen Befehlen gemäß, umkehren, als eine sehr starke Mondfinsternis eintrat, was die Soldaten als ein Zeichen der gänzlichen Niederlage der Mohammedaner deuteten. Aber in der Nacht erhob sich ein Wind, der sie nötigte, 23 Tage vor Anker zu bleiben.

Unterdessen war ganz Malakka in der größten Unruhe. Alle meinten, die gesamte Flotte sei zugrunde gegangen. Es wurden bereits der angebliche Zeitpunkt, der Ort und die näheren Umstände genannt. Zauberer und Wahrsager gaben den Gerüchten einen noch größeren Schein der Wahrheit. Alle waren gegen Pater Xaver, die ganze Schuld wurde ihm zugewiesen. Aber der Heilige ließ sich nicht beirren, sondern sagte am Ende jeder Predigt, bald werde die Flotte siegreich zurückkehren.

Ein neuer Schrecken bemächtigte sich nun der Stadt. Der König von Bietan, Sohn jenes Mohammed, dem Albuquerque der Große das Königreich Malakka entrissen hatte, wollte die Gelegenheit nutzen, um sich in den Besitz der Stadt zu bringen. Er schiffte sich mit einer Flotte ein und begab sich an den Muarstrom, sechs Meilen westlich von Malakka. Er stellte sich, als wolle er der portugiesischen Flotte gegen die Achiner zu Hilfe kommen. Aber der Statthalter durchschaute seine Absicht und antwortete, von Xaver dazu ermutigt, die Stadt bedürfe keiner fremden Hilfe, da sie hinreichend mit Mannschaften und Kriegsvorräten versehen sei. Ein Held wie er dürfe den Feldzug gegen den König von Patane, den er beschlossen habe, nicht aufgeben. Man erwarte täglich die portugiesische Flotte zurück, siegreich und mit reicher Beute beladen. Die Nachricht von ihrer Niederlage könne nur von den Sarazenen stammen, deren Zungen schärfer seien, als ihre Lanzen. - So wurde der Plan des Fürsten vereitelt. Die portugiesische Flotte wollte nach Tenasserim segeln, mußte aber in den Fluß Parlez im Königreich Queda einlaufen, um sich Trinkwasser zu verschaffen. Bei Nacht bemerkten die Soldaten einen Fischernachen, der in der Nähe ihrer Schiffe vorbeifuhr. Sie hielten ihn an, und die Schiffer erzählten ihnen, daß die Achiner in der Nähe und vor eineinhalb Monaten in den Fluß eingelaufen seien, das ganze Land geplündert und sich schließlich an den Bau einer Festung begeben hätten.

Die Nachricht von der Nähe des Feindes rief bei den Portugiesen große Freude hervor, insbesondere bei Deza, dem Anführer, der die Unklugheit beging, das Geschütz abzufeuern und so seine Anwesenheit zu verraten.

Deza sandte drei seiner Schiffe flußaufwärts, um die Stellung des Feindes genau zu erkunden. Sie stießen mit vier vom Feind ausgesandten Schiffen zusammen, von denen sie drei wegnahmen, während sich das vierte durch Flucht rettete. Die Mannschaft der drei erbeuteten Schiffe wurde bis auf sechs Personen getötet, und letztere der Folter unterzogen, bis sie die Stellung des Feindes verraten hätten. Zwei starben auf der Folter, zwei wurden lebendig ins Meer geworfen, die beiden noch übrigen teilten die Stellung und Stärke der Achiner mit. Daraufhin war es ein leichtes, den Feind anzugreifen.

Nun stießen die beiden feindlichen Streitmächte aufeinander. Die Wut der Achiner war so groß, daß sie in kurzer Zeit ihre gesamte Munition verbraucht hatten. Die beiden Admiralsschiffe prallten aneinander und es entstand ein Handgemenge, in dem der Sieg so lange unentschieden blieb, bis der Einschlag eines schweren Geschützes in das feindliche Admiralsschiff die Sache beendete.

Der feindliche Admiral wurde, dem Ertrinken nahe, aus dem Wasser gezogen. Vom Verlangen nach Rache entflammt, faßte er neuen Mut, wurde aber schließlich von zwei Kugeln verwundet und ergriff mit zwei Schiffen die Flucht. Diejenigen Achiner, die mit ihm flohen, waren die einzigen, die sich retten konnten. Alle anderen fielen in die Hände der Sieger. In der Beute befanden sich nicht weniger als 62 portugiesische Schiffe, die im Laufe der Zeit in die Hände der Feinde gefallen waren und nun wieder an ihre rechtmäßigen Eigentümer gelangten.

Sobald der König von Parlez Nachricht von der Niederlage der Achiner erhalten hatte, brach er sogleich aus dem Walde hervor und fiel mit 500 Mann über die her, die auf Befehl Soaras am Bau der Festung arbeiteten, und tötete sie samt den Soldaten, die sie beschützen sollten. Dann dankte er dem Admiral Deza für die glückliche Befreiung, und erbot sich, dem König von Portugal einen Tribut zu zahlen.

Deza sandte sogleich eine Fregatte nach Malakka, um die Siegesnachricht zu überbringen. Aber dort wußte man schon alles, noch bevor die Fregatte abgegangen war.

Pater Xaver predigte am vierten Sonntag im Dezember in der großen Kirche. Gerade zu dieser Zeit waren die beiden Flotten aufeinander gestoßen. Plötzlich hielt er inne und kündigte den Zuhörern das Zusammenstoßen der Flotten an. Sein Gesicht glühte. Dann erhob er seine Augen zu dem vor ihm stehenden Bildnis des Gekreuzigten und sprach seufzend die Worte: "Ach Jesus, Gott meines Herzens, Vater der Barmherzigkeit, ich bitte dich demütig durch die Verdienste deines heiligen Leidens, deine Soldaten nicht zu verlassen." Nach diesen Worten ließ er, als wäre er ermüdet, sein Haupt sinken, und stützte sich auf die Kanzel, ohne ein Wort zu sagen. Nach einer Weile richtete er sich auf und rief voll Freude mit lauter Stimme: "Meine Brüder, Jesus Christus hat für uns gekämpft! In eben dieser Stunde, in der ich zu euch spreche, haben die Soldaten seines heiligen Namens das Werk vollendet, und wir haben nur vier von den unsrigen verloren. Ihr werdet am nächsten Freitag die Nachricht erhalten und bald darauf werden wir unsere Flotte sehen."

Obgleich ein so wunderbares Ereignis unglaublich erschien, so mußten es Merlo und die Vornehmsten der Stadt dennoch glauben, denn sie hatten das Gesicht des Heiligen von Glanz umleuchtet gesehen, und seine Worte trugen das Zeichen der Wahrheit. Da die Frauen und Mütter der Soldaten, die bei der Flotte waren, fürchteten, diese Nachricht könne falsch sein, rief Xaver sie nachmittags noch einmal in die Kirche und wiederholte ihnen das Gesagte mit solcher Sicherheit, daß auch sie nicht mehr zweifelten.

Die Fregatte traf an dem von Xaver genannten Freitag ein. Unter dem Schall der Trompeten und dem Donner der Kanonen erschien bald auch die Flotte. Voll Jubel und Freude wurden die Sieger empfangen. Pater Xaver ging ihnen mit einem Kreuz in der Hand entgegen und deutete ihnen an, wem sie den Sieg zu verdanken hätten. Alle lobten und priesen Jesus Christus, aber auch dem Heiligen bekannten sie öffentlich, daß er den glücklichen Ausgang von Gott erfleht habe. Diese Gunstbezeugungen trugen dazu bei, seine Reise nach Goa zu beschleunigen.

Schon war Xaver zur Abreise gerüstet, als von China kommende Schiffe in den Hafen einliefen. Auf einem dieser Schiffe befand sich ein Japaner namens Anger. Dieser Mann, 35 Jahre alt, von edler Herkunft, hatte in seiner Heimat im Streit einen Menschen ermordet. Er fand nun keine Ruhe mehr und man riet ihm, den heiligen Xaver aufzusuchen, der er es verstehe, Seelen zu leiten und aufzurichten. Sobald ihn der Heilige sah, umarmte er ihn und war vor Freude außer sich, denn er sah im Geiste voraus, daß dieser Japaner nicht nur der erste Christ seiner Nation sein werde, sondern auch ein Werkzeug, um sein Volk für das Evangelium Jesu Christi empfänglich zu machen. Anger war zutiefst ergriffen. Xaver versprach ihm, daß seine Gewissensbisse aufhören und er den ersehnten Frieden erlangen würde, wenn der den wahren Gott erkannt hätte, der allein den Seelenfrieden geben könne. Anger war bereit, in allem zu folgen. Der heilige Missionär unterrichtete ihn in den Grundsätzen des Evangeliums. Um jedoch die Bekehrung Angers zu festigen, hielt es Xaver für richtig, ihn mit seinen beiden Dienern nach Goa in das Seminar zu schicken, damit sie dort aus der Hand des Bischofs Johann Albuquerque die heilige Taufe empfangen sollten. Xaver konnte sie nicht selbst nach Goa begleiten, deshalb beauftragte er Georg Alvarezo, sie dorthin zu bringen und dem Rektor des Kollegiums zu St. Paul ein Schreiben zu übergeben, in dem er ihm diese Fremden anempfahl.

Auf dem Schiff des Golsalve Fernandez schickte er zwanzig bis dreißig junge Leute dorthin, die er von den Molukken mitgenommen hatte. Danach bestieg er ein Schiff und segelte nach Cochin.

Als die mit dem Schiff durch die Meerenge von Ceylon fuhren, entstand ein sehr heftiger Sturm. Man mußte alle Waren ins Meer werfen. Der Heilige selbst beschreibt uns diesen Sturm in einem Brief an die Gesellschaft Jesu. Der Steuermann mußte das Schiff den Wellen überlassen. Drei Tage und drei Nächte waren sie in ständiger Todesangst, und nur der heilige Xaver konnte durch seine ruhige Fassung, die er mitten in den Gefahren behielt, die anderen trösten und beruhigen. Er hörte ihre Beichten und flehte den Himmel um Beistand an, und ermahnte alle, Tod oder Leben von Gott anzunehmen. Dann zog er sich in seine Kammer zurück. Franz Pereyra, der ihn während des Sturmes suchte, fand ihn auf den Knien vor seinem Kreuz in Gott versunken.

Das Schiff geriet in eine heftige Strömung und wurde gegen die Sandbänke von Ceylon getrieben, so daß sich die Matrosen bereits für verloren hielten. Da kam Xaver aus seiner Kammer hervor und verlangte das Senkblei und die Schnur, mit der man die Tiefe des Meeres feststellt. Während er das Senkblei auf den Grund ließ, sagte er: "Großer Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, erbarme dich unser." Das Schiff blieb im selben Augenblick stehen und der Wind legte sich. Sie setzten danach ihre Reise fort und kamen am 21. Januar wohlbehalten im Hafen von Cochin an.

Bei seiner Ankunft fand Xaver die Gelegenheit, nach Europa zu schreiben, da gerade ein Schiff nach Lissabon im Hafen lag. Den ersten Brief schrieb er an König Johann III. von Portugal. Dieser Brief enthielt sehr weise Ratschläge hinsichtlich der Pflichten, die der König als Fürst zu erfüllen hatte. Auch wird dort daran erinnert, was Xaver schon früher einmal zur Sprache brachte, der König werde vor Gott für die schlechte Regierung seiner Minister verantwortlich sein, und er müsse einst Rechenschaft über die Seelen ablegen, die er aus Mangel an Festigkeit und Entschlossenheit zugrunde haben gehen lassen. Aber all diese Bemerkungen machte Xaver in der ihm eigenen Ehrerbietung und Milde.

Einen zweiten Brief schrieb Xaver an Simon Rodriguez, der damals Provinzial der Gesellschaft Jesu in Portugal war und am Hof des Königs in hohem Ansehen stand. An ihn wandte sich der Heilige, damit er sich seiner gegenüber dem König annehme und sein Gesuch unterstütze. Er bat ihn um Prediger von bewährter Tugend und vorbildhafter Selbstverleugnung, und fügte hinzu: "'Was nützt es dem Menschen, wenn er auch die ganze Welt gewänne, an seiner Seele aber Schaden litte.' Ich würde ihn bitten, den Sinn dieser Worte zu verstehen und sich ihn einzuprägen, und zu diesem Zweck am Schluß aller Gebet zu wiederholen: 'Was nützt es dem Menschen, wenn er auch die ganze Welt gewänne, an seiner Seele aber Schaden litte.' Es ist Zeit, daß man den König aus dem Irrtum befreie, und ihm mitteile, daß seine Todesstunde nicht so weit entfernt ist, wie er meint; diese verhängnisvolle Stunde, in der der König der Könige, der Herr der Heerscharen ihn vor Gericht fordern und die schrecklichen Worte sprechen wird: Gib Rechenschaft von deiner Verwaltung! Darum, lieber Bruder, versuche den König zu bewegen, daß er seine Pflicht erfülle, und uns in Indien mit allen Hilfsmitteln versehe, die wir zur Verbreitung des Glaubens benötigen."

Xaver schrieb von Cochin aus auch noch an die Gesellschaft Jesu in Rom und erstattete Bericht über seine verschiedenen Reisen und von dem besonderen Segen Gottes, mit dem er wirkte.
Dann beschreibt er die oben schon erwähnte Gefahr in der Meerenge von Ceylon mit folgenden für die Patres sehr tröstenden Worten:

"Mitten im heftigsten Sturm rief ich die die lebenden Mitglieder unserer Gesellschaft und dann alle Christen an, damit mir Gott gnädig sei wegen der Verdienste der Braut Jesu Christi, der heiligen katholische Kirche, deren Gebete im Himmel erhört werden, obschon sie sich noch auf Erden befindet. Ich wandte mich nun an die Verstorbenen, insbesondere an Peter Faber, auf daß sie mir helfen mögen, den Zorn Gottes zu besänftigen. Ich durchging auch alle Rangordnungen der Engel und Heiligen, und rief sie um ihre Fürbitte an. Endlich wandte ich mich, um Verzeihung all meiner unzähligen Sünden sicherer zu erhalten, an die seligste Mutter Gottes, die Königin des Himmels, als meine Beschützerin und Fürsprecherin, denn mit wenig Mühe erreicht sie bei ihrem göttlichen Sohn alles, was sie verlangt. Indem ich nun mein ganzes Vertrauen auf die unendlichen Verdienste Jesu Christ gesetzt hatte, und mich so in sicherem Schutz glaubte, kam mitten im Sturm solcher Trost und solche Freude in mein Herz, daß ich mich seliger fühlte als nachher, als die Gefahr vorüber war. Da ich der größte Sünder von allen Menschen bin, schämte ich mich der Tränen, die mir wegen der Fülle himmlischen Trostes in dem Augenblick, als die Gefahr am größten war, von den Augen rannen. Auch bat ich unseren Herrn Jesus Christus demütigst, er wolle den drohenden Schiffbruch dann von uns abwenden, wenn es sein gnädiger Wille sei, mich noch größeren Gefahren in seinem Dienst bestehen und ein gutes Tagwerk vollbringen zu lassen. Häufig genug gab mit Gott durch ein inneres Gefühl zu erkennen, wie viele Gefahren und Widrigkeiten durch die Gebete und heiligen Meßopfer meiner Brüder von mir abgewendet worden seien. Ich bitte unseren Herrn Jesus Christus, daß er, wie er uns in diesem elenden Leben in seiner Gesellschaft eng miteinander verbunden hat, uns auch in der seligen Ewigkeit in der Versammlung seiner Heiligen vereinigen wolle."

Xaver begab sich, nachdem er diese und noch andere Briefe geschrieben hatte, auf ein Schiff, um die Christen auf der Schifferküste zu besuchen.

Achtes Kapitel

Xaver auf der Fischerküste - Seine Einrichtungen und Verordnungen - Er reist nach Goa - Sein Aufenthalt in Ceylon und Bazain - Xavers Ankunft in Goa - Taufe der Japaner - Bekehrung eines Soldaten - Xavers Erholung und Verzückung in Goa - Besuch auf der Fischerküste, in Cochin und Bazain - Rückkehr nach Goa - Vorbereitung zur Abreise nach Japan

Sobald Xaver auf der Fischerküste gelandet war, waren seine Paravas fast außer sich vor Freude, als sie ihren lieben Vater wieder sahen. Dankend und Jubellieder singend eilten sie von allen Gegenden herbei, und begrüßten ihn mit herzlicher Freude. Aber auch Xaver hatte eine große Freude, da er überdies bemerkte, daß durch die Bemühungen der drei Missionäre aus der Gesellschaft Jesu, Anton Criminalis, Franz Henriques und Alphons Cyprian, die er dorthin geschickt hatte, die Zahl der Gläubigen sich sehr vermehrt hatte. Am meisten freute sich Pater Xaver an einem jungen Menschen, den die Sarazenen durch alle Kunstgriffe und Drohungen nicht dahin bringen konnten, seinen Glauben zu verleugnen. Sie hatten ihm mit dem Tode gedroht, ihn in Fesseln gelegt und auf die grausamste Weise mißhandelt, bis ihn endlich ein portugiesischer Hauptmann aus den Händen der Ungläubigen befreite. Der Heilige umarmte diesen heldenmütigen Bekenner Christi, und dankte Gott, daß er den Glauben so fest in dessen Herzen begründet hatte. Einen solche Glauben zeigten auch einige Sklaven, die, nachdem sie ihren portugiesischen Herren entflohen waren, einzeln unter den Heiden lebten und ein sehr erbauliches Leben führten. Sobald sie von der Ankunft des Pater Xaver hörten, eilten sie zu ihm und baten ihn, er möge sie mit ihren früheren Herren aussöhnen, was der Heilige tat.

Xaver durchwanderte nun alle Dörfer und hielt sich vier Tage in Manapar auf. Um die Missionen fester zu begründen, rief er die verschiedenen Ordensmitglieder zusammen, die auf der Küste waren, und wies jedem nach der Beschaffenheit seiner geistigen und physischen Kräfte eine Stelle an. Er verlangte, daß jeder die malabarische Sprache mit größtmöglicher Sorgfalt studiere. Pater Henriquez sollte die Regeln dieser Sprache erforschen und sie in systematischer Ordnung gemäß den griechischen und lateinischen Sprachlehren niederschreiben.

Seine Erklärung der christlichen Lehre ließ er durch einen malabarischen Priester, der der portugiesischen Sprache kundig war, übersetzen. Und damit die Missionäre im gleichen Sinne handeln sollten wie er, unterrichtete er sie teils mündlich durch Ermahnungen, teils schriftlich durch folgende Anordnungen:

"Zuerst sorgt für die Taufe der neugeborenen Kinder in den Gegenden, die euch zur Pflege anvertraut sind. Erteilt sie ihnen womöglich selbst und übertragt diese Sache keinem anderen; es ist jetzt nichts so wichtig wie dies. Wartet nicht, bis euch die Väter und Mütter rufen, weil sie hierin oftmals nachlässig sind; durchwandert selbst die Dörfer, besucht die Einwohner und tauft alle kleinen Kinder, die ihr findet.

Eure zweite wichtige Aufgabe sei der Unterricht der Kinder in den Religionswahrheiten, die sie zu begreifen vermögen. Da ihr nicht selbst alles tun könnt, so sorgt dafür, daß Katecheten ihre Schuldigkeit tun und die eingeführte Ordnung gewissenhaft beobachten. Wenn ihr euch in den Dörfern erkundigt, ob ihre Einwohner nicht davon abweichen, so versammelt die Jugend und ihre Lehrer, und laßt euch in Gegenwart der letzteren von den Kindern Rechenschaft geben über das, was sie seit eurem letzten Besuch gelernt oder vergessen haben; dies wir den Eifer der Schüler und die Aufmerksamkeit und den Fleiß der Lehrer verdoppeln.

Versammelt jeden Sonntag die Männer in der Kirche und laßt sie die festgelegten Gebete laut sprechen. Sorgt auch dafür, daß die Vorsteher des Ortes diesen Versammlungen beiwohnen. Erklärt die Gebete, die gesprochen wurden, dann rügt die Laster und bösen Gewohnheiten, die sich im Volk eingeschlichen haben, und macht ihnen die Größe und Abscheulichkeit derselben durch erläuternde Beispiele verständlich; droht endlich den unbußfertigen Sündern mit großen Plagen und Krankheiten, durch die Gott ihrem Leben ein Ende machen werde, wenn sie sich nicht bessern, oder nennt ihnen andere Strafen, die sie dann erwarten, wie z.B. die Tyrannei heidnischer Könige, in deren Gewalt sie geraten, oder schließlich das ewige Höllenfeuer, dem ihre Seelen zum Opfer fallen würden.

Kommt ihr an einen Ort, so erkundigt euch, ob hier einige sind, die Streitigkeiten haben, und versucht, die Streitenden zu versöhnen. Die Aussöhnungen geschehen am besten in der Kirche; es wird gut sein, wenn ihr dort samstags die Frauen und sonntags die Männer versammelt.

Sobald der malabarische Priester die Erklärung der christlichen Lehre übersetzt hat, sollen Abschriften davon gemacht werden, und ihr sollt Sorge tragen, daß man sie samstags den Frauen und sonntags den Männern vorlese; seid ihr selbst anwesend, so mögt ihr es selbst tun und die notwendigen Erklärungen hinzufügen.

Was Männer und Frauen aus Andacht in der Kirche spenden, sollt ihr an die Armen verteilen und euch wohl hüten, euch irgendetwas davon zunutze zu machen.

Jeden Samstag und Sonntag erinnert die Gläubigen daran, euch sogleich zu rufen, sobald jemand von ihnen erkrankt, damit ihr ihn besucht.

Wenn ihr einen Kranken besucht, so laßt ihn zuerst das Apostolische Glaubensbekenntnis in seiner Muttersprache sprechen. Dann fragt ihr ihn über jeden Glaubensartikel, ob er ihn fest mit aufrichtigem Herzen glaube; dann laßt ihn das Confiteor und andere übliche katholische Gebete sprechen, und lest schließlich über ihn das Evangelium.

Bei einem Begräbnis versammelt die Kinder und laßt sie in Reihen geordnet folgen. Sobald ihr mit ihnen die Kirche verlaßt, soll das Kreuz vorangetragen werden, auf dem Hin- und Rückweg singt die christliche Lehre. Sprecht im Hause des Toten und auf dem Begräbnisplatz, ehe die Leiche in das Grab gesenkt wird, die vorgesehenen Kirchengebete, und haltet vor den Anwesenden eine kurze Ansprache darüber, daß jeder sterben müsse, und fordert sie auf, ihr Leben zu bessern und gute Werke zu verrichten.

Ermahnt die Männer an Sonntagen und die Frauen an Samstagen, ihre kleinen Kinder in die Kirche zu bringen, damit ihr über sie das Evangelium lest, damit sie genesen, und damit auch die Väter und Mütter im Glauben gestärkt und mit Ehrfurcht gegenüber dem Tempel des Herrn erfüllt werden.

Schlichtet Streitigkeiten selbst; und wenn ihr es nicht sogleich vermögt, so verlegt die Erledigung auf den Sonntag; laßt das übrige nach dem Gottesdienst durch die Vorsteher der Gemeinde tun. Jedoch will ich nicht, daß ihr euch mit solchen Dingen zu sehr beschäftigt und über der Sorge für die zeitlichen Angelegenheiten jene Liebeswerke versäumt, die unmittelbar das Heil der Seelen zum Zweck haben. Ich rate euch vielmehr, daß ihr in jeder Sache von Wichtigkeit die Leute an den portugiesischen Kommandanten verweist.

Tut alles, was ihr könnt, um euch diesen Völkern liebenswert zu machen, denn ihr werdet über sie mehr durch Liebe als durch Furcht vermögen. Verurteilt keinen zu einer Strafe, ohne Pater Criminalis darüber um Rat gefragt zu haben; und wenn der portugiesische Hauptmann anwesend ist, so tut nichts ohne seinen Befehl.

Ein Mann oder eine Frau, die Götzenbilder anfertigen, sollen aus der Stadt verbannt werden, wenn Pater Criminalis einwilligt. Die Kinder, die häufig die christlichen Schulen besuchen, behandelt mit aller Liebe; verzeiht ihnen ihre Fehler und überseht sie bisweilen, um sie nicht strafen zu müssen, aus Furcht, sie durch eine zu strenge Behandlung von euch zu entfernen.

Vermeidet es, in Gegenwart eines Portugiesen die eingeborenen Christen zu schelten und zu strafen; lobt sie vielmehr und verteidigt sie immer. Denn wenn man an die kurze Zeit denkt, seitdem sie den Glauben angenommen haben, und da ihnen manche Hilfe fehlt, christlich zu leben, so muß man staunen, daß sie nicht größere Fehler begehen.

Erweist den malabarischen Priestern jeden möglichen Dienst für ihren geistlichen Fortschritt. Sorgt dafür, daß sie das Bußsakrament empfangen, die heilige Messe lesen und ein gutes Beispiel geben, und schreibt nie etwas gegen sie, was es auch sein möge.

Vertragt euch so gut mit dem portugiesischen Kommandanten, daß man nie die geringste Uneinigkeit zwischen euch und ihm wahrnehme. Bemüht euch, euch die anderen Portugiesen zu Freuden zu machen und laßt euch mit ihnen nie in einen Streit ein, selbst wenn sie in mutwilliger Weise einen Streit oder eine Klage suchen sollten. Wenn sie aber die Christen schlecht behandeln, so verweist es ihnen, aber mit Sanftmut; und wenn ihr seht, daß eure Verweise fruchtlos bleiben, so bringt eure Klagen vor den Kommandanten, mit dem in gutem Einverständnis zu stehen ich euch nochmals empfehle.

Unterhaltet euch mit den Portugiesen nur über geistliche Dinge, nämlich den Tod, das Gericht, das Fegfeuer, die Hölle, den häufigen Empfang der Sakramente und die genaue Beobachtung der Gebote Gottes. Denn wenn ihr mit ihnen nur über diese Dinge sprecht, so werden sie euch die zu euren Berufspflichten bestimmten Stunden nicht rauben.

Vernachlässigt es nicht, an die Patres und Brüder unserer Gesellschaft in Goa zu schreiben, um ihnen von der Frucht eurer Arbeiten Rechenschaft abzulegen und ihnen zum Wachstum der Gottesfurcht nützliche Vorschläge zu machen. Schreibt auch dem Bischof, aber mit großer Ehrfurcht und Unterwürfigkeit, wie es dem gemeinsamen Vater und einem Oberhirten der neuen Welt gebührt.

Vor allem empfehle ich euch und kann es nicht oft genug sagen, daß ihr auf allen euren Reisen und wo immer ihr sein mögt, euch bemüht, durch eure Dienstbereitschaft und eurer leutseliges Verhalten euch jedermann liebenswürdig zu machen. So werdet ihr die Seelen leichter für den Himmel gewinnen. Unser Herr Jesus Christus gebe euch seine Gnade und sei ewig mit euch allen."

Sobald nun der heilige Xaver auf der Fischerküste die notwendigen Vorkehrungen und Anordnungen getroffen hatte, wollte er, bevor er nach Goa reiste, die Insel Ceylon besuchen. Er hatte nämlich die Absicht, die Früchte des Blutes der Martyrer zu ernten, das vor zwei Jahren vom König von Jaffnapatam vergossen worden war; oder er wollte wenigstens sehen, ob nicht bei den Völkern, die Zeugen der Standhaftigkeit der Martyrer gewesen waren, eine günstige Stimmung zur Annahme des Christentums vorhanden sei.

Mit dem Tod der beiden bekehrten Prinzen, die ein Recht auf die Thronfolge hatten, schien die Hoffnung, das Christentum auf dieser Insel einzuführen, gänzlich erloschen. Doch der Heilige gab sie noch nicht auf. Er suchte sogar den Tyrannen zu bewegen, das Christentum anzunehmen, und dieser schien wirklich unter gewissen Bedingungen dazu geneigt zu sein, wenn ihm nämlich der König vor Portugal Schutz gegen seine Feinde gewähren und ein Friedensbündnis mit ihm schließen würde. Xaver war über diesen Sinneswandel sehr erfreut, und er reiste sogleich mit einem Gesandten des Barbarenkönigs nach Goa ab. Weil sich der Vizekönig, Don Johann von Castro, damals in Bazain aufhielt, schiffte sich Xaver nach Bazain ein, um die Angelegenheit so bald als möglich zu erledigen. Der Vizekönig, der den Heiligen noch nicht gesehen hatte, empfing ihn mit aller Ehrerbietung, die einem Heiligen gebührt, und willigte gern in das Ansinnen ein. Doch der Barbarenkönig hatte sie getäuscht, er war treulos gegenüber Gott und den Menschen und die Strafe, die ihn und sein Reich später traf, schien Gott wegen dessen Treulosigkeit verhängt zu haben.

Während seines Aufenthaltes in Bazain traf Xaver wieder ganz unerwartet den Edelmann Rodrigo Secheira. Dieser hatte vor zwei Jahren in der Stadt Malakka einen Mord begangen und mußte sich, um den Dienern der Gerechtigkeit zu entgehen, in das Hospital flüchten, wo Xaver ihn kennenlernte. Der Heilige versuchte, ihn durch Liebe und Milde zu retten. Er ging in sich, legte ein Sündenbekenntnis über seine ganze Vergangenheit ab und versprach, ein ordentliches Leben zu führen. Der Heilige erwirkte ihm von der Regierung Mallakas eine Begnadigung, riet ihm aber, nach Europa zurückzukehren, weil er voraussah, daß die weichlichen und verdorbenen Sitten des Landes ihn wieder ins Verderben stürzen würden.

Secheira versprach es dem Heiligen und reiste nach Goa mit dem Vorsatz, sich nach Lissabon einzuschiffen. In Goa übertrug ihm der Vizekönig das Amt, die öffentlichen Abgaben zu erheben, und er vergaß sein Versprechen und Xaver.

Plötzlich sah er diesen seinen Wohltäter auf der Straße in Bazain. Zunächst war er beschämt, schließlich ging er hin und wollte ihm die Hand küssen. Der Heilige wies ihn anfangs mit Härte zurück, doch bald schien er sich zu besänftigen und sagte: "Wie kommt es, mein Sohn, daß du noch immer in Indien verweilst? Bist du nicht von Malakka abgereist, um dich nach Portugal einzuschiffen?" Dieser, sehr verlegen, schob die Schuld auf den Statthalter. "Aber", entgegnete Xaver in heiligem Unwillen, "hat der Statthalter dich auch veranlaßt, ein tierisches Leben zu führen und zwei Jahre dort zuzubringen, ohne deine Sünden zu beichten? Wie dem auch sein, wir werden niemals Freunde sein, solange du ein Feind Gottes bist." Der Portugiese war tief erschüttert, er bat demütig um Verzeihung und legte sogleich eine Beichte ab, und diesmal hielt er treu sein Versprechen.

Xaver sollte noch länger beim Vizekönig in Bazain verbleiben. Weil ihn dieser aber aber dazu zwingen wollte, so mußte er ihm versprechen, den Winter über in Goa zu bleiben, damit er sich dort mit ihm in Gewissensangelegenheiten beraten könne.

Der Heilige kam endlich in Goa an. Seine Ankunft war für Cosmo de Torres, der seit einigen Monaten Generalvikar des Bischofs von Goa war, von großem Nutzen und eine Beruhigung. Da er Pater Xaver auf der Insel Amboina kennengelernt hatte, wünschte er sein Schüler zu werden, konnte es aber nicht nicht über sich bringen, um die Aufnahme in die Gesellschaft Jesu zu bitten. Er berichtete Pater Lancilotti im Pauluskollegium von seiner Unschlüssigkeit, und entschloß sich, die Geistlichen Übungen zu machen. Schon am zweiten Tage erhielt er Licht und Trost von oben. Dennoch fürchtete er die die endgültige Verpflichtung. Aber kaum hatte er Xaver gesehen, so waren seine Zweifel gelöst und er bat um Aufnahme in die Gesellschaft. Zusammen mit ihm wurden noch einige andere junge, eifrige Portugiesen aufgenommen. Alle lebten im Kollegium vom hl. Paulus.

Den Japaner Anger haben wir schon oben kennengelernt. Er war noch nicht getauft. Er führte jetzt ein tadelloses und sehr erbauliches Leben. Sobald Xaver in Goa angekommen war, unterrichtete er ihn noch einmal und beauftragte auch Torres, ihm die grundlegenden Glaubensgeheimnisse zu erklären. Denselben Unterricht erhielten auch die beiden Diener Angers. Am Pfingsttag erhielten sie schließlich die heilige Taufe aus der Hand des Bischofs, Don Johann von Albuquerque. Anger erhielt den Namen "Paulus vom heiligen Glauben", zum Andenken an das Jesuitenkollegium, wo er eine nähere Kenntnis des Gesetzes Gottes erhalten hatte. Dieses Kollegium nannte man sowohl "Pauluskollegium", als auch "Seminar vom heiligen Glauben. Die beiden Diener erhielten die Namen Johann und Anton. Mit der Taufe wurde Anger der ersehnte Frieden für seine Seele zuteil.

Der Heilige beauftragte Torres, die neuen Gläubigen die Geistlichen Übungen halten zu lassen, um die wahren Grundsätze der christlichen Moral besser kennenzulernen und ihr Leben danach ausrichten zu können. Es läßt sich nicht beschreiben, welche Früchte und innere Freude die neuen Gläubigen aus den Geistlichen Übungen gewannen. Paulus konnte nur noch von Gott sprechen und er sprach mit einer Begeisterung, die ihn zu verzehren schien. Das Geheimnis des Leidens unseres Herrn Jesu Christi berührte ihn am meisten. Er war so ergriffen von der Güte Gottes, und beim Anblick des Bildes des Gekreuzigten so von Liebe durchdrungen, daß er sich nach dem Martyrium und dem Seelenheil seiner Brüder sehnte. Oft hörte man ihn mitten in seinem Gebet die Worte ausrufen: "O mein Gott, wie glücklich wäre ich, für dich sterben zu können! Meine lieben Japaner, wie seid ihr zu beklagen und wie erbarmt mich eure Blindheit!"

Glühend von Eifer und Frömmigkeit gingen Paulus und seine Diener aus den Geistlichen Übungen hervor, so daß Xaver selbst nach Europa schrieb, er könne sie nicht ansehen, ohne sich seiner Lauheit zu schämen. Überhaupt konnte Xaver Anger nicht genug loben.

Durch die Unterredungen, die er mit ihm hatte, wurde er immer mehr in seinem Vorsatz bestärkt, nach Japan zu gehen, denn nach den Schilderungen, die Anger von den Japanern gab, zusammen mit denen, die der Heilige bereits von Georg Alvarez und anderen Portugiesen vernommen hatte, war Japan eines der volkreichsten Länder der Welt, die Japaner aber ein neugieriges, wißbegieriges, gelehriges und lenksames Volk, geistreich und verständig, so daß Xaver große Hoffnung hegte, die Glaubenslehre Jesu Christi in ihre Herzen pflanzen zu können. Das Betragen und erbauliche Leben der drei Japaner belebten seinen Wunsch noch mehr. Nach allem, was ihm Anger berichtete, konnte Xaver schließen, Gott selbst habe es so gefügt, daß dieser Japaner nach Goa gekommen war, um einem Missionar als Weggefährte in jene unbekannten Länder zur Seite zu stehen. Der Heilige sorgte dafür, daß die drei Japaner in der portugiesischen Sprache unterrichtet würden. Paulus lernte fast das ganze Matthäusevangelium auswendig.

Da der Statthalter Don Johann Alvarez von Castro eine Flotte ausrüsten ließ und diese unter dem Kommando seines Sohnes Don Alvarez von Castro nach der Meerenge von Mekka sandte, um die Stadt Aden, deren Einwohner unter der Herschaft der Portugiesen stehen wollten, den Türken zu nehmen, schiffte sich auch Xaver ein, um einen rohen, wilden und ausschweifenden Soldaten zu bekehren. Dieser hatte schon 18 Jahre nicht mehr gebeichtet. Die Leute, die sich auf dem Schiff befanden, meinten, Xaver sei vom Statthalter geschickt worden, um seinen Sohn zu begleiten; sie freuten sich sogar sehr, ihn zum Reisegefährten zu haben. Xaver suchte sogleich einen Platz in der Nähe des Soldaten und beobachtete diesen genau; er sprach mit ihm sehr freundlich, so daß manche Reisegefährten fast dasselbe von ihm sagten, wie die Pharisäer vom Heiland: "Wenn dieser Mann ein Prophet wäre, so wüßte er, wie es um den Menschen steht, dessen Gesellschaft ihm zu gefallen scheint."

Der Heilige ließ sich durch solche Reden nicht beirren und von dem Soldaten fernhalten, sondern saß ganze Nächte hindurch neben ihm, denn der Soldat war ein großer Spieler. Xaver ließ sich durch Fluchen und Schelten nicht abwendig machen, nur sagte er ihm, er möge ruhiger spielen, und sich nicht so von der Leidenschaft hinreißen lassen.

So roh auch dieser Soldat war, so unterhielt er sich doch gern mit Xaver, selbst wenn dieser von der Religion sprach. Das Nachdenken über sein elendes Leben brachte ihm bittere Gewissensvorwürfe. Als beide einmal in einem Winkel des Schiffes allein waren, fragte ihn Xaver, wem er vor seiner Abreise gebeichtet habe. "Ach, mein Vater", sagte der Soldat, "seit vielen Jahren habe ich nicht mehr gebeichtet." Wie konntest du das tun", sagte der Heilige, "je tapferer du bist, desto öfter ist dein Leben in Gefahr, und was würde aus dir werden, wenn du in dem Zustand, in dem du dich jetzt befindest, getötet werden würdest?" Der Soldat erwiderte: "Ich wollte einmal zur Beichte gehen, aber der Vikar von Goa weigerte sich, mich nur anzuhören, und sagte mir gerade rundweg, ich sei ein Verworfener, der nichts als die Hölle verdiene."

"Das Verfahren des Vikars von Goa", fuhr Xaver fort, "scheint mir ein wenig zu streng. Freilich mochte er seine guten Gründe haben, dich auf diese Weise zu behandeln, doch auch mir fehlt es nicht an Gründen, dich auf andere Weise zu behandeln. Denn die Erbarmungen Gottes sind ohne Grenzen, und Gott will, daß wir Nachsicht mit unseren Brüdern haben, wie auch er sie mit uns hat. Wenn also die Sünden, die begangen hast, noch tausendmal größer und abscheulicher wären, als sie es sind, so würde ich dennoch dein Bekenntnis geduldig anhören, und kein Bedenken tragen, dich loszusprechen, wenn du nur vorher die Gesinnungen angenommen haben würdest, die ich in dir zu erwecken versuchen würde."

Diese freundlichen und liebevollen Worte machten dem Soldaten so viel Mut, daß er sich entschloß, eine gründliche Beichte abzulegen. Der Heilige bereitete ihn selbst darauf vor, indem er sein ganzes Leben mit ihm durchging und ihn auf alle Sünden seines Standes und die verschiedenen Umstände derselben aufmerksam machte. Nachdem dies geschehen war, lief das Schiff in den Hafen von Ceylon ein, wo es verweilen sollte, damit sich die Mannschaft stärken könne. Sie begaben sich in ein Gehölz, wo der Soldat seine Beichte ablegte. Er war bereit, jede Buße, auch die strengste, auf sich zu nehmen. Doch wie mußte er staunen, als ihm Xaver ein Vaterunser und ein Ave Maria aufgab. "Wie kommt es, mein Vater", sagte er, "daß du einem so großen Sünder, wie ich es bin, eine so leichte Buße aufgibst?" "Sei ruhig, mein Sohn", erwiderte Xaver, "wir werden der göttlichen Gerechtigkeit Genüge tun."

Xaver entfernte sich in das Dunkel des Waldes und geißelte sich für die Sünden dessen, der eben sein Bekenntnis abgelegt hatte. Der nun bekehrte Soldat, der dies bemerkt hatte, tat das gleiche, indem er sagte, nicht der Gerechte, sondern der Sünder müsse büßen. Xaver gab ihm noch einige heilsame Lehren, ermahnte ihn zur Ausdauer in der Buße und fuhr mit dem nächsten Schiff nach Goa. Der Soldat blieb seinen guten Vorstätzen und Versprechen treu, trat überdies nach Beendigung des militärischen Unternehmens in einen geistlichen Orden ein, und ein gottseliger Tod beschloß sein bußfertiges Leben.

Nach der Rückkehr Pater Xavers nach Goa kam auch der Statthalter Johann von Castro, wenngleich sehr krank, dort an; ein schleichendes Fieber zehrte schon einige Monate an ihm. Weil er sich täglich schwächer fühlte und das Ende seines Lebens nahe glaubte, entschlug er sich aller Geschäfte und betraute verschiedene Männer damit. Er dachte nur an den Tod und sein Heil. Darüber unterhielt er sich oft mit Pater Xaver und wollte nur ihn sehen.

Unterdessen lief ein Schiff aus Lissabon ein und brachte Briefe vom König von Portugal an den Vizekönig, worin dessen Verhalten belobigt und sein Statthalteramt für die nächsten drei Jahre bestätigt wurde. Als ihm die Stadt deswegen ein Fest veranstaltete, und er den Jubel des Volkes und den Donner der Kanonen hörte, sagte er lächelnd auf seinem Sterbebett: "Falsche, törichte Welt, du bietest uns Glanz und Ehre für drei Jahre an, wenn wir nicht einmal mehr drei Minuten zu leben haben." Er starb unter dem Beistand Pater Xavers einen seligen Tod.

Da sich Xaver nicht sogleich, während der schlechten Jahreszeit, nach Japan einschiffen konnte, verwandte er seine Zeit fast ausschließlich auf die Übungen des geistlichen Lebens, um neue Kräfte zu sammeln, wie es apostolische Männer zu tun pflegen. Als er einmal im Garten des Pauluskollegiums ausruhte, rief er plötzlich laut aus: "Es ist genug, o Herr, es ist genug!" Und, gleichsam um seinem Herzen Luft zu schaffen, riß er das Ordenskleid über der Brust auf. Er konnte die himmlischen Tröstungen kaum mehr ertragen und wollte im Dienste Gottes lieber leiden; er bat den Herrn, ihm den Genuß der Freuden für das andere Leben aufzusparen.

Weil er immer noch nicht nach Japan reisen konnte, wollte er noch einmal die Fischerküste besuchen. Als er nun gerade nach dem Vorgebirge Comorin absegeln wollte, kam am 3. September 1548 ein portugiesisches Schiff aus Mozambique, das fünf Missionäre aus der Gesellschaft Jesu an Bord hatte; fünf andere waren auf der Flotte. Unter ihnen war Kaspar Barzäus. Xaver hatte ihn schon früher als einen ausgezeichneten Prediger rühmen hören. Der persönliche Eindruck sowie das Zeugnis der ganzen Schiffsmannschaft übertrafen die Erwartungen Xavers in so hohem Maße, daß er Barzäus schon damals für einen Apostel des Morgenlandes hielt. Er verbrachte fünf Tage mit seinen Gefährten. Am vierten Tage mußte Pater Barzäus predigen und entsprach dabei vollkommen den Anforderungen, die Xaver an einen Missionär stellte. Mehrere portugiesische Edelleute, die sich während der Schiffahrt, die sehr gefährlich war, an den Tugenden und Reden des Pater Barzäus erbaut hatten, warfen sich Xaver zu Füßen und baten um Aufnahme in die Gesellschaft Jesu. Dasselbe taten der Kapitän und der Kommandant einer der wichtigsten Festungen, welche die Portugiesen in Indien besaßen. Einige nahm er vor seiner Abreise auf, anderen stellte er dies für die Zeit nach seiner Rückkehr in Aussicht. Alle aber sollten inzwischen die Geistlichen Übungen nach der Methode des hl. Ignatius machen.

Xaver schiffte sich endlich am 9. September nach der Fischerküste ein. Er tröstete dort die Missionäre und die Gläubigen, die immer noch von ihren Todfeinden, den Bagaden, verfolgt wurden. Besonders versuchte er Pater Franz Henriquez zu ermutigen und zu trösten, der traurig war, weil es ihm nicht nach seinem Wunsch gelang, die Heiden zu bekehren. Der Heilige schrieb ihm eigens nach Travancor und ermutigte ihn, indem er sagte: "Sei nicht traurig, mein Bruder, wenn dir die Arbeit für diese Neubekehrten nicht nach Wunsch gelingt, da ja der König selbst sehr dem Götzendienst ergeben ist und die Christen heftig verfolgt. Du tust mehr, als du meinst, wenn du die Kinder fleißig zusammensuchst und sie durch die Taufe für den Himmel gewinnst." Der Heilige schrieb auch an Pater Ignatius, er möge die Missionäre trösten und ermutigen, insbesondere Pater Barzäus, einen sehr tätigen und abgetöteten Mann.

Nachdem er die Fischerküste durchwandert hatte, begab er sich wieder nach Cochin, wo er sich zwei Monate aufhielt. Während dieser Zeit unterrichtete er die Kinder, besuchte die Kranken in den Spitälern und arbeitete an der sittlichen Verbesserung der Stadt. Danach begab er sich nach Bazain zum Vizekönig von Indien, Don Garzia von Sa, den Don Johann von Castro kurz vor seinem Tode ernannt hatte. Xaver wollte von ihm Empfehlungsschreiben an den Statthalter von Malakka erhalten, um leichter nach Japan segeln zu können.

Ein Hindernis schien dieses Vorhaben des heiligen Xaver möglicherweise zu vereiteln. Die Portugiesen berichteten ihm nämlich, daß die Chinesen sie nicht länger in ihrem Reich dulden wollten. Nun war er aber unmöglich, auf der Straße von Malakka nach Japan zu segeln, ohne in einen chinesischen Hafen einzulaufen. Der apostolische Eifer kennt jedoch bei großen Unternehmungen keine Unmöglichkeiten.

Xaver kehrte wieder nach Goa zurück. Als man hier von seinem Plan erfuhr, setzten seine Freunde alles in Bewegung, um ihn von dieser Reise abzubringen. Sie wiesen ihn hin auf die weite Entfernung, die 1300 Meilen betrug, auf die sicheren und unvermeidlichen Todesgefahren, denen er sich fortwährend aussetzen würde, nicht nur wegen der Seeräuber, die diese Meere durchkreuzen, sondern auch wegen der unbekannten Klippen, welche selbst die erfahrensten Steuermänner nicht immer meiden könnten. Dazu käme der widrige Wind, Typhon genannt, welcher zwischen China und Japan auf einer unermeßlichen Meeresfläche wehe. Man sagte ihm, dieser Wind treibe das Schiff im Kreis herum, bis es plötzlich in den Abgrund versänke, oder mit solcher Gewalt an die Meeresfelsen stoße, daß alles in Trümmer gehe.

Würde er auch, fuhren sie fort, durch ein Wunder den Seeräubern und den Stürmen entgehen, so träfe er auf neue Gefahren in den chinesischen Häfen. Und wenn sein Eifer unersättlich wäre, so habe er ja im Orient große Königreiche, die noch nicht vom Licht des Evangeliums erleuchtet seien. Selbst in der Nähe von Goa seien Inseln und Länder voll Abgötterei. Diese möge er durchreisen, und die zu weit entfernten Inseln außer acht lassen, wo die Macht der Christen den wahren Glauben gegen die Verfolgungen der Heiden nicht schützen könne.

Aber Xaver, überzeugt, es sei Gottes Wille, daß er nach Japan gehe, hörte nicht auf all die Gründe, die seine Freunde anführten. Er lächelte über ihre Bedenken und sagte, es werde ihm auch nicht schlechter gehen als Georg Alvarez und Alvarez Vaz, welche die Reise nach Japan trotz der Seeräuber unternähmen, die sie ihm als so furchtbar geschildert hätten. Dann aber entgegnete er in ernstem Ton: "Ich muß mich wirklich wundern, daß ihr mich davon abhalten wollt, für das Heil der Seelen dort hinzugehen, während ihr um eines kleinen zeitlichen Gewinnes willen hingeht. Ich gestehe, daß ich mich für euch wegen eures kleinen Glaubens schäme. Aber auch ich schäme mich, daß man mir zuvorgekommen ist, und ich kann nicht es nicht hinnehmen, daß die Kaufleute mehr Mut haben sollten als die Missionäre." Er fügte hinzu, daß er nach den bisherigen Erfahrungen der Göttlichen Vorsehung vollkommen vertrauen müsse; sie habe ihn vor dem Schwert der Badagen und den giftigen Pfeilen der Insel More beschützt; sie werde ihn auch in anderen Gefahren nicht umkommen lassen, bis er seine Sendung vollendet habe. Indien sei nicht der Endpunkt seiner Sendung; seine Absicht sei schon immer gewesen, den Glauben bis an die äußersten Grenzen der Erde zu tragen.

Damals schrieb er dem Pater Ignatius, um ihn von seiner Reise zu unterrichten und von den Empfindungen seines Herzens Rechenschaft zu geben. "Ich kann dir", so schreibt er, "gar nicht sagen, mit welcher Freude ich eine so weite Reise antrete; denn alles ist voller Gefahren, so daß die Reisenden sie, wenn sie zwei von vier Schiffen retten, eine sehr glückliche nennen. Alles, was ich bis jetzt unternommen habe, ist mit diesen Gefahren nicht zu vergleichen; aber ich lasse mich dadurch von meinem Vorhaben nicht abbringen, weil er Herr mir innerlich sagt, daß das Kreuz, einmal in Japan aufgerichtet, viele Früchte bringen werde."

Zu gleicher Zeit schrieb er an Simon Rodriguez: "Es sind Schiffe von Malakka angekommen, welche bestätigen, daß man sich in allen chinesischen Häfen zum Kampf rüsten, und daß die Chinesen im Begriff sind, den Portugiesen den Krieg zu erklären. Ich werde aber doch nach Japan gehen, denn was könnte für mich in dieser Welt angenehmer und süßer sein, als in beständigen Todesgefahren zu leben, zur Ehre Jesu Christi und zum Nutzen des Glaubens! Es ist dem Christen eigen, mehr Vergnügen im Kreuz als in der Ruhe zu finden."

Vor seiner Abreise ernannte er den Pater Paul von Camerino zu seinem Stellvetreter der Gesellschaft Jesu in Indien und Pater Anton Gomez zum Rektor des Seminars in Goa. Er gab ihnen noch Lehren und Ermahnungen, wie sie miteinander leben und das Ganze leiten sollten. Insbesondere Pater Paul gab er noch folgende Ermahnung: "Ich beschwöre dich um des Verlangens willen, daß du hast, unserem Herrn zu gefallen, und um der Liebe willen, welche du für unseren Vater Ignatius und für die ganze Gesellschaft trägst, du mögest Gomez und all unsere Patres und Brüder in Indien mit Milde behandeln, und ihnen nur nach reiflicher Überlegung und in den bescheidensten Worten Befehle geben, unter Meidung jedes herrischen Wesens und alles Verletzenden. Denn nach der Kenntnis, die ich von allen Mitgliedern der Gesellschaft Jesu habe, die in dieser neuen Welt tätig sind, glaube ich, daß sie keines Oberen bedürfen. Doch schien es mir zweckmäßig, teils um ihnen das Verdienst der Gehorsams nicht zu rauben, teils um die Ordensregel in ihrer Vollständigkeit zu erhalten, ihnen einen Vorgesetzten zu geben. Und ich habe dich dazu gewählt, weil ich deine Klugheit und deine Bescheidenheit kenne. Ich bitte dich übrigens und befehle dir im Gehorsam, den du unserem Vater Ignatius freiwillig gelobt hast, mit Anton Gomez so zu leben, daß unter euch nie eine Entfremdung eintrete, sondern daß man euch immer in vollkommener Einigkeit sieht, indem ihr einander von Herzen zugetan seid und euch bemüht, das Wohl der Kirche nach Kräften zu fördern. Wenn unsere Brüder, die sich in Comorino, auf den Molukken oder anderswo befinden, dir schreiben, um durch deine Vermittlung vom Bischof oder Vizekönig eine Gunst zu erlangen, oder wenn sie dich selbst um eine leibliche oder geistliche Hilfe ansprechen, so setze alles andere beiseite, und bemühe dich aus allen Kräften, ihren Wunsch ganz zu erfüllen. Wenn du diesen unermüdlichen Arbeitern schreibst, welche die Last und Hitze des Tags tragen, so nimm dich in acht, daß deine Briefe nicht trocken seien und nichts Verletzendes enthalten; sorge dafür, daß jedes Wort nur Sanftmut und Liebe atme. Alles, was sie verlangen zu ihrer Nahrung, ihrer Kleidung und zur Erhaltung oder Wiederherstellung ihrer Gesundheit, verschaffe ihnen ohne Aufschub auf die freigebigste Weise; denn es ist billig, daß du mit denen Mitleid hast, die ohne Erholung und ohne menschlichen Trost arbeiten. Dies sage ich hauptsächlich im Hinblick auf die Missionäre von Comorino und den Molukken; ihre Mission ist die beschwerlichste, und man muß sie unterstützen, aus Furcht, sie könnten einer so drückenden Bürde erliegen. Sorge daher in der Weise für sie, daß sie das Nötige nicht zweimal erbitten müssen. Sie sind im Kampf, du bist im Lager, und ich finde diese Pflichten der Liebe so gerecht, so unerläßlich, daß ich dich im Namen Gottes und im Namen unseres Vaters Ignatius beschwören darf, sie mit allem Fleiß und möglichst freudig zu erfüllen."

Nach Goa zurückgekehrt, hatte Xaver den Pater Lancilotti nach Bulan, Melchior Gonzalez nach Bazain und Alphons Cyprian nach Sokotora gesandt. Vor seiner Abreise nach Japan sandte er Pater Kaspar Barzäus mit einem Ordensangehörigen, der aber noch kein Priester war, nach Ormuz. Diese so berühmte Stadt am Eingang in den persischen Meerbusen war damals voll ungeheuerlicher Laster, die durch die Vermischung der verschiedenen Nationen und Sekten verursacht waren. Der Heilige wollte selbst dorthin gehen, um den anderen Missionären den Weg zu bahnen, gemäß seinem Grundsatz, niemals jemand anderem etwas zuzumuten, was er nicht zuvor durch eigene Erfahrung kennengelernt hatte. Aber wegen der Reise nach Japan mußte er Ormuz aufgeben, und Barzäus hinsenden. Obgleich er eine hohe Meinung von dessen Weisheit und Tugenden hatte, gab er ihm, um in einer so wichtigen Mission Gutes wirken zu können, noch besondere Unterweisungen.

Diese Verhaltensmaßregeln, die Xaver meist aus seiner eigenen Erfahrung geschöpft hatte, zeugen vom Geist apostolischer Liebe und Weisheit. Sie beweisen seine bewunderungswürdige Menschenkenntnis sowie seinen pädagogischen Scharfblick, und waren geeignet, einen Mann, der als Missionär nach Ormuz geschickt wurde, auf alle in einer moralisch so tief gesunkenen Stadt vorkommenden Fälle vorzubereiten.

Ormuz war damals eine schöne, überaus reiche Stadt und zählte über 30 000 Einwohner. An zwei großen, gegen alle Stürme geschützten Häfen gelegen, war sie der Mittelpunkt des Handels für Kaufleute aus Arabien, Persien, Armenien, Indien, China sowie der Ostküste Asiens und von Europa. Nach der Eroberung durch die Portugiesen hatten diese dort Befestigungen angelegt und die Stadt der Krone Portugals zinspflichtig gemacht. Reichtum, verschiedene Nationalität und Sektenwesen hatten die Stadt in einen Zustand der Sittenlosigkeit, Habsucht, Ungerechtigkeit und Ausschweifung versetzt. Barzäus' Aufgabe war es, diese sinnlichen, weltlichen Menschen, die Gott nicht kannten oder vergessen hatten, der Wahrheit und einem geordneten Leben zuzuführen.

Neuntes Kapitel

Xaver reist nach Japan - Xaver im Königreich Saxuma - Erfolg seiner Bemühungen - Der erste Täufling - Sein Kampf mit den Bonzen - Ihre Anschläge - Wankelmut des Volkes - Mut der neubekehrten Christen

Acht Tage nach der Abreise des Kaspar Barzäus mit seinem Gefährten Raymund Pereyra nach Ormuz trat Xaver seine Reise nach Japan an. Es war dies im Monat April 1549. Er bestieg ein Schiff, das nur bis nach Cochin segelte, wo ihn ein nach Malakka gehendes Schiff erwartete. Er nahm Pater Cosmo de Torres und Bruder Fernandez und die drei Japaner, Paul vom heiligen Glauben und seine beiden Diener Johann und Anton, mit.

Auf demselben Schiff befanden sich auch Emmanuel Moralez und Alphons von Castro, aber diese sollten ihn nur bis Malakka begleiten und sich von dort nach den Molukken begeben.

Das Schiff hielt sich nur einige Tage im Hafen von Cochin auf, indes auch diese kurze Zeit war nicht ohne Nutzen. Als der Heilige eines Tages durch die Stadt ging, traf er einen ihm bekannten Portugiesen, den er fragte, wie es ihm gehe. Der Portugiese antwortete: "Sehr gut." "Was deínen Leib betrifft", sagte Xaver, "aber der Seele nach kann niemand kränker sein als du." Dieser Mensch, der gerade darauf sann, Böses zu tun, erkannte sogleich, daß der Heilige das Innerste seiner Seele durchschaut hatte. Er ging in sich, folgte Xaver nach, bekannte seine Sünden und fing ein besseres Leben an.

Die Predigten des Castro nahmen das Volk so sehr ein, daß man ihn in Cochin zurückhalten wollte, um dort ein Kollegium der Gesellschaft zu gründen. Aber Xaver hatte ihn für die Molukken ausersehen, und die Vorsehung, die ihm die Marterkrone zugedacht hatte, ließ es nicht zu, daß er sie anderswo erlange oder dort bliebe, wo er nur irdischen Ruhm geerntet hätte.

Am 25. April reisten sie von Cochin ab und kamen am 31. Mai in Malakka an. Alles Volk ging Xaver entgegen und freute sich sehr, ihn wiederzusehen. Gerade damals war der Großvikar des Bischofs schwer krank; er litt an Geistesverwirrung, die wirklich Mitleid erregte. Da man ihn ermahnt hatte, Gott Rechenschaft abzulegen über den Dienst, den er 30 Jahre lang geübt hatte, sowie über alle Handlungen seines Lebens, wurde er von dem Bild des Todes so erschüttert und geriet wegen der Unordnungen seines Lebens in solchen Schrecken, daß er in tiefe Melancholie verfiel und ganz an seinem Heil verzweifelte. Er erhob ein klägliches Geschrei, das jeden erschreckte. Man hörte ihn laut seine Sünden bekennen und sie mit Wut verabscheuen, nicht, um Verzeihung dafür zu erbitten, sondern um ihre Größe zu offenbaren. Alle Mühe, ihn zu beruhigen, war vergebens. "Dem Verdammten", rief er, "wird nicht vergeben, und in der Hölle gibt es kein Erbarmen!" Man sagte dem Kranken, Pater Franz sei eben angekommen, und fragte ihn, ob er ihn zu sehen wünsche. Martinez lebte wieder auf, denn er kannte Xaver gut. Er wollte schnell das Bett verlassen und den Mann Gottes aufsuchen, aber er fiel in Ohnmacht. In diesem Augenblick trat Xaver ins Zimmer. Sobald der Kranke wieder zu sich gekommen war, sprach der Heilige von der Ewigkeit und der Gemütsstimmung, in der ein Christ den Tod erwarten müsse. Doch Martinez fiel wieder in seinen Wahnsinn, und der Heilige erkannte, was er schon früher bemerkt hatte, daß nichts schwieriger sei, als die bei einem Sterbenden die Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit zu erwecken, der während seines Lebens ein vermessenes Vertrauen auf sie hatte, um kühner sündigen zu können. Als der Heilige kein Mittel mehr sah, den Unglücklichen aus der Verzweiflung zu retten, tat er dem Himmel gleichsam Gewalt an, um dem Kranken die Gnade einer wahren Buße und eines guten Todes zu erbitten. Er versprach sogleich eine Anzahl Messen zu Ehren der Allerheiligsten Dreieinigkeit, der Gottesmutter, der Engel und einiger Heiliger, die er besonders verehrte. Martinez wurde ruhig, seine Gedanken ordneten sich, er empfing die heiligen Sterbesakramente mit einem lebendigen Schmerz über seine Sünden und innigem Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes. Er starb schließlich in den Armen Xavers unter Anrufung des heiligsten Namens Jesu.

Der Heilige dankte Gott für die erwiesene Gnade. Aber auch die Arbeiten der beiden Missionäre Franz Perez und Rochus Oliveira erfreuten ihn. Er hatte sie im vorigen Jahr nach Malakka gesandt, um nach dem Wunsch des Volkes ein Kollegium der Gesellschaft Jesu zu gründen.

Perez hatte eine öffentliche Schule errichtet, um die Jugend in der Wissenschaft und in der Frömmigkeit nach dem Geist ihres Institutes zu unterweisen. Oliveira widmete sich ganz dem Predigtamt und der Seelenführung, und arbeitete an der Bekehrung der Türken und Juden, die täglich in die Stadt strömten. Erstere kamen aus Mekka, die anderen aus Malabar, um dort, wo das Christentum aufblühte, wenn möglich den Mohammendanismus oder das Judentum einzuführen.

Das Beispiel der beiden Missionäre zog mehrere Portugiesen an. Der vorzüglichste unter ihnen war Johann Bravo, der dem Reichtum und der Ehre - nach dem Rat des Evangeliums - die Armut vorzuziehen. Er wollte eben nach Goa gehen, um sich in die Gesellschaft Jesu aufnehmen zu lassen, als Xaver ankam. Seine prächtigen Kleider hatte er mit einer abgenutzten Gewandung vertauscht und die Geistlichen Übungen gemacht. Er bediente die Armen im Spital und sammelte Almosen. Dem Heiligen gefiel seine Demut, und er nahm ihn in die Gesellschaft Jesu auf. Ehe er sich nach Japan einschiffte, gab er ihm noch schriftliche Anweisungen, um ihn auf dem angefangenen Weg Stärke zu geben.

Gerade damals erhielt Xaver neue Nachrichten aus Japan, und Briefe meldeten, daß einer der Könige der Insel den Statthalter von Indien durch einen Gesandten um Verkünder des Evangeliums bat. Er hatte Kunde von dem christlichen Gesetz erhalten, und es war in ihm das Verlangen aufgekommen, es näher kennenzulernen. Folgende Begebenheit war die Ursache seines Verlangens nach dem Christentum: Portugiesische Kaufleute, die in einem Hafen der Hauptstadt eines dieser Königreiche von Japan gelandet waren, wohnten auf königlichen Befehl in einem verödeten Hause, das man für den Sitz böser Geister hielt. Diese Volksmeinung war nicht unbegründet, und die Portugiesen erkannten bald, daß es in ihrer Wohnstätte nicht geheuer sei. Bei Nacht hörten sie ein schreckliches Getöse; sie wurden aus ihren Betten geworfen und während ihres Schlafes heftig geschlagen, ohne jemand zu sehen, der dies getan haben könnte. In einer Nacht wurden sie vom Geschrei eines ihrer Diener geweckt, und als sie mit ihren Waffen zur Stelle eilten, fanden sie den Diener auf die Erde hingestreckt und an allen Gliedern vor Furcht zitternd. Da nun dieser Mensch weder geistesschwach noch lügenhaft war, so zweifelten die Portugiesen nicht mehr, daß diese Erscheinung mit dem Lärm in Verbindung stehe, den sie regelmäßig zu nächtlicher Zeit hörten. Um sich zu schützen, zeichneten sie Kreuze auf alle Wände des Hauses, und von dieser Zeit an hörten sie nichts mehr.

Die Japaner waren sehr erstaunt darüber, als die hörten, daß es in diesem Haus nun ruhig sei. Der König selbst, dem die Portugiesen gesagt hatten, sie hätten die bösen Geister durch das Zeichen des Kreuzes vertrieben, wunderte sich über eine so kräftige Wirkung und ließ überall in seinen Palästen und auf den Straßen Kreuze anbringen. Er wollte nun wissen, woher das Kreuz diese Kraft habe, und warum sich die Teufel so sehr vor demselben fürchten. Die Auskünfte, die ihm die Soldaten gegen konnten, befriedigten ihn nicht; deswegen verlangte er nach Glaubensverkündern und schickte in dieser Angelegenheit einen Gesandten nach Indien.

Solche Nachrichten trösteten Xaver sehr und beschleunigten seine Abreise um so mehr, weil er glaubte, die Japaner seien mehr als alle anderen Völker zur Annahme des Christentums bereit. Im Hafen von Malakka lagen zwar Schiffe nach Japan, aber nur solche, die dieses Land mit Umwegen ansteuerten. Xaver nahm nun seine Zuflucht zu einem kleinen chinesischen Schiff, einem solchen, das man in China Dschunke nennt und das einem berüchtigten Korsaren, Neceda, gehörte, der ungeachtet der Feindschaft zwischen Chinesen und Portugiesen doch ein Freund der letzteren war. Das Schiff wurde allgemein nur "Die Dschunke des Diebes" genannt. Don Peter von Sylva, Statthalter von Malakka, ließ sich von den chinesischen Schiffskapitän das Versprechen geben, Pater Xaver sicher an Ort und Stelle zu bringen. Er mußte ihm dafür auch Geiseln stellen.

Am Abend des 24. Juni bestiegen Xaver und seine Gefährten das Schiff und segelten am frühen Morgen bei günstigem Wind ab. Sobald sie auf offener See waren, errichteten der Kapitän und die Matrosen ein Götzenbild und fragten es, ob ihnen der Wind günstig sei. Die Antwort war bald günstig, bald ungünstig. Sie landeten auf einer Insel und versahen sich mit Holz, befragten das Götzenbild aufs neue und erhielten eine ihnen erwünschte Antwort, woraufhin sie die Fahrt fortsetzten. Sobald sie auf hoher See waren, fragten sie es wiederum, ob sie glücklich nach Japan kommen würden. Die Antwort fiel so aus, daß das Schiff in Japan landen, aber nicht mehr Malakka sehen werde. Der Seeräuber, abergläubisch wie er war, änderte sogleich seinen Reiseplan und hielt sich auf den verschiedenen Inseln nach seinem Belieben auf. Xaver und seine Gefährten waren tiefbetrübt, daß der Teufel zum Maßstab ihres Schicksals genommen werden und die Reise so langsam vorwärts gehen sollte. Die Götzen prophezeiten Meeresstille, die Stürme aber dauerten an. Durch das Schwanken des Schiffes stürzte ein chinesischer Christ in den offenstehenden Schiffspfuhl, halbtot wurde er herausgezogen. Gleich danach stürzte die Tochter des Schiffskapitäns ins Meer und war verloren. Hierdurch geriet ihr Vater in Verzweiflung, wie der Heilige in seinem Brief an die Gesellschaft Jesu in Goa schreibt.

Die Heiden erkannten noch immer nicht, daß sie von ihren Götzen getäuscht worden seien. Sie brachten den Götzen Opfer dar und zündeten Rauchwerk an. Die Götzen verkündeten, daß die Tochter des Kapitäns nicht umgekommen wäre, wenn der junge Christ gestorben wäre. Deswegen geriet der Schiffskapitän in solche Wut, daß er Xaver und seine Gefährten ins Meer werfen wollte. Doch allmählich beruhigte er sich wieder, lichtete die Anker und nahm seinen Weg nach Canton, um da zu überwintern. Jedoch ein ungünstiger Wind vereitelte seinen Plan und er mußte gegen seinen Willen das Meer von Japan ansteuern. Am 15. August 1549 landeten sie in Cangoximo, Angers Geburtsort.

Bevor wir die Lebensgeschichte des heiligen Xaver fortsetzen, müssen wir eine kurze Übersicht von dem Land geben, wo der Heilige seinen neuen Wirkungskreis aufschlagen wollte.

China gegenüber, an den östlichen Grenzen Asiens, liegen unzählige Inselgruppen und Inseln, deren größte Nippon heißt. Die wichtigsten Inseln, die den Kaiserstaat Japan bilden, sind Nippon, Kiusi, Sikof und Jesso. Sie sind alle voneinander getrennt, mit vielen Buchten versehen und von kleinen Eilanden und Meeresfelsen umgeben. Die Natur selbst scheint den Zugang zu diesen Inseln verschlossen zu haben. Sie sind nicht bloß durch sehr viele Klippen, Felsen, Untiefen und Korallenriffe höchst gefährlich für jedes Schiff, sondern auch die verschiedenen Strömungen des Meeres und der Luft, der Typhon sowie zwei Meeresstrudel, drohen den Schiffen Untergang.

Im Inneren findet man verschiedene Bergketten, von denen einigen bis zu den Wolken emporragen; das Klima ist gemäßigt, das Land reich an Gold- und Silberminen. Japan war eine Monarchie. Der Kaiser, dem alle gehorchen, wird Voo genannt, das erste Staatsamt war das des Goxo, d.h. des Generalkapitäns der Waffen, dieser übte die ganze Regierungsgewalt aus.

Alle Japaner glaubten an die Seelenwanderung; es gab nur wenige, die an gar keinen Gott glauben und die Unsterblichkeit der Seele leugneten.

Sie verehrten den Gott Amida, am meisten aber den Gott Xaqua, dem sie auch viele Tempel erbauten. Die Sage über die Herkunft dieser Gottheit ist folgende: In einem Land jenseits China hat einst ein König namens Samboe gelebt, dessen Weib Illagabuni hieß. In einer Nacht träumte dieser König, es werde ihm ein Sohn geboren, der ein großer Mann sein und als ein Gott angesehen werden würde. Diesen Traum erzählte er seinem Weib. Diese gebar ihm nach neun Monaten einen Sohn und nannte ihn Xaqua. Bei dessen Geburt wurden zwei fliegende Schlangen gesehen, die sich im Palast niederließen, aber wieder verschwanden, ohne dem Kind ein Leid zuzufügen. Mit 19 Jahren sollte Xaqua heiraten, aber vom menschlichen Elend ganz ergriffen floh er auf die Berge und führte dort sechs Jahre lang ein strenges Einsiedlerleben. Nach dieser Zeit fing er an, seinen Landsleuten zu predigen. Seine Beredsamkeit und Persönlichkeit brachten ihn in solches Ansehen, daß unter seinem Einfluß die Gesetze des Landes geändert wurden, und er lehrte das Volk, wie man Gott anbeten müsse. Xaqua soll 8000 Anhänger gefunden haben, von denen einige seine Lehre nach China brachten, wo man jetzt noch Fragmente alter Statuen findet, die Zeugnis von dieser durch Xaqua begründeten Religion geben. Xaqua lehrte, es gebe nur einen Gott, welcher der Schöpfer aller Dinge sei, und gab seinen Schülern die fünf Gebote: 1. nicht zu töten; 2. nicht zu stehlen; 3. nicht Unkeuschheit zu treiben; 4. nicht leidenschaftlich Dingen ergeben zu sein, wogegen es dann kein Heilmittel gebe; 5. Beleidigungen zu verzeihen.

Nach dieser kurzen Schilderung der Verhältnisse in Japan kehren wir wieder zur Lebensgeschichte des heiligen Xaver zurück.

Sobald der Heilige in Cangoximo angekommen war, wohnte er im Hause Angers, dessen ganze Familie er taufte. Paul vom heiligen Glauben begab sich zum König von Saxuma, unter dessen Herrschaft Cangoximo stand und dessen Palast nur sechs Meilen entfernt war.

Dieser Fürst, der sich ihm schon früher gewogen gezeigt hatte, nahm ihn freundlich auf und freute sich besonders deswegen, ihn wiederzusehen, weil er ihn für tot gehalten hatte.

Der König stellte an Paul verschiedene Fragen über das Land, aus dem er komme, über den Charakter des Volkes und über die Macht der Portugiesen, die Paul alle beantwortete.

Danach kamen sie auf die verschiedenen Religionen der Inder und insbesondere auf das Christentum zu sprechen.

Paul erklärte ihm ziemlich ausführlich die Geheimnisse des Glaubens, und weil er merkte, daß man ihm gerne zuhörte, zog er ein Bild hervor, das die allerseligste Jungfrau mit dem Jesuskind auf den Armen darstellte. Das Bild war sehr schön. Der bloße Anblick eines solchen Gemäldes machte einen solchen Eindruck auf den König, daß er sich, gerührt von einem Gefühl der Ehrfurcht und Andacht, mit all seinen Hofleuten auf die Knie niederwarf, um dieses Bildnis, das auf ihn einen so tiefen Eindruck machte, zu verehren. Er wollte, daß man das Bild auch zur Königin, seiner Mutter, bringe. Auch sie war tief ergriffen und warf sich mit allen Frauen ihres Gefolges zur Erde nieder, um es zu verehren, und so den Sohn und die Mutter, die es darstellte, zu begrüßen. Da die Frauen noch neugieriger sind als die Männer, so stellten sie tausend Fragen über die allerseligste Jungfrau und Jesus Christus.

Dies gab Paul die Gelegenheit, das Leben unseres Herrn Jesu Christi zu erzählen, und dieser Bericht gefiel der Königin so sehr, daß sie einen ihrer Hofleute zu ihm sandte, um ihr eine Nachbildung des Gemäldes zu verschaffen. Aber es fand sich kein Maler, der den königlichen Wunsch erfüllt hätte. Sie verlangte dann, daß man ihr die wichtigsten Lehren der christlichen Religion schriftlich vorlege. Paul tat es sogleich.

Xaver, über diese günstige Stimmung sehr erfreut, bemühte sich sehr, die japanische Sprache zu erlernen, um predigen zu können. Aber diese Sprache ist wegen ihrer vielen Redensarten und Ausdrücke ungeheuer schwer zu erlernen. Er besaß zwar schon einige Kenntnisse der Sprache, jedoch er selbst bekennt, daß er und seine Gefährten bei ihrer Ankunft wie stumme Bildsäule waren. "Sie sagen und deuten gar manches", sagt Xaver, "wobei wir aber stumm bleiben, weil wir ihre Sprache nicht verstehen. Nun werden wir bei Erlernung der Anfangsgründe wieder zu Kindern. Möge Gott uns die Gnade geben, daß wir ebenso zur Unschuld und Einfalt der Kinder zurückkehren, wie wir bei der Erlernung der Sprache uns ihnen gleichstellen."

Wenn nun der Heilige die japanische Sprache erlernen mußte, so darf man sich darüber nicht deswegen wundern, weil Gott ihm schon oft die Gabe der Sprachen verliehen hatte. Diese Gabe ist eben eine Gnade, die Gott geben, aber auch vorenthalten kann. Verlassen darf sich der Mensch nie darauf, sondern er muß seinerseits tun, was in seinen Kräften steht. Xaver hielt sich nie der Gabe der Sprachen für würdig, sondern er bemühte sich mit allem Fleiß, die Landessprache zu erlernen. Daß ihm aber der Heilige Geist selbst bei der Erlernung beigestanden hat, unterliegt keinem Zweifel, denn wie hätte er sonst in so kurzer Zeit so viele fremde Sprachen lernen können? Demjenigen, der die orientalischen Sprachen kennt, wird dies ohne weiteres deutlich sein.

Während sich nun Xaver und seine Gefährten mit dem Sprachstudium beschäftigten, unterrichtete Paul seine Familie in den Lehren des Christentums. Gott segnete seinen Eifer. Seine Mutter, seine Frau, seine Tochter und mehrere Verwandte bekehrten sich und erhielten von Xaver die heilige Taufe.

In weniger als vierzig Tagen hatte sich Xaver so viele Kenntnisse in der japanischen Sprache erworben, daß er die Erklärung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, die er für die Inder verfaßt hatte, übersetzen konnte. Was er übersetzte, lernte er zugleich auswendig, und mit dieser Hilfe glaubte er, mit der Verkündung des Evangeliums beginnen zu dürfen. Da aber die Japaner keine öffentliche Wirksamkeit ohne die Erlaubnis des Fürsten beginnen, so wollte auch er zuvor den König von Saxuma besuchen und wählte für diesen Besuch den Tag, an dem das Fest des heiligen Erzengels Michael begangen wird. Er hatte nämlich dieses Reich unter den Schutz des Himmelsfürsten gestellt, der die rebellischen Engel aus dem Himmel vertrieben hat. Täglich betete er inständig darum, der Erzengel Michael möge auch die Teufel aus Japan vertreiben, wo sie schon seit so vielen Jahrhunderten herrschten.

Der Apostel von Indien war am Hof von Saxuma kein völlig Unbekannter. Paul hatte schon auf eine solche Weise von ihm gesprochen, daß alle wünschten, ihn zu sehen. Der König und die Königin empfingen ihn ehrerbietig, bezeigten ihm ihre Hochachtung und unterhielten sich mit ihm bis tief in die Nacht. Sie konnten nicht genug darüber staunen, daß er und seine Gefährten aus einer anderen Welt gekommen wären und so viele stürmische Meere durchreist hätten - nicht aus Gewinnsucht, um sich zu bereichern, sondern um den Japanern den wahren Weg zum Himmel zu zeigen.

Nach der ersten Unterhaltung befahl der König Pater Xaver, die Schriften und Bücher, welche die Lehre des Christentums enthalten, sorgfältig aufzubewahren: "Denn wenn euer Gesetz", sagte der König, "das wahre ist, so werden alle bösen Geister dagegen in Empörung geraten, und ihr habt ihre Wut zu fürchten." Der König erlaubte Pater Xaver, in seinem ganzen Land das Evangelium zu predigen, und durch einen späteren schriftlichen Erlaß erlaubte er den Untertanen, die christliche Religion anzunehmen, wenn sie wollten.

Da die Umstände so günstig waren, so wollte Xaver nicht mehr damit warten, öffentlich in Cangoximo zu predigen. Er fing mit der Erklärung des ersten Artikels des Glaubensbekenntnisses an. Die Lehre vom Dasein eines allmächtigen Gottes, Schöpfers des Himmels und der Erde, setzte seine Zuhörer, die kein Urwesen kannten, welches die Quelle aller anderen Wesen sei, in Staunen. Die Artikel von der Dreieinigkeit und der Menschwerdung schienen ihnen noch unglaublicher. Einige betrachteten ihn als Schwärmer und verspotteten ihn. Die Vernünftigsten aber bemühten sich, sich darüber Gewißheit zu verschaffen. Sie trugen ihm ihre Zweifel vor, und der Heilige stellte sie zufrieden, wobei Paul oft als Dolmetscher tätig war. Der erste von ihnen, der die Taufe verlangte, war ein Mensch von niederem Stand und ohne Vermögen, so als ob Gott wollte, daß die japanische Kirche - wie die allgemeine - auf der Grundlage der Niedrigkeit und Armut erbaut werden sollte. Dieser erhielt den Namen Bernhard und zeichnete sich später durch sein tugendhaftes Leben aus.

Dem Heiligen war besonders daran gelegen, die Bonzen zu gewinnen, weil er dann leichter den Zugang zum einfachen Volk finden würde. Bonzen sind die Priester der Japaner. Sie sehen aus wie Mönche, tragen eine Kleidung von aschgrauer Farbe und haben Bart und Haupt stets rasiert. Sie führen ein so zügelloses Leben, daß der heilige Franz Xaver sich wunderte, wie sie beim Volk, das alle ihre Schandtaten kennt, in Achtung stehen können. Aber die Gewohnheit läßt die Schande des Lasters nicht mehr in seiner ganzen Größe erscheinen.

Xaver sah die Fruchtlosigkeit seiner Versuche, diese Menschenklasse zu einem besseren Leben zu bewegen. Darum wandte er sich an ihren Vorsteher, den obersten der Bonzen, den er durch seine Freundlichkeit und Offenheit beeindruckte. Dieser war ein achtzigjähriger Greis, der bei den Bonzen in hohem Ansehen stand und den sogar der König in wichtigen Fragen zu Rate zog. Er war in der Religion so gelehrt, daß man ihn Ninxit, d.h. Herz der Wahrheit, nannte. Aber dieser Name paßte nicht ganz zu ihm, denn Xaver bemerkte schnell, daß er über die Unsterblichkeit der Seele keine bestimmte Ansicht vertrat: bald sagte er, unsere Seelen seien von denen der Tiere nicht verschieden, dann wieder, sie kämen vom Himmel und seien also etwas Göttliches.

Als Xaver diese Unsicherheit und Ungewißheit zwischen Wahrheit und Lüge wahrnahm, sah er sich veranlaßt, die Unsterblichkeit der Seele in längeren Unterredungen aus bloß natürlichen Gründen zu beweisen. Ihm wurde zwar Lob gespendet, aber seine Worte hatten weiter keinen Nutzen. Ninxit lobte die Gelehrsamkeit des europäischen Bonzen, wie man Pater Xaver nannte, und meinte, niemand habe so tiefe Kenntnisse der Natur, wie er, blieb aber selbst immer in Ungewißheit über diesen wichtigen Punkt der Religion, sei es deswegen, weil er sich schämte, in seinem Alter die Meinung zu ändern, sei es, weil Leute, die immer in Zweifel leben, schwerer zu überzeugen sind als Leute, die niemals etwas geglaubt haben.

Die Achtung, die Ninxit dem Pater Xaver erwies, verschaffte ihm auch Ansehen bei den anderen Bonzen. Wenn er vom göttlichen Gesetz sprach, hörten sie ihm sehr gerne zu, und sie bekannten selbst offen, daß ein Mensch, der vom äußersten Ende der Welt nach Japan gekommen sei, um eine neue Religion zu predigen, nur vom Geist der Wahrheit getrieben sein könne und deswegen Glauben verdiene.

Das Zeugnis der Bonzen war für die Verkündigung des Evangeliums sehr günstig, jedoch hinderte sie ihre Sittenlosigkeit daran, sich einem so heiligen Gesetz zu unterwerfen. Doch vor dem Ende dieses Jahres nahmen zwei von ihnen, die weniger verdorben waren, oder der Gnade Jesu Christi treuer folgten, den Glauben an. Ihr Beispiel blieb bei den Bewohnern von Cangoximo nicht ohne Wirkung; mehrere baten um die heilige Taufe.

Der Heilige hatte große Hoffnung, den Glauben an Jesus Christus verbreiten zu können. Aber in einem Brief an die Gesellschaft Jesu in Goa konnte er seine Sorge nicht verschweigen, "das Volk könnte von den Bonzen aufgestachelt werden", und er hatte recht. Als die Bonzen sahen, daß das Volk die neue Religion sehr gerne annehme, erkannten sie, daß es um ihr Ansehen geschehen sei, wenn dem Prediger kein Hindernis bereitet werde. Ihre Einkünfte aus Almosen und die ihnen dargebrachten Opfer mußten natürlich stetig abnehmen, weil das Volk ihre Betrügereien immer mehr erkannte. Sie versuchten, Xaver zu vertreiben. Sie verbreiteten über ihn die größten Verleumdungen, und behandelten ihn offen als Lügner. Man trieb es sogar so weit, daß ihn ein Bonze mitten in der Predigt, die er auf einem öffentlichen Platz hielt, unterbrach, und ihm das Volk abwendig zu machen versuchte, indem er sagte, derjenige, der ihnen predige, sei der Teufel selbst in Menschengestalt.

Indes erreichten die Bonzen auf diese Weise nicht ihr Ziel. Die Japaner sind von Natur zu verständig und rechtschaffen; sie erkannten leicht den Grund, warum die Bonzen jetzt eine andere Sprache über Xaver führten. Das Ansehen des Heiligen wurde so nur um so mehr gefestigt.

Einige warfen den Bonzen vor, daß nur der Eigennutz sie dazu veranlaßt hätte, sich gegen Xaver zu ereifern. Man sagte ihnen, die Religion dürfe man nicht durch Lästerungen und Verleumdungen verteidigen, sondern nur durch gründliche Beweise. Ist die Lehre der Europäer falsch - warum dann nicht ihre Falschheit zeigen? Außerdem tue es nichts zur Sache, ob der neue Prediger ein Teufel oder ein Mensch sei, die Wahrheit müsse angenommen werden, woher sie auch kommen möge. Überdies lebe der neue Prediger sehr streng und sei von großer Rechtschaffenheit, so daß er sie weit übertreffe.

Um das Volk zu erbauen, das gewöhnlich nach dem äußeren Schein urteilt, enthielt sich Xaver ganz des Genusses von Fleisch und Fischen. Er lebte nur von bitteren Wurzeln und in Wasser gekochtem Gemüse, ungeachtet seiner ständigen Anstrengungen, so daß er die Enthaltsamkeit buchstäblich ins Werk setzte, welche die Bonzen lehrten, aber nicht übten. Dazu hatte ihn Paul vom heiligen Glauben veranlaßt, indem er sagte, die Japaner könnten leicht Anstoß nehmen, wenn die christlichen Priester weniger streng lebten, als es die Götzenpriester dem Schein nach täten.

Die Wunder, die Gott durch seinen Diener wirkte, verschafften dem christlichen Gesetz noch mehr Ansehen. Als der Heilige eines Tages am Meeresufer spazieren ging, traf er Fischer, die ihr leeres Netz einzogen und sich über ihr Unglück beklagten. Der Heilige hatte Mitleid mit ihnen. Er verrichtete ein kurzes Gebet und riet ihnen, von neuem zu fischen. Auf sein Wort hin taten sie es und fingen so viele Fische, daß sie kaum das Netz herauszuziehen vermochten. An den folgenden Tagen setzten sie ihren Fischfang mit gleichem Erfolg fort. Und was noch sonderbarer erschien: das Meer von Cangoximo war von dieser Zeit an so reich an Fischen, als es früher arm daran gewesen war.

Eine Frau, die von den von Xaver bewirkten Heilungen, die in Indien stattgefunden hatte, hörte, brachte ihm ihr kleines Kind, das von Geburt an durch Geschwulste am ganzen Körper entstellt war. Xaver nahm das Kind in seine Arme, blickte es voll Mitleid an und sprach über es dreimal die Worte aus: "Gott segne dich!" Dann gab er der Mutter das Kind so gesund und schön zurück, daß sie ganz außer sich war.

Dieses Wunder wurde bald in der ganzen Stadt bekannt und erweckte bei einem Aussätzigen, der schon viele Jahre vergeblich um Heilung bemüht war, die Hoffnung, er könne sie nunmehr erlangen. Da er sich wegen seiner Krankheit nicht in der Öffentlichkeit zeigen durfte, mit keinem Menschen Umgang hatte und allgemein verachtet war, ließ er Pater Xaver zu sich rufen. Xaver war damals aber wegen seiner vielen Arbeiten nicht in der Lage, zu diesem armen Menschen zu gehen. Er schickte nun einen seiner Gefährten zu dem Kranken, mit dem Auftrag, diesen dreimal zu fragen, ob er an Jesus Christus glauben würde, falls er von seinem Aussatz geheilt werde. Verspräche er, den Glauben anzunehmen, so sollte der Bote dreimal das Kreuzzeichen über ihn machen. Alles geschah nach der Anordnung Xavers. Der Aussätzige gab sein Wort, ein Christ zu werden, wenn er seine Gesundheit erlangen würde. Kaum hatte der Gefährte Xavers die drei Kreuzzeichen über ihn gemacht, als sein Körper so rein wurde, wie wenn er niemals den Aussatz gehabt hätte. Der Geheilte glaubte und wurde getauft.

Aber das größte Wunder, das Xaver in Cangoximo wirkte, war die Auferweckung einer adeligen Jungfrau vom Tode. Sie war in der Blüte ihrer Jahre gestorben, und ihr Vater, der sie zärtlich liebte, war nahe daran, wahnsinnig zu werden, denn als Götzendiener hatte er keinen Trost in seiner Trauer. Seine Freunde, die ihn zu trösten versuchten, vergrößerten dadurch noch seinen Schmerz. Glücklicherweise waren aber unter diesen Freunden zwei Neubekehrte, die gerade noch vor der Beerdigung der Tochter ankamen. Sie rieten ihm, er möge Hilfe bei dem heiligen Mann suchen, der so große Dinge wirke, und ihn mit Vertrauen um das Leben seiner Tochter bitten. Weil der Heide durch die Neubekehrten überzeugt wurde, dem europäischen Bonzen sei nichts unmöglich, lief er zu Pater Xaver, warf sich ihm zu Füßen und beschwor ihn mit Tränen in den Augen seine einzige Tochter wieder zum Leben zu erwecken, und so auch ihm selbst das Leben wiederzugeben.

Xaver, gerührt vom Glauben und Schmerz des Heiden, zog sich mit seinem Gefährten Fernandez zurück, um zu Gott zu beten. Als er nach einer kleinen Weile zurückkam, sagte er zu ihm: "Geh hin, deine Tochter lebt!"

Da der Heide gehofft hatte, der Heilige werde mit ihm in seine Wohnung gehen und über den Leichnam seiner Tochter den Namen des Gottes der Christen anrufen, glaubte er, Xaver wolle ihn verspotten, und ging unzufrieden davon. Kaum hatte er aber einige Schritte getan, als einer seiner Diener kam, der schon von weitem rief, daß seine Tochter lebe. Sie berichtete nun ihrem Vater, daß sie, kaum daß sie ihren letzten Seufzer getan hatte, von zwei Teufeln von scheußlichem Aussehen ergriffen wurde, die sie in einen feurigen Abgrund stürzen wollten. Aber zwei Männer von ehrwürdigem und demütigem Aussehen hätten sie den Teufeln entrissen und ihr das Leben zurückgegeben, ohne daß sie wisse, wie dies zugegangen sei.

Der Japaner begriff, wer die zwei Männer waren, von denen seine Tochter sprach, und führte sie geradewegs zu Xaver, damit sie ihm für die so große Gnade danke. Kaum hatte sie den Heiligen mit seinem Gefährten gesehen, so rief sie aus: "Sehet da meine zwei Retter!" Augenblicklich baten Vater und Tochter um die Taufe. So etwas hatte man bei den Japanern noch nie gesehen; noch nie hatten sie sagen hören, die Götter Japans hätten die Macht, die Toten wieder zum Leben zu erwecken.

Diese Totenerweckung gab dem Volk einen hohen Begriff von Jesus Christus und verbreitete allenthalben den Ruf Xavers.

Aber nichts zeigt mehr, wie sehr Xaver von Gott geliebt wurde und wie viel er bei ihm vermochte, wie die harte Strafe, die Gott gegen einen Frevler verhängte, der aus Wut oder aufgrund von Aufstachelung durch die Bonzen eines Tages schreckliche Lästerungen gegen den Heiligen ausstieß. Dieser hörte ihn mit seiner gewöhnlichen Geduld an und sagte als Antwort auf die Beschimpfungen mit traurigem Blick: "Gott bewahre deinen Mund." Sogleich fühlte der Unglückliche, daß seine Zunge von einem Krebs befallen war. Eiter floß ihm aus dem Mund, Würmer krochen aus der Zunge, und der Geruch vertrieb die Leute aus seiner Nähe.

Diese so auffallende und schnelle Strafe hätte die Bonzen erschrecken sollen, aber sie wähnten sich, weil sie viele waren, in Sicherheit - alle verfolgten den Heiligen, und so meinten sie, daß einzelne von ihnen keine besondere Strafe treffen würde. Als eine reiche und edle Frau, die Gattin eines vornehmen Herrn bei Hofe, zusammen mit ihrer Familie feierlich getauft wurde, steigerte sich ihre Wut aufs äußerste.

Da sie jedoch sahen, daß das bis jetzt gegen Xaver Unternommene nichts ans Ziel führen würde, ersannen sie einen neuen Kunstgriff, den sie für sicher hielten: sie verklagten ihn beim König im Namen aller Götter des Landes.

Die Angesehensten der Bonzen wurde zu einer allgemeinen Versammlung einbestellt und beauftragt, zum König zu gehen. Sie gingen also zu ihm und sagten ihm im einem eher drohenden als ehrerbietigen Ton, sie seien von Xaqua, Amida und den andere Göttern Japans gesandt, um ihn zu fragen, an welchen Ort der Welt er sie verbannen wolle. Die Götter seien auf der Suche nach einem anderen Land und anderen Tempeln, weil er sie aus seinem oder vielmehr ihrem Reich schändlich vertreibe, um einen fremden Gott aufzunehmen, der alle göttlichen Rechte in Anspruch nehme, und keinen anderen Gott neben sich dulde. Hochmütig fügten sie hinzu, er sei zwar König, aber kein Eingeweihter, weder Schiedsrichter in Dingen der Religion, noch Richter der Götter. Außerdem fragten sie, wie wahrscheinlich es sei, daß alle Sekten Japans im Irrtum befangen und die aufgeklärtesten Völker der Erde seit Jahrhunderten getäuscht worden seien. Was würde wohl die Nachwelt sagen, wenn sie erführe, der König von Saxuma, der seine Krone den Göttern Xaqua und Amida verdanke, habe ihre Altäre umgestürzt und sie der Ehren beraubt, die sie immer genossen hatten? Würden nicht auch die Nachbarprovinzen die Ehre der Götter rächen? In einem solchen Fall scheine alles erlaubt zu sein, und das mindeste, das zu fürchten sei, wäre ein Bürgerkrieg, der deswegen um so grausamer sein würde, weil die Religion seine einzige Ursache wäre.

31. Folge

Nun war zuvor Umstand eingetreten, der dieser Beschwerde der Bonzen beim König günstig war. Er hatte nämlich erfahren, daß portugiesische Schiffe, die gewöhnlich in Cangoxima gelandet waren, die Straße nach Firando eingeschlagen hätten. Dies verärgerte ihn, weil seine Staaten auf diese Weise keinen Nutzen aus Handelsgeschäften mit den Portugiesen ziehen konnten, und weil sein Feind, der König von Firando, im Vorteil gewesen wäre. Es zeigte sich, daß das scheinbare Wohlwollen, das der König Pater Xaver erwiesen hatte, zum größten Teil auf Berechnungen des Eigennutzes beruhte. Sobald er nämlich diese Nachricht erhalten hatte, erkaltete die Zuneigung des Königs gegenüber Xaver, und er gab den Bonzen Gehör. Er bewilligte ihnen alles, was sie verlangten. Sogleich verbot er seinen Untertanen, die alte Religion des neuen Gesetzes wegen, das die europäischen Bonzen verkündeten, zu verlassen.

Unmittelbar nachdem das Verbot der Königs bekannt wurde, wagte es niemand mehr, sich auf die Seite der drei christlichen Ordensmänner zu stellen. Wie leicht ändert sich die Gunst des Volkes, je nach der Gnade oder Ungnade des Hofes!

Die wenigen, die bereits die Taufe empfangen hatten - ungefähr hundert Personen - ließen sich aber nicht mehr abwendig machen. Sie waren bereit, für die Ehre Jesu Christi die Verbannung und selbst den Tod zu erleiden. Obwohl Xaver ihrer Standhaftigkeit nicht mißtraute, wollte er sie doch durch gute Ermahungen stärken, ehe er die Stadt und das Reich verließ, in denen wohl keine Möglichkeit mehr bestand, den Glauben zu verbreiten.

Xaver versammelte täglich insgeheim diese neuen Christen, und nachdem er einige Stellen der Heiligen Schrift ins Japanische übersetzt hatte, die auf den Zustand der jungen Kirche in Japan anwendbar waren, erklärte er ihnen bei jeder Zusammenkunft eines der Geheimnisse des Lebens unseres Herrn, und seine Zuhörer wurden von einer inneren Wirkung des Heiligen Geistes so durchdrungen, daß sie dabei in Tränen ausbrachen.

Xaver ließ für die Gläubigen mehrere Abschriften seines Katechismus anfertigen. Nachdem er diesen durch eine ausführlichere Erklärung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, verschiedene geistliche Unterweisungen und eine vollständige Beschreibung des Lebens Christi ergänzt hatte, ließ er ihn in japanischer Schrift drucken und überall verbreiten.

Fortsetzung auf Seite 3

Personen
(Auswahl)

Lewis C. S.
Malagrida G.
Marescotti J.
Manning H. E.
Marillac L.
Maritain J.
Martin Konrad
Massaja G.
Meier H.
Mieth Dietmar
Mixa Walter
Mogrovejo T.A.
Moltke H. v.
Montalembert
Montecorvino J.
Moreno E.
Moreno G. G.
Mosebach M.
Müller Max
Muttathu-padathu
Nies F. X.
Nightingale F.
Pandosy C.
Paschalis II.
Pieper Josef
Pignatelli G.
Pius XI.
Postel M. M.
Poullart C. F.
Prat M. M.
Prümm Karl
Pruner J. E.
Quidort
Radecki S. v.
Ragueneau P.
Rahner K.
Ratzinger J.
Reinbold W.
Répin G.
Rippertschwand
Rudigier F. J.
Ruysbroek
Salvi Lorenzo
Sanjurjo D. S.
Saventhem E.
Schamoni W.
Schreiber St.
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Sierro C.
Silvestrelli C.
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Spaemann C.
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Stein Karl vom
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Stern Paul
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Talbot Matt
Therese
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Tolkien J.R.R.
Tournon Ch.
Vénard Th.
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Wittmann G. M.
Wurmbrand R.
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